Ingolstadt
Stein des Anstoßes

Asylbewerber berichtet nach Tumult in der Unterkunft P3 von aggressiven Reaktionen auf einen friedlichen Protest

25.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:21 Uhr
In der Aufnahme- und Rückführungseinrichtung für Asylbewerber an der Manchinger Straße ist am Dienstag ein Nigerianer vor der Polizei geflohen. Er sollte abgeschoben werden. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Nach dem Polizeieinsatz in der Asylbewerberunterkunft P3 am Donnerstagnachmittag hat sich am Freitag die Initiative Infobus zu Wort gemeldet, die der Darstellung widerspricht, der Tumult im Containerdorf sei ausgebrochen, weil ein Bewohner zu betrunken war, um bei der Geldausgabe den Erhalt seines Taschengeldes zu quittieren und deswegen bei der Auszahlung nicht bedacht worden sei.

Vielmehr hätten die Bewohner der Unterkunft in einem Akt des friedlichen Protests die Geldannahme verweigert, um gegen die Kürzung des Taschengeldes seit diesem Monat zu demonstrieren. Laut Infobus erhält ein Alleinstehender ab sofort 35 Euro im Monat. Die Asylbewerber wehrten sich auch dagegen, künftig statt einer Pauschale für "Mobilität und Transport" Monatstickets für den ÖPNV zu bekommen. Das habe ein Asylbewerber den Aktivisten geschildert.

Auch dem DONAUKURIER berichtet der Ukrainer Dmytro Skyrta - der eigentlich in der Unterkunft am Audi-Kreisel wohnt und am Donnerstag im P3 zu Besuch war -, von "freiedlichem Protest". Die Bewohner wollten einen Verantwortlichen sprechen, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Der Sicherheitsdienst habe die Protestierenden aber gewaltsam aus dem Gebäude vertreiben wollen und die Polizei gerufen.

Beamte der Polizeiinspektion (PI) fuhren daraufhin wie berichtet an die Manchinger Straße, um die beiden betrunkenen Asylbewerber in Gewahrsam zu nehmen, bei deren Geldausgabe es laut Security zu dem Tumult gekommen war. Der Polizei wurde von rund 50 aggressiven Personen berichtet, weswegen rund 100 Einsatzkräfte zum Containerdorf eilten. Die Beamten, die die beiden nachweisbar betrunkenen Nigerianer in die Dienststelle bringen sollten, hätten sich einer aufgebrachten Menschenmenge gegenüber gesehen und seien verbalen Angriffen ausgesetzt gewesen, sagt Matthias Schäfer, der stellvertretende Leiter der PI, der den Einsatz koordinierte. Die Einsatzkräfte hätte die Situation schnell beruhigen können. Infobus wirft der Polizei vor, den Protest "aggressiv beendet" zu haben.

Wie es zu dem Tumult kam und ob die beiden Nigerianer ihre Unterschrift nicht leisten konnten (wie die Security sagt) oder wollten (wie Infobus sagt), sei für den späteren Polizeieinsatz nicht entscheidend gewesen, so Schäfer, am Freitag auf Anfrage. Der Vorwurf, die Polizei sei bei dem Einsatz und der anschließenden Durchsuchung der Unterkunft aggressiv und eskalierend vorgegangen, weist er zurück. "Es war alles angemessen. " Dass die Polizisten etwa Kleidungsstücke aus den Zimmern auf den Flur geworfen hätten, stimme "definitiv nicht".

Johannes Hauser