Ingolstadt
Audi bietet kein Carsharing mehr in Ingolstadt an

Obwohl die Kundenzahl "im Rahmen der Erwartungen" lag

24.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:11 Uhr
Beim Start dabei: Ingolstadts OB Christian Lösel (links), Bettina Bernhardt, Geschäftsführerin der Audi Business Innovation GmbH München und Audi-Personalvorstand Wendelin Göbel. −Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt - Ein Ende ohne Paukenschlag: Audi hat den Carsharing-Dienst Audi on demand in Ingolstadt still und leise eingestellt. Das bestätigt Audi am Freitag auf DONAUKURIER-Anfrage. An fehlender Nachfrage der Kunden habe es aber angeblich nicht gelegen. Die Zahl der Nutzer sei im Rahmen der Erwartungen gelegen.

Noch im Januar 2019 hatte der Ingolstädter Autobauer verkündet, dass man das Audi-on-demand-Angebot in "zahlreichen Städten weltweit" ausbauen wolle. Gut 600.000 Kunden weltweit würden Audi on demand nutzen. Auf der Hauptversammlung 2018 hatte der Vorstand das Ziel verkündet, mit Audi on demand, Infotainment und anderen digitalen Geschäftsmodellen 2025 eine Milliarde Euro Betriebsgewinn zu erwirtschaften.

Am Freitag teilte der Autobauer auf DONAUKURIER-Anfrage mit, dass das Audi on demand-Angebot in Ingolstadt nicht weiter besteht - und das bereits seit 19.Dezember 2019. An fehlender Nachfrage liegt das scheinbar nicht. Denn die Zahl der Kunden sei "im Rahmen der Erwartungen gelegen", so Audi auf Nachfrage. Man bitte um Verständnis, dass man keine konkreten Zahlen nenne.

Audi werde sich "im Rahmen der Mobilitätsstrategie ganz auf den Ausbau von Audi on demand an unseren Handelsstandorten konzentrieren". Handelsstandorte seien etwa Audi Zentren oder Händler. Darüber hinaus baue man das "Mobilitätsangebot" gemeinsam mit dem Partner Sixt weiter aus -  an relevanten Standorten in Innenstadtlagen sowie an Verkehrsknotenpunkten wie Flughäfen oder Bahnhöfen.

"Am Standort Ingolstadt haben wir in den vergangenen Monaten zahlreiche Erkenntnisse gesammelt - etwa zu den Bedürfnissen unserer Kunden und deren Mobilitätsverhalten. Diese fließen in die Weiterentwicklung von Audi on demand und in andere künftige Mobilitätsprojekte ein", teilt Audi weiter mit. 

"Arbeiten aktuell daran, diese Lücke zu schließen"

Aktuell gibt es laut Audi noch kein alternatives Angebot für Audi on demand in Ingolstadt. "Wir arbeiten aktuell daran, diese Lücke zu schließen", heißt es vonseiten des Ingolstädter Autobauers. Das Audi on demand-Angebot in Ingolstadt hatte seit Juni 2019 bestanden. 

In Ingolstadt bot der Autobauer ein sogenanntes standortbasiertes Carsharing an. Das bedeutet, dass Kunden die Wagen am Audi-Forum zu den Öffnungszeiten abholen und dort auch wieder abstellen mussten. Zuvor konnten sie ihn unter anderem mit einer App buchen. Zwischen 23 und 44 Euro zahlten Kunden bei Audi on demand pro Stunde. Dafür bekam man einen Wagen nach Wunsch, den man aus einem bestehenden Portfolio aussuchen konnte. 

In zahlreichen weiteren Städten bietet der Ingolstädter Autobauer Audi on demand weiter an.

Auch Mazda bietet kein Carsharing mehr an

Der japanische Autobauer Mazda hat sich bereits im August 2019 aus dem Carsharing-Bereich zurückgezogen. Mazda hatte in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, Lidl und dem Mobilitätsdienstleister Choice Wagen zum kurzfristigen Leihen angeboten. Insgesamt 850 Fahrzeuge von Mazda konnten über die Mazda Carsharing-App oder die Flinkster-App der Deutschen Bahn gebucht werden. „Im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, Lidl und Choice haben wir wertvolle Erkenntnisse aus dem Projekt gewonnen. Langfristig ist jedoch leider der Betrieb der Flotte für uns wirtschaftlich nicht darstellbar", sagt Stefan Kampa, Senior Manager Retail, Fleet und Mobility bei Mazda Deutschland.

In Ingolstadt hatte Mazda über ein Autohaus ein standortbasiertes Carsharing angeboten. Eine Stunde Miete für einen Mazda 3 oder CX 3 hatten dort etwa 5 Euro plus 25 Cent pro zurückgelegtem Kilometer gekostet. 

Flinkster bleibt

Damit bleibt Flinkster, der Anbieter für Carsharing der Deutschen Bahn, als einziger Anbieter in Ingolstadt zurück.  Flinkster ist laut der Bahn Deutschlands flächengrößtes Carsharing-Netzwerk und besteht seit 2001. Rund 4.500 Fahrzeuge stehen mit einer App für 350.000 Kunden zur Verfügung. Am Standort Ingolstädter Hauptbahnhof, der seit 2008 besteht, stehen drei Fahrzeuge zur Verfügung (Kleinwagen, Kompaktklasse, Kombi), wie das Unternehmen auf DONAUKURIER-Anfrage mitteilt. 

Aus "Wettbewerbsgründen" teile die Deutsche Bahn nicht mit, wie viele Kunden den Standort Ingolstadt bisher genutzt haben. "Wir sind mit der Nutzung und Entwicklung der Ingolstädter Station am Hauptbahnhof zufrieden", teilt ein Unternehmenssprecher aber mit. Eine Ausweitung des Angebots sei derzeit aber nicht geplant.

Sophie Schmidt