Gaimersheim
Christian Becker kehrt FDP den Rücken

Differenzen mit Wahlkampfleiter Otto Hauf - Dieser entschuldigt sich im Namen der Gruppierung für das Verhalten des 42-Jährigen bei den Wählern

27.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:39 Uhr

Gaimersheim - Die Gruppierung FDP/Parteifreie Bürger wird im nächsten Gaimersheimer Marktgemeinderat nicht mehr vertreten sein, obwohl Gemeinderat Christian Becker sein Mandat - das einzige, das FDP/Parteifreie Bürger in dem Gremium haben - bei den Kommunalwahlen Mitte März verteidigt hat.

 

Denn Becker kehrt der FDP den Rücken, vor allem, weil er sich mit Otto Hauf, von dem er selbst im Mai 2015 und damit ein Jahr nach dem Beginn der jetzt zu Ende gehenden Wahlperiode den Sitz übernommen hatte, überworfen hat.

"Ich finde es wirklich traurig und schade, mich nach 13 Jahren von dieser stets treuen Truppe der FDP Gaimersheim zu trennen. Es ist hart, aber der Entschluss steht fest", sagt der 42-jährige Becker. Er müsse sich politisch verändern, denn "es kamen böse Worte auf" seitens Hauf, der ihm vorwerfe, sich im Wahlkampf nicht engagiert zu haben. Das sei ihm aber nicht möglich gewesen, verteidigt sich Becker, weil er in den Wochen und Monaten vor der Wahl nahezu ständig dienstlich unterwegs gewesen sei.

Dass Becker unter der Woche nicht in Gaimersheim sein konnte, streitet Hauf, der aufgrund der genannten Entwicklungen laut einem Mitgliederbeschluss den Wahlkampf von FDP/Parteifreie Bürger verantwortlich leitete, auch nicht ab. "Aber zumindest an den Wochenenden hätte er aktiv werden können", so Haufs Meinung. Stattdessen habe Becker jedoch seit seiner Nominierung "überhaupt nichts mehr getan". Er habe deshalb den Eindruck, dass Becker bereits im Oktober 2019 und damit "von vornherein" geplant hatte, sich einer anderen Gruppierung anzuschließen, sich aber dennoch von FDP/Parteifreie Bürger als Spitzenkandidat aufstellen ließ. Unabhängig davon sehe er aber ohnehin keinen Grund, warum Becker kein Gemeinderat der FDP mehr sein wolle, so Hauf. Das sei für ihn "Betrug und Verrat am Wähler und uns gegenüber".

Becker wiederum betont, keine Probleme mit der FDP an sich zu haben, was er auch dadurch dokumentiert sieht, dass er inzwischen beim Landratsamt Eichstätt seinen Verzicht auf den ebenfalls von ihm errungenen Kreistagssitz erklärt und diesen Posten an seinen Kreistagslistennachfolger, den Kreisverbandsvorsitzenden Thomas Schön, weitergegeben habe.

Seinen Sitz im Marktgemeinderat Gaimersheim will Becker freilich behalten. Am liebsten als Mitglied einer anderen Partei, aber notfalls auch weiterhin als Einzelkämpfer, dann jedoch als Parteiloser. Wenn der Abstand zwischen ihm und dem Zweiten auf der Gemeinderatsliste der FDP/Parteifreie Bürger recht gering gewesen wäre, hätte er sich eventuell überlegt, auch dieses Mandat zurückzugeben. Aber bei über 300 Stimmen Unterschied zwischen den 892 von ihm errungenen Stimmen gegenüber 577 von Beate Bittner auf Platz 2 sei das keine Option gewesen, so der 42-Jährige.

Hauf sieht im Gegensatz dazu die Differenz von gut 300 Stimmen allerdings als "kein großes Polster" für einen amtierenden Gemeinderat gegenüber Nicht-Mandatsträgern.

Becker hat mittlerweile mit zwei Parteien Gespräche über einen Wechsel geführt. Eine Entscheidung stehe, wie er am Freitag gegenüber unserer Zeitung sagte, aber noch aus. Wichtig sei, dass er auch bei seiner möglichen neuen Partei Unterstützung bei seinem Einsatz für einen kommunalen Ordnungsdienst sowie für eine Verkehrsdrehscheibe am Gaimersheimer Bahnhof erhalte.

Hauf hat derweil am Freitagabend seine und die FDP-Sicht auf die Dinge im Schaukasten der Partei an der Kirchenmauer an der Unteren Marktstraße publik gemacht und sich dabei auch bei den Wählerinnen und Wählern, die ihr Kreuzchen bei FDP/Parteifreie Bürger gemacht haben, für Beckers Verhalten entschuldigt.

DK