Vohburg
"Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen"

Die Explosion bei Bayernoil ist für Vohburg mehr als nur ein schwerer Unfall - das wird auch im Stadtrat deutlich

19.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:08 Uhr
Tagelang musste nach der Explosion gelöscht werden. −Foto: Meßner

Vohburg (DK) Die Explosion bei Bayernoil hat bei der jüngsten Sitzung des Stadtrats Vohburg am vergangenen Dienstagabend eine lange und emotionale Diskussion losgetreten. Entscheidende Neuigkeiten wurden dabei nicht verkündet - dafür jede Menge Forderungen.

Gleich zu Beginn setzte Bürgermeister Martin Schmid (SPD) die Messlatte: "Seit der  Explosion  ist nichts mehr so, wie es einmal war." Ähnlich dramatisch fuhr er fort: "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, die Katastrophe wird in die Geschichte der Stadt eingehen."

Bürgermeister Schmid machte also überdeutlich, wie wichtig dieses Thema ist. Und letztlich meldete sich auch jede Fraktion zu Wort, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Doch zunächst trug der Rathauschef seine Version der Katastrophe vor. Er hatte nach seinen Worten erst wenige Stunden vor der Sitzung noch einmal mit der Geschäftsführung von Bayernoil telefoniert. Demnach ist die Ursache für das Unglück immer noch nicht bekannt, die Untersuchungen laufen. Schmid ließ das Geschehene Revue passieren, sprach von der ersten Alarmierung, der Rauchwolke, der Evakuierung, dem Ministerbesuch und dem großen Glück. Er betonte mehrfach in seinen Ausführungen, dass die Stadt darauf drängen werde, alle Informationen an die Öffentlichkeit weiterzugeben. "Es gibt nichts zu vertuschen." Er forderte eine lückenlose Aufklärung und fügte gleich noch mit Blick auf die Schäden hinzu, dass die Bürger nicht darunter leiden müssen. "Es müssen alle Schäden ersetzt werden", sagte er. Demnach sind bisher weit mehr als 500 Schadensmeldungen aus dem Umkreis eingegangen. Es werden aber noch deutlich mehr erwartet.

"Risiko muss reduziert werden"


Nach Informationen von Bayernoil laufen derzeit weiterhin die Aufräumarbeiten, dann geht es mit dem Neuaufbau los. In einigen Wochen soll der Betrieb - dann eben mit Einschränkungen - wieder aufgenommen werden. Daran knüpfte Bürgermeister Schmid gleich eine weitere Forderung: Das Risiko bei Bayernoil muss reduziert werden. Aus seiner Sicht sind die Gespräche mit den Verantwortlichen von Bay-ernoil bisher positiv gelaufen und er legt "ein gewisses Vertrauen" in die Aussagen der Geschäftsführung.

Schmid ging auch kurz auf den Brandbrief ein, den Matthias Kolbe aus Irsching veröffentlicht hatte und darin einen Stopp der Gasölbevorratung bei Uniper forderte. Der Bürgermeister stellte zunächst klar, dass die Genehmigung für dieses Projekt bereits am 27. Juli erteilt worden sei und es zunächst keine Möglichkeit gebe, daran etwas zu ändern. Allerdings ist das Vorhaben nun wohl beim Petitionsausschuss des Landtags gelandet und Schmid stellte klar: "Sobald wir eine Chance sehen, das Projekt zu stoppen, nehmen wir es auf die Tagesordnung."

Auch Uniper ist sich seiner Sache offenbar nicht mehr ganz so sicher, denn laut Schmid hat das Unternehmen sämtliche vorbereitende Maßnahmen auf Eis gelegt. Auch die Aktiven Vohburgern wollen laut Werner Ludsteck nicht zur Tagesordnung übergehen. Mit der Explosion habe sich ein "neues, sicherheitsrelevantes Ereignis" ergeben. Man müsse die Entscheidung für Uniper revidieren, sagte er. "Diese Gasölbevorratung können wir nicht tolerieren", sagte er. Aus Sicht des Unternehmens sei das legal, aber seiner Meinung nach nicht sinnvoll. "Uniper soll das Projekt stoppen."

CSU-Fraktionssprecher Xaver Dietz argumentierte ähnlich. Der Unfall bei Bayernoil sei vorbei, da könne man nichts mehr machen - bei Uniper jedoch schon. Seine Forderung: Es darf keine zusätzliche Belastung für die Bürger in Irsching geben. "Die Angst der Leute darf nicht weiter geschürt werden."

Sepp Steinberger (AV), kritisierte, dass es Uniper nur ums Geld gehe. "Die Gefahren für die Bürger sind egal." Er sprach von der ohnehin schon enormen Belastung der Bürger: die höchste CO2-Belastung, dazu der Lärm. Er konnte sich auch einen Seitenhieb nicht verkneifen und bemerkte, dass die Stadt jahrelang keine Gewerbesteuer von Bayernoil erhalten habe.

Oliver Rechenauer (SPD) lobte die besonnene Reaktion der betroffenen Bürger. Auch er vertritt die Auffassung, dass sich die Situation nun geändert hat und die Politik das Thema Uniper aufgreifen und Druck ausüben müsse.

Mit PFC gelöscht

Das Thema PFC beschäftigt nicht nur Manching und den Umgriff des Flugplatzes, sondern spätestens seit Bayernoil auch Vohburg. Die Frage, ob nach der Explosion PFC-haltiger Löschschaum zum Einsatz gekommen sei, beantwortete Bürgermeister Martin Schmid (SPD) ganz klar mit Ja. „Solche Brände können mit Wasser nicht gelöscht werden“, stellte der Rathauschef klar. Anders als beim Flugplatz Manching ist nach derzeitigem Kenntnisstand nichts davon in das Grundwasser gekommen. Das kontaminierte Löschwasser ist mit speziellen Anlagen bei Bayernoil aufgefangen und mit Hilfe von Aktivkohlefiltern gereinigt worden. Das Landesamt für Umwelt hat laut Schmid das Prozedere überwacht und entsprechende Messwerte genommen.

Markus Meßner