Ingolstadt
Das Hupkonzert

Kaum Beschwerden über Autofestival am Volksfestplatz - Alternativer Standort laut Veranstalter kaum möglich

09.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr
Lärmgeplagte Anwohner fragen sich, warum das Autofestival mitten in der Stadt stattfindet. Viele Zuhörer kommen von weiter her und würden deswegen wohl auch problemlos ein Konzertgelände außerhalb der Innenstadt ansteuern, überlegt etwa Sabine Kerler, die unweit des Volksfestplatzes wohnt. Sie stört vor allem das Dauerhupen. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Sabine Kerler hat bisher keines der Konzerte des Autofestivals auf dem Volksfestplatz verpasst.

 

Alligatoah am Freitag, Scooter am Samstag, Revolverheld am Sonntag und zweimal Sido - sie war immer live dabei . Allerdings nicht ganz freiwillig. Sie wohnt in der Nähe und hatte immer wieder das Gefühl, die Konzerte fänden direkt vor ihrem Haus statt, berichtet sie. Wummernde Bässe, knallende Pyrotechnik und vor allem das ständige Gehupe der motorisierten Konzertbesucher habe sie "über Stunden verfolgt". Als Anwohnerin sei sie nicht zuletzt wegen der Volksfeste Lärm gewohnt, aber die andauernden Hupkonzerte seien deutlich störender gewesen. Wegen der Lärmbelastung hat sie sich deswegen bei der Stadt, dem Veranstalter und der Polizei beschwert.

Der 47-Jährigen ist wichtig, klarzustellen, dass sie keine "Spaßbremse" sein wolle. "Ich finde es gut, das Künstler während der Pandemie unterstützt werden", sagt sie. Und gegen lautes Feiern hat sie grundsätzlich auch nichts einzuwenden, sie findet nur, dass das Festival am falschen Ort stattfindet. "Warum muss das mitten im bebauten Gebiet stattfinden? ", fragt sie sich. Dass das Volksfest unmittelbar beim Busbahnhof stattfinde, sei nachzuvollziehen. Aber bei einem Autokonzert liege es doch in der Natur der Sache, dass die Zuhörer alle im eigenen Wagen kommen und da sei es doch eigentlich egal "wo die dann hinfahren". Warum also nicht auf den Westpark-Parkplatz oder vor den Sportpark? Dann müsste auch niemand auf die Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt verzichten.

Nach Angaben der städtischen Pressestelle lagen bis Dienstagnachmittag vier Beschwerden wegen des Autokonzerts vor. Das seien deutlich weniger als bei ähnlichen Veranstaltungen. So mancher Anwohner empfinde die Volksfeste offenbar störender als das Hupkonzert. Kerler möchte diesen Eindruck so nicht teilen. Sie weiß aus Erfahrung, dass die aktuelle Windrichtung eine entscheidende Rolle spielt, wie störend der Lärm vom Volksfestplatz wahrgenommen wird. In ihrer Nachbarschaft jedenfalls dächten viele wie sie, auch wenn sich nicht jeder offiziell beschwere. Immer wieder bekomme sie zu hören: "Was soll ich mich beschweren? Die Genehmigung ist durch, es wird sich nichts ändern, Augen zu und durch. " Auch Sabine Kerler geht es nicht darum, die noch ausstehenden Konzerte abzusagen oder zu verbieten. Allerdings könnte es doch sein, dass weitere Veranstaltungen dieser Art geplant werden. "Wer weiß schon, wie lange die Pandemie noch anhält", überlegt sie. "Wenn das der Fall ist, sollte man auch an die Anwohner denken", findet sie. Vielleicht wäre es ja auch für die anfahrenden Konzertbesucher angenehmer, sich nicht bis in die Innenstadt bewegen zu müssen. Der IN-Campus oder eben der Parkplatz vor dem Stadion seien doch viel besser zu erreichen - gerade für auswärtige Besucher, die über die Autobahn anreisen. Bei den ersten vier Konzerten war anhand der Kennzeichen deutlich erkennbar, dass tatsächlich viele Zuhörer von weiter her nach Ingolstadt gekommen waren.

Veranstalter David Krebs kennt all diese Überlegungen. Er hat sie vor dem Festival selbst angestellt. Allerdings habe es keine praktikable Alternative zum Volksfestplatz gegeben, berichtet er auf Anfrage des DONAUKURIER. "Der Parkplatz beim FC Ingolstadt 04 ist zu klein, um genügend Autos unterzubekommen, damit sich die Sache rechnet. " Stars wie Sido kosteten nun einmal eine Menge Geld und das könnte bei einem kleineren Konzert kaum wieder hereingeholt werden. Auch am Westpark sei das Autokonzert nicht möglich. "Dort gibt es Bäume, die die Sicht auf die Bühne versperren würden. " Der Volksfestplatz sei dagegen ideal. "Es gibt nur ganz wenige Plätze mit so einer Kapazität. Und einen davon haben wir hier in Ingolstadt. "

Auch wenn es nur relativ wenige Beschwerden wegen des Lärms gab, haben sie Krebs natürlich erreicht. Auch die Stadt hat sich an ihn gewandt. "Wir haben ihn gebeten, die Künstler darauf hinzuweisen, dass sie das Publikum nicht zum Hupen animieren sollen", sagt Stadtsprecherin Ingrid Schmutzler. Krebs verspricht, das zu tun. Außerdem werden die Besucher über Schriftbänder immer wieder darauf hingewiesen, unnötiges Lärmen zu unterlassen. Dass so mancher Musikfreunde mit der Hupe applaudiert, wird sich aber wohl auch in Zukunft nicht verhindern lassen.

Heute Abend geht das Autofestival mit Mike Singer, Kayef und Orry Jackson weiter. Für morgen ist Nico Santos angekündigt, am Freitag folgt Michael Patrick Kelly tags darauf kommen SDP und am Sonntag die Pochers. Noch gibt es einige Karten. Sabine Kerler wird wohl keine kaufen und dennoch wieder live dabei sein.

DK