Ingolstadt
Brexit: Noch viele Fragen offen

IHK informiert Unternehmen über Konsequenzen des EU-Austritts

25.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:33 Uhr

Ingolstadt (mbl) Am 29. März will das Vereinigte Königreich die Europäische Union (EU) verlassen.

Das als Brexit bekannte Szenario, treibt derzeit nicht nur die Politik, sondern vor allem auch die Wirtschaft um. Sie steht auch in der Region Ingolstadt vor Herausforderungen mit teils noch völlig offenem Ausgang.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern hat sich deshalb jetzt zu einer sogenannten Brexit-Roadshow aufgemacht, die am Montag in Ingolstadt Halt machte. Etwa 60 Unternehmer aus der Region, die Geschäftsbeziehungen nach Großbritannien unterhalten oder dies vorhaben, konnten sich bei Fachexperten in persönlichen Gesprächen darüber informieren, wie die betrieblichen Prozesse bestmöglich auf den Brexit einzustellen sind. Vieles drehte sich dabei um Fragen zu Ein- und Ausfuhrbestimmungen und zum Steuerrecht. Aber auch Fragen, wie mit Waren mit Verfallsdatum umzugehen sei, wenn diese am Zoll auf die Einfuhr warten müssen oder wie Güter zu behandeln seien, die am Brexit-Stichtag um Mitternacht nach Großbritannien eingeführt werden, tauchten auf. Viele Fragen also zur "tatsächlichen Umsetzung", wie IHK-Geschäftsführerin Elke Christian gegenüber unserer Zeitung sagte. Sie stellte fest: "Die Unternehmen sind auf den Export vorbereitet, der zu leistende Zeitaufwand wirft aber Fragen auf. "

Eine Teilnehmerin der Brexit-Roadshow war Michaela Schenk, Inhaberin und Geschäftsführerin des Kleiderbügelherstellers Mawa in Pfaffenhofen. Sie übernahm den Traditionsbetrieb vor gut zehn Jahren, als dieser vor dem Aus stand, und führte ihn zurück ins internationale Geschäft. Das Unternehmen, das Großhändler beliefert, sei zu über 80 Prozent vom Export abhängig, so Schenk im Gespräch mit dem DK. Der Handel mit Großbritannien mache zwölf Prozent vom europäischen Umsatz aus. Fiele dieser weg, wäre das für den Betrieb nicht bedrohlich. "Wir wollen den Markt aber nicht aufgeben", sagte Schenk. Sie rechnet nach dem Brexit mit steigenden Preisen, weil sie eine Erhöhung der Logistikkosten und einen Verfall des Britischen Pfunds befürchtet. Ein "großes Risiko" sehe sie zudem in den umständlichen Formalitäten, etwa beim Zoll. Auch die Frage nach einer neuen Markenanmeldung im Vereinigten Königreich sei ein noch "ungeklärter aber für die Firma wichtiger Punkt", so die Unternehmerin. "Wir sind vorsichtig aber optimistisch", so Schenker. Zudem habe man vorsichtshalber Risikoabschläge gemacht und die Lager der Kunden in Großbritannien ausreichend aufgestockt, um eine Zwischenphase überbrücken zu können. Ohnehin sei die Logistik ein wichtiges Thema für regionale Firmen, findet Schenk. Demnach sei im Zuge des Brexit mit drastischen Staus an der Grenze zu rechnen. Schenk hofft deshalb, dass es nicht zu einem sogenannten harten Brexit kommt. "Das wäre für alle Beteiligten fatal", sagte sie. Statt dessen wünschte sie sich, dass die vorgeschlagene Regelung der EU greift. "Ich glaube aber nicht, dass die britische Regierung zustimmt", so Schenk.

Der Tag bei der IHK sei durch seinen Praxisbezug "sehr wertvoll" gewesen. Gut fand sie, dass politische Themen außen vor gelassen wurden und Unternehmen auf eine Checkliste zurückgreifen könnten, anhand der festgestellt werden kann, wie gut der jeweilige Betrieb auf den Brexit vorbereitet ist.

Die Liste und weitere Informationen gibt es im Internet unter www. ihk-muenchen. de/brexit.