Ingolstadt
Ein Bett aus Schotter

Der künftige Audi-Bahnhalt nimmt allmählich Konturen an - Arbeiten liegen im Zeitplan

28.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:21 Uhr
Der Audi-Bahnhalt ist ein Mittelbahnsteig. Auf dem Schottter, wo die zwei Arbeiter laufen, verläuft künftig das Gleis. Rechts daneben der spätere Bahnsteig. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Der Audi-Bahnhalt nimmt allmählich Gestalt an. Logistisch ist das 15-Millionen-Projekt eine Herausforderung, da drei Baustellen koordiniert werden müssen. Ende 2019 sollen die erste Fahrgäste ein - und aussteigen.

Gemütlich ist dieses Bett nun wirklich nicht. Blau schimmert der Schotter mit seinen geschärften Kanten in der gleißenden Sonne. Die Schaufel eines Baggers streicht ihn glatt, damit er einmal die Schwellen für den Gleiskörper des künftigen Audi-Bahnhalts tragen kann. Die Schienen liegen auch schon parat und müssen später noch verlegt werden. Nur eins erscheint dem Laien etwas seltsam: Dass die Bahn für einen nagelneuen Halt völlig rostige Gleise nimmt. Ob's denn da keine anderen gegeben hat? "Das ist das neue Gleis", klärt Anton Knapp auf. "Am Anfang ist es oben noch rostig. Wenn Züge darauf fahren, ist der Rost weg und die Oberseite wird glatt", erklärt der Pressesprecher der Bahn in Bayern. Wieder was gelernt.

Wer derzeit einen Blick auf die große Baustelle am Ende der Ettinger Straße wirft, kann leicht die Orientierung verlieren. Denn es sind gleich drei Baustellen, die im Norden des riesigen Audi-Firmengelände bei der TE parallel betrieben werden. Da ist der 4. Abschnitt der Ostumgehung Etting, für den vor kurzem eine Behelfsbrücke über die Bahnlinie nach Treuchtlingen eingehoben wurde. Am Montag wurden noch die Reste der alten Brücke abgebrochen. In Sichtweite entsteht der neue Bahnhalt, wobei es sich hier um zwei Baustellen handelt. Die DB Netze erneuert das bestehende Gleis nach Treuchtlingen, während die DB Station und Service den Bahnsteig baut.

Dem entsprechend ist für Projektleiter Michael Balbach die Logistik das Schwierige, während der Bahnsteig an sich keine große Herausforderung darstellt: Ein kompletter Neubau und darüber hinaus keine Züge und keine Reisenden. Die Strecke ist seit 18. Mai gesperrt, die Fahrgäste werden mit Bussen befördert. Doch die Bündelung der Baumaßnahmen war gewollt, denn so geht's am schnellsten. Die gesamten Arbeiten unterliegen einem strammen Zeitplan, weil ab Montag, 4. Juni, die Züge wieder fahren sollen. Dann wird alles etwas schwieriger, denn der Bahnsteig ist dann gleichsam eine Insel mit Gleisen rechts und links. "Für diese Sperrung brauchte es einen extrem langen Vorlauf", sagt Balbach, der seit Ende 2014 mit dem Projekt befasst ist. Denn Fahrpläne werden drei Jahre vor deren Gültigkeit erstellt.

Auf der Baustelle wird zurzeit rund um die Uhr gearbeitet. Gleis- und Tiefbau, der Bahnsteig oder die Gründungen für die Aufzüge: Alles muss Hand in Hand gehen. Deshalb werden viele Teile schon vorgefertigt angeliefert. und mit Kränen an ihre jeweilige Position gehoben. Da können sich die Lastwagen und Sattelschlepper auf der einzigen Zufahrt schon mal stauen. Die August-Horch-Straße, die auf der Baustelle kaum noch zu erkennen ist, wird aber später wieder wie gehabt zu befahren sein.

Bereits jetzt kann man die Umrisse des Audi-Bahnhalts in seinen Grunzügen erkennen. Knapp ein Drittel des 170 Meter langen Mittelbahnsteigs sind überdacht, rund 800 Meter Schiene mussten verschwenkt werden. Den Fahrgästen stehen ab Ende 2019 zwei Aufzüge zur barrierefreien Erschließung sowie eine Überführung mit Treppen auf der Westseite zur Verfügung. Auf der östlichen Seite des Bahnsteigs wird der Audi-Steg gebaut. Dieser verbindet das Werksgelände mit dem Mittelbahnsteig. Es gibt jeweils im Süden und im Norden einen Zu- und Abgang, wobei der südliche Abgang mit einem Drehkreuz gesichert wird und nur Werksangehörigen zugänglich ist.

Ebenfalls sowohl im Norden und im Süden des künftigen Audi-Bahnsteigs sind zwei Verkehrsdrehscheiben geplant. Die nördliche umfasst einen kleinen Busbahnhof mit insgesamt sechs Haltestellen, 15 Park-and-ride-Stellplätzen, zwei Taxiplätze sowie eine Anzahl von Radständern. An beiden Verkehrsdrehscheiben stehen den Werksangehörigen später einmal Audi-interne Shuttlebus-Haltestellen zur Verfügung.

Der Audi-Bahnhalt ist ein Gemeinschaftsprojekt des Freistaats Bayern, der Stadt, der Bahn und von Audi. Die Kosten werden auf rund 15 Millionen Euro beziffert. Ende kommenden Jahres sollen die Arbeiten beendet sein.

Bernhard Pehl