Ingolstadt
Biene im Akkubetrieb

Studierende der THI entwickeln elektrisch angetriebene Ape - alle Bauteile passen in eine Box

19.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:46 Uhr
  −Foto: Fotos: Brandl

Ingolstadt (DK) Ein Karton, alles drin: Den Schrank zum Selbstmontieren aus dem Möbelhaus kennt jeder. Dass das Prinzip auf eine Piaggio Ape übertragbar ist, die damit von Verbrennungs- auf Elektroantrieb umgerüstet werden kann, das demonstrierte jetzt eine Gruppe Studierender an der Technischen Hochschule Ingolstadt.

Der praktische Flitzer auf drei Rädern aus Italien, der nicht umsonst den Namen Biene (auf italienisch Ape) trägt, ist 70 Jahre nach seiner Entwicklung nach wie vor als beliebter Kleintransporter verbreitet. Gerade in den Städten des Mittelmeerraumes - hier natürlich besonders in seinem Herkunftsland Italien - kommt das praktische Fahrzeug gerne zum Einsatz. Denn oft sind die verwinkelten Gassen der historischen Altstädte schlicht zu eng für größere Fahrzeuge. Und als Ausdruck italienischen Lebensgefühls gilt die große überdachte Schwester der Vespa (Wespe) mittlerweile auch als Kultfahrzeug, das auch in Deutschland immer öfter zu sehen ist.

Aber auch auf anderen Kontinenten wie in Afrika oder auch in Indien ist die Ape verbreitet. Regionen also, in denen Elektromobilität und Emissionslosigkeit immer wichtiger werden. Das sagt Matthias Groher, Projektleiter und Geschäftsführer des Instituts Neue Mobilität mit Sitz in Berlin. "Die Idee ist es deshalb, Elektroantriebe zum vernünftigen Preis und einfach umsetzbar auf die Straße zu bringen", sagt Groher. Seine Studierenden in Ingolstadt haben innerhalb einer Entwicklungsphase von zwei Semestern gemeinsam mit dem Kooperationspartner, der Firma intech aus Ingolstadt, eine benzinbetriebene Ape mit Zweitaktmotor auf Akkubetrieb umgerüstet. Dass diese voll funktionstüchtig und damit serienreif ist, führte die Projektgruppe jetzt auf dem Campusgelände der Technischen Hochschule vor, wo sie mehrere Runden mit der Ape drehte.

Die Umrüstung sei denkbar einfach, erklärt Florian Guggenberger, Sprecher der am Projekt beteiligten Studierenden. Demnach passten alle Umbaukomponenten in eine Kunststoffbox, die sich bei der Vorführung symbolisch auf der Ladefläche der orangefarbenen Ape befand. "Es sind keine Fachkenntnisse nötig, die Umrüstung des Antriebs kann daher von jeder Person mit etwas technischem Verständnis durchgeführt werden", sagt Guggenberger. An der Grundstruktur des Fahrzeugs ändere sich dabei gar nichts.

Bis zu 50 Kilometer pro Stunde ist die elektrische Ape schnell, büßt also, was die zugelassene Höchstgeschwindigkeit angeht, nichts ein. Die Reichweite der Akkus beträgt bis zu 100 Kilometer, ihre Haltbarkeit liegt laut Groher bei zehn Jahren. Der Zielpreis für die Umrüstung sei mit 3000 Euro pro Paket veranschlagt, sagt der Projektleiter. Nächstes Ziel sei nun die Markteinführung. "Ein erstes Projekt in Indien ist schon in die Wege geleitet", so Groher.

Michael Brandl