Ingolstadt
Bewohner beklagen "menschenunwürdige Zustände"

15.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:24 Uhr

Ingolstadt (sic) Ihr Leidensdruck muss enorm sein. Rund 20 Bewohner der Asylbewerberunterkunft P3 an der Manchinger Straße, die meisten von ihnen sind ukrainische Staatsbürger, machten sich vor Kurzem zum Verlagsgebäude des DONAUKURIER auf, um der Lokalredaktion von ihren Lebensumständen zu berichten.

 Dabei brach sich eine Menge Bahn: Frustration. Wut. Bittere Enttäuschung. Manche scheinen wegen der Zustände in der Containersiedlung der Verzweiflung nahe. Was die meist jungen Leute beklagen, steht in Einklang mit Beschwerden, wie sie hinter allen Zäunen der Abschiebeeinrichtungen laut werden: schlechtes, eintöniges Essen. Selber kochen ist verboten, sogar das Aufwärmen von Gläschen mit Babykost werde von der martialisch auftretende Security streng unterbunden, so die Vorwürfe. Die Bewohner bekämen auch keinerlei Reinigungsmittel, um eigenhändig die - wie sie beklagen - schlechte Hygiene zu verbessern. Oder um Babyfläschchen zu desinfizieren. "Wir verlangen wirklich nicht viel", sagt Alexander (25), der gut Deutsch spricht. "Aber wir wollen behandelt werden wie Menschen! " Aber das sei in der Unterkunft P3 - einer von vier Standorten des Transitzentrums Ingolstadt/Manching zur beschleunigten Abschiebung von Asylbewerbern mit geringen Anerkennungschancen - nicht gewährleistet, sagt er.

"Wir dürfen nicht mal Milch für die Kinder selber aufwärmen", erzählt die Ukrainerin Vera (21). "Das Essen ist überhaupt nicht für Kleinkinder geeignet. " Sie bekämen zum Beispiel grob geschnittene Karotten mit Reis vorgesetzt. "So etwas isst doch kein Einjähriger! " Eine eigene Küche für die Bewohner würde viel Zündstoff aus der ohnehin explosiven Stimmung in der Unterkunft nehmen - das wiederholen die Asylbewerber im Gespräch immer wieder. "Wir würden auch gerne kräftig putzen, aber man gibt uns keine Hygienemittel! ", klagt Sabina (23). "Ratten laufen durch das Lager. Es ist einfach fürchterlich! "

Und dann die Männer vom Sicherheitsdienst: "Das sind fast nur Türken, die mögen uns Ukrainer nicht und lassen uns das ständig spüren", erzählt Vera. "Die sind aggressiv. " Religiöse Gegensätze spielten bei dieser Aversion ebenfalls eine Rolle, behaupten die Bewohner. "Die meisten Security-Männer sind Muslime und feinden uns an, weil wir Christen sind. "

Am Ende ihres Besuchs beim DK bekräftigen die Ukrainer ihr nüchternes Resümee: "Wir verlangen wirklich nicht viel. "

Die für die Einrichtungen zuständige Regierung von Oberbayern widerspricht den Klagen über das angeblich nicht kindgerechte Essen und das Verbot, Milch selber aufzuwärmen (siehe auch den Hauptartikel): "Es gibt täglich Babynahrung in Gläsern, es stehen Aufwärmbehälter zur Verfügung  und es wird auf religiöse Traditionen Rücksicht genommen", sagte Daniel Waidelich, der zuständige Sachgebietsleiter der Regierung von Oberbayern, gestern während der Pressetour durch die frühere Max-Immelmann-Kaserne auf Anfrage des DK.

Aber es bleibe dabei: Die Bewohner dürfen nicht selber kochen. Wegen des Brandschutzes. "Das gibt uns der Gesetzgeber so vor, und da kommen wir nicht dran vorbei. " Denn "wir" - das hört man an jenem in jederlei Hinsicht erkenntnisreichen Vormittag im Transitzentrum von offizieller Seite immer wieder - "sind ja nur die Vollzugsbehörde".