Eichstätt
"Bodermo", "Kapitlbauer" und "Zwuzi"

Hausnamen sind bei älteren Bewohnern immer noch beliebt - Neue Tafeln an alten Gehöften

17.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:44 Uhr
Der Hof "Gougabaua" in Eichstätt am Ulrichsteig gehörte dem verstorbenen Landwirt Johann Eichiner, dem "Gougabauanhans". −Foto: Fotos: Ettle

Eichstätt (DK) Wenn jemand in Attenzell einen jüngeren Menschen nach dem "Bodermo" fragt, wird er wahrscheinlich ein Kopfschütteln und keine Antwort bekommen.

"Bodermo" ist kein Familienname, sondern ein Hausname. Und diese sind in Gefahr, allmählich in Vergessenheit zu geraten, werden aber von Alteingesessenen immer noch gern benutzt. Erst seit ein paar Jahren montiert man in ländlichen Orten Tafeln mit den alten Bezeichnungen an die Gehöfte.
Hausnamen sind gewöhnlich an ein Anwesen gebunden. Sie waren einst die gängige Bezeichnung, fast wie ein zweiter Nachname. In Orten, in denen die Tradition etwas gilt, zum Beispiel in Wolkertshofen, wird dem Hausnamen heute noch der Vorname angefügt, wie etwa "Scherler-Walli" oder "Pfisterer-Hans" und "Bicklwollner-Alois". Hausnamen sind ein Stück bayerische Kulturgeschichte.
Zur Übernahme oder Mitnahme der Bezeichnungen erklärte der Historiker und Kipfenberger Heimatforscher Elmar Ettle: "Der Hausname kann bei einem Haustausch oder Verkauf mitgenommen werden oder auf den neuen Besitzer übergehen. Die Geschwister eines Hoferben, die sich im Ort verheiraten, können den Hausnamen behalten. Der Hoferbe ist angenommen der ,Schmied', sein Bruder kann der ,Schmied-Hans', die Schwester die ,Schmied-Anna' sein. Wenn sie in einen anderen Hof einheiraten, erhalten sie natürlich diesen Namen und legen den elterlichen Hausnamen ab. "
In früheren Jahrhunderten, in denen es keine Grundbücher gab, dienten Hausnamen auch dazu, Rechte, Besitz, Lehen und Dienste zu bezeichnen. Knechte und Mägde konnten so zugeordnet werden. Ein schriftlicher Nachweis der Hausnamen und Berufe ist das Adressbuch 1963 der zum damaligen Landkreis Eichstätt gehörenden Gemeinden und Orte. Die heutigen Hausnamen entstanden oft aus Vor- oder Familiennamen vorheriger Hofbesitzer, in Irlahüll etwa der "Heckerander" (Andreas) oder der "Stoffl" (Christophorus) und in Altendorf der "Heißen-Bartl" (Bartholomäus). Vielfach lässt sich auf die Tätigkeit früherer oder aktueller Bewohner schließen. Das ist anzunehmen beim "Schmiedbauern" in Böhmfeld und dem "Lehrerbauern" in Adelschlag. In Buxheim gibt es den "Binderlenz", den "Schustergust" und den "Schlosser", sehr häufig einen "Müller", "Schneider", "Schreinermo", "Hafnerbauer", "Wegmacher", "Fischer", "Schäfer" oder "Wirt". Kurios muten in Badanhausen der "Untere Mühlarzt" (Nummer 5) und der "Obere Mühlarzt" (12) an. Ein Mühlarzt ist ein Handwerker, der Mühlen und Mahlwerke repariert. Der Hausname "Weber" ist in den meisten Orten bekannt, zum Beispiel Pfraundorf 7, ebenso "Kramer" wie in Biberg 7. Eine rare Berufsbezeichnung ist in Möckenlohe zu finden, der "Nodler". Da war wohl eine Näherin wohnhaft gewesen.
In Denkendorf beim "Bodermo" in Haus Nummer 35 saß gewiss einmal ein heilkundiger Bader; diese galten einst als "halbe Ärzte". Den Namen "Bader" findet man in einer Reihe von Orten. In der Kategorie Gesundheitswesen rangiert ferner der "Hebamer" in Egweil Nummer 18 und in Workerszell Nummer 11 ½ der "Lazarus".

Der Vollständigkeit halber noch ein paar Hausnamen aus dem Tierreich: In Pfraundorf Nummer 7 wohnt der "Taubenbauer", in Eberswang 2 der "Voglbauer", Kinding 54 nennt man "Beim Fuchsen". Ein "Lux" ist in Buxheim 9 und ein "Spatz" in Gelbelsee 32 daheim. In Eichstätt besteht ein "Bauernsach" mit Hausnamen, der allgemein bekannt ist: der "Gougabaua" beim Aufgang zum Ulrichsteig. Der letzte dort praktizierende Landwirt, der "Gougabauanhans", ist schon gestorben, er wird aber bestimmt noch lang in Erinnerung bleiben.
Lustige Spitznamen wurden auch gern verwendet. Es lässt sich nur vermuten, dass die folgenden Hausnamen zu dieser Sorte gehören: "Dattel" in Pfraundorf 5, , "Zwuzi" in Haunsfeld 6, "Buxl" in Schelldorf 9, "Webs" in Egweil 39 und "Hannihans" in Buxheim 23. Zünftige musikalische Leute sind wohl auch da zu finden, wo es "Zum Pfeifer", "Geiger" oder "Pfeifermichl" heißt.

Josef Ettle