Ingolstadt
Auf dem Sprung zur Künstlerkarriere

Sechs junge Talente beeindrucken beim Stipendiatenkonzert in der Sparkassenzentrale am Rathausplatz mit großer Virtuosität

12.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:57 Uhr
Musikgenuss in der Schalterhalle: Christian Fuss, Student am Salzburger Mozarteum, brillierte mit einem Trompetenkonzert von Oskar Böhme. −Foto: Vesna Milkovic / Sparkasse

Ingolstadt (DK) Seit 2013 hat Eva-Maria Atzerodt, erfahrene Musikpädagogin am Reuchlin-Gymnasium und Leiterin mehrerer Chöre, den Vorsitz des Vereins zur Förderung musikalischer Talente von ihrem Vater, dem Konzertmanager Reinald Atzerodt, übernommen.

Der Verein existiert bereits seit 40 Jahren, damals mitbegründet vom inzwischen verstorbenen Sparkassenchef und leidenschaftlichen Kulturmäzen Johannes Bauer. Das Ziel ist nach wie vor die finanzielle Unterstützung von außergewöhnlich begabten jungen Menschen, die Musik studieren oder eine akademische musikalische Ausbildung anstreben. Dass diese Spendengelder genau richtig und vielversprechend investiert werden, beweist einmal mehr das diesjährige Exklusivkonzert für Fördermitglieder, zu dem Michael Gaßner, stellvertretender Vorstand des Geldinstituts, eingeladen hat. Auf absolut hohem Niveau präsentieren die insgesamt sechs Schüler und Masterstudenten verschiedener deutscher sowie österreichischer Universitäten und Hochschulen ihre Fortschritte in einem epochenübergreifenden Programm, das von der Romantik über die zeitgenössische Moderne bis hin zum Jazz führt.

Im Fokus stehen dabei in der Schalterhalle der Sparkasse am Rathausplatz diesmal durchweg die Holz- und Blechblasinstrumente: Valentin Schuld vom Eichstätter Gabrieli-Gymnasium, erfolgreicher Preisträger beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert, lässt sein "Midnight Euphonium" mit dem gleichnamigen Titel von Goff Richards zauberhaft erklingen, erzeugt in weichen, weiten Legato-Bögen träumerische Balladen-Stimmung beim Zusammenspiel mit Hugo Seebach am Flügel. Klarinettistin Sonia Lehrhuber hingegen tritt zu Henri Rabauds "Solo de Concours" in einen erst allmählich-zögerlich sich entspinnenden, dann sich immer rasanter entwickelnden dialogischen Wettstreit mit ihrer Klavierbegleiterin Ulrike Deluggi - und wandelt ihre Spieltechnik später in einer jazzigen "Sonatina" von Joseph Horovitz raffiniert zu einer locker und lässig daherkommenden Soundpalette um. Ihre Zwillingsschwester Veronika Lehrhuber, mit der sie gemeinsam an der Universität für Musik in Wien studiert, interpretiert demgegenüber auf filigrane, poetisch-grazile Weise "Drei Romanzen" von Robert Schumann, in denen ihr voller, warmer Klarinettenklang den Klavierpart (abermals Ulrike Deluggi) fast liebkosend umschmeichelt.

Was das Geschwisterpaar Kathrin und Christian Fuss auszeichnet, ist insbesondere die Tatsache, dass sich die beiden ganz selbstverständlich bei ihren jeweiligen solistischen Stücken gegenseitig am Klavier begleiten - und sich so obendrein als bemerkenswert agile Pianisten erweisen. Doch nicht nur das: Auf ihrer Querflöte meistert Kathrin Fuss (Studentin an der Hochschule für Musik in Bremen) die Anforderungen, die der berühmte Theobald Böhm als "Paganini der Flöte" in seiner "Grande Polonaise" in Form von sprudelnd-sprühenden Koloratur- und Trillerkaskaden an sie stellt, bravourös, lustvoll und tänzerisch akzentuiert, mit großer Leichtigkeit und Beweglichkeit im Ansatz. Über eine ebensolche Wendigkeit verfügt auch ihr am Salzburger Mozarteum studierender Bruder Christian, der mit souverän und strahlend tönender Virtuosität ein effektvolles Trompetenkonzert von Oskar Böhme zum Besten gibt.

Instrumental neu orientiert hat sich Jungstudentin Cornelia Wörmann, die von der Klarinette auf das Saxofon umgestiegen ist. Wie gut ihr das tut, sieht man ihr an: Mit vergnügtem Augenzwinkern neckt sie das Publikum, lässt sich gemeinsam mit Markus Schuster am Flügel frei und losgelöst fallen in den moderaten und doch zugleich drivigen Rhythmus, in die prägnante Erkennungsmelodie des Jazzstandards "Take Five".

Alle sechs Nachwuchskünstler haben sich mit diesen ausnahmslos überzeugenden Auftritten nicht nur dankbar für die erfahrenen Privilegien gezeigt, sondern anhand ihrer reifen Leistungen ebenso eindeutig das Fundament für eine potenzielle internationale Karriere weiter gefestigt. Und wenn man bedenkt, dass unter anderem auch äußerst erfolgreiche Profimusiker aus Ingolstadt wie der Cellist Alexander Suleiman oder der Bratschist Roland Glassl einst Stipendiaten des Ingolstädter Fördervereins waren, darf man auf die weitere Laufbahn dieser talentierten, hochmotivierten jungen Leute in der Tat gespannt sein.

Heike Haberl