Vohburg
Bayernoil-Katastrophe: Ursache der Explosion steht noch nicht fest

Es gibt aber plausible Theorien

22.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:11 Uhr
Flammendes Inferno: Nach Polizeiangaben wurden 16 Menschen verletzt, aber zum Glück niemand getötet, als in den frühen Morgenstunden des 1. September der Bayernoil-Betriebsteil Vohburg in die Luft flog. Die Druckwelle war über Kilometer zu spüren. In Summe waren rund 650 Einsatzkräfte alarmiert. −Foto: THW Pfaffenhofen

Vohburg (DK) Der Behördenempfang von Bayernoil war in den vergangenen Jahren stets eine Jahresbilanz, eine gute. Manchmal waren die News mit einer Änderung der Eigentümerverhältnisse versetzt. Heuer stand nur ein Ereignis im Mittelpunkt: die verheerende Explosion am 1. September in Vohburg. Geschäftsführer Michael Raue betonte dabei erneut, dass die Ursache des Unglücks nach wie vor nicht feststeht.

"Lassen wir Bilder sprechen", begann Raue seinen Vortrag zu den Geschehnissen im September. Seine Aussage: "Den Schadenshergang kennen wir, die Ursache nicht." Raue rechnet auch zeitnah nicht mit Ergebnissen der immer noch laufenden Untersuchungen von Kriminapolizei und anderen Experten: "Wir erwarten eine Antwort aus Berlin im nächsten Jahr." In der Bundeshauptstadt werden die entsprechenden Bauteile untersucht.

Doch der Geschäftsführer erzählte ungefragt auch Neuigkeiten und untermauerte seine Aussagen mit einem Bild: "In einem Reaktor ist ein bemerkenswert großer Riss", sagte Raue. "Über eineinhalb Meter lang. Solch ein Spontanversagen dieses Bauteils haben wir noch nie erlebt." Das Bauteil hat ein Füllvolumen von 80 Kubikmetern, hier strömt Benzin zum Entschwefeln durch. Dieser Reaktor ist noch in der Raffinerie, soll demnächst ausgebaut und zum Begutachten gebracht werden.
Angesichts dieses Risses, so Raue, habe man überlegt, wie die Explosion stattgefunden haben könnte. "Es sind aber nur Vermutungen", betonte Raue. Es wird angenommen, dass durch den Riss heißes Benzin ("140 Grad heiß, der Druck liegt bei 24,8 bar", so Raue) ausgetreten ist. Das weitere Szenario: Von diesem Reaktor strömt die Flüssigkeit aus, fast wie bei einem Spray. Und diese hochentzündliche Wolke verursacht bei einem Luftkühler die erste Explosion. "Auch das vermuten wir nur", relativiert Raue. Sicher sind sich die Experten aber, dass es eine "Wolkenexplosion " war, dass das Gemisch also in einer gewissen Höhe explodiert ist. Für diese Theorie sprechen verschiedene Schadensbilder, die zeigen, dass die Druckeinwirkung von oben erfolgt sein muss.

Weil kurz darauf eine zweite Explosion erfolgte, wird vermutet, dass das über das Raffineriegelände wabernde Kohlenwasserstoffgemisch bei der ersten Explosion nicht komplett verbrannt war. Die Schäden an den Luftkühlern zeigen laut Raue deutlich, aus welcher Richtung die Druckwelle kam.

Das Unglück nahm exakt um 5.11 Uhr an diesem 1. September seinen Lauf. Raue erzählte, dass insgesamt vier Sensoren in kurzen Abständen eine zu hohe Gaskonzentration angezeigt hatten. Diese Sensoren haben bei einem Gasaustritt eine "Antwortzeit" von drei Sekunden. Nach der ersten Explosion "haben wir keine Infos mehr", sagt Raue. "Die Datenverarbeitung war beschädigt."
Um 5.12 Uhr wurden die Werksfeuerwehren alarmiert, die von Bayernoil, die von Airbus und die aus Münchsmünster. Eine Stunde später waren alle verfügbaren Wehren an Ort und Stelle, inklusive THW. Um 16.15 Uhr wurde der Katastrophenalarm beendet, und 17 Tage später, am 18. September wurden die zwei letzten Flammen gelöscht. "Das offizielle Feuer-Aus" sagt Raue.

Die Explosion am 1. September war über viele Kilometer hör- und spürbar, der Schaden wird im dreistelligen Millionenbereich angesiedelt. Vor allem in den umliegenden Orten (besonders in Irsching) gab es zum Teil schwere Schäden an Gebäuden. Die Regulierung läuft nach Anfangsschwierigkeiten und einer Bürgerversammlung zu diesem Thema mittlerweile gut. Wann Bayernoil in Vohburg wieder produzieren kann, steht noch nicht fest. Raue betonte gestern, man habe einen Untersagungsbescheid für den Standort bekommen. "Der gibt vor, wie wir in den nächsten Monaten arbeiten dürfen." Ziel bleibe aber, dass 2019 die Arbeit im gewohnten Maß wieder aufgenommen werden kann.

Spürbar ein Herzensanliegen war es Raue am Ende noch, allen zu danken, die nach der Explosion, in welcher Weise auch immer, geholfen haben.