Ingolstadt
Ansturm auf die Sommerblumen

Die Landesgartenschau verschenkt Pflanzen, die in diesem Jahr nicht mehr gebraucht werden

04.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:14 Uhr

−Foto: Laura Csapó

Ingolstadt - Hunderte Meter lang sind die Warteschlangen schon eine halbe Stunde, bevor es überhaupt losgeht: In einem Auto- und Fahrrad-Drive-In verschenken Mitarbeiter der Landesgartenschau am Donnerstag und Freitag ab 14 Uhr Sommerblumen, die wegen der Corona-Krise in diesem Jahr nicht mehr ausgestellt werden können.

Die Landesgartenschau  wird erst im kommenden Jahr stattfinden, und weil die Gewächse nun nicht mehr auf dem Gelände gepflanzt werden, wollten die Organisatoren den Ingolstädtern eine Freude mit der Geschenkaktion machen.

Einen Karton mit sechs verschiedenen Pflänzchen darf jeder mit nach Hause nehmen. 30 000 Pflanzen in 5000 Kartons verteilen die Mitarbeiter der Landesgartenschau insgesamt, sagt Geschäftsführerin Eva Linder – eine Hälfte am Donnerstag, die andere am Freitag. „Da braucht niemand Angst haben, dass er  keine Blumen mehr bekommt“, sagt sie. Linder hat mit einem großen Andrang gerechnet, dass aber gleich so viele vorbeikommen, überrascht sie trotzdem. „Wir kommen kaum mit dem Nachfüllen hinterher.“ 

Die Mitarbeiter überreichen die Blumenkästen im Sekundentakt: „Das ist ein richtiges Workout“, sagt eine der Helferinnen am Fahrrad-Drive-In. Alle arbeiten mit Maske und Handschuhen, die Abstände müssen eingehalten werden und Auto- und Radfahrer müssen bei der Übergabe einen Mundschutz tragen.  Das funktioniert bei fast allen ganz gut, trotzdem müssen die Helfer  an der Fahrradschlange immer wieder zum Abstandhalten und zügig Weitergehen mahnen. 

Wer schon einen Karton ergattert hat, zeigt sich begeistert von der Aktion.  „Das ist ein bisschen Landesgartenschau für den eigenen Garten“, sagt zum Beispiel  Barbara Alberter, 41 Jahre alt, die mit ihrem dreijährigen Sohn Felix  (Bild unten)  im Fahrrad-Drive-In wartet. Auch René Gegenfurtner (42) aus Gaimersheim freut sich: „Ich habe über Mundpropaganda von der Aktion gehört und pflanze die Blumen in meinem Schrebergarten ein. Pflanzen für  lau sind immer eine super Sache.“ Und sie sind  ein kleiner Trost für Gartenschau-Fans, denn die meisten, die nun einen Karton  abholen, haben bereits Karten  gekauft und sich schon auf die Eröffnung gefreut. 

Veronika Frank (65) aus Gaimersheim sagt: „Dass die Landesgartenschau dieses Jahr nicht stattfinden kann, ist wirklich schade, aber da müssen wir jetzt einfach abwarten.“ Die Sommerblumen will sie nun in ihrem eigenen Garten anpflanzen und hat schon extra vorab einen Kübel dafür gekauft. Die Geschenkaktion sei eine gute Lösung, sagt sie, denn so habe sie wenigstens schon in diesem Jahr ein bisschen was davon. 

Genau das war das Ziel von Geschäftsführerin Eva Linder: „Es ist schön zu wissen, dass furch die Aktion ein Stück Gartenschau in vielen Ingolstädter Gärten und Balkonkästen erblüht.“ Und die Pflanzen finden so wenigstens noch einen Nutzen und landen nicht auf dem Müll. Die Blumen für das Frühjahr waren bereits angepflanzt, sagt Linder. Von den Sommerblumen habe man nun einen Teil verkaufen können, einige in der Stadt angepflanzt und mit dem Rest nun auch den Ingolstädtern eine Freude machen können. 

Es sind typische Sommerpflanzen in den Kartons: Lobelien, Mohn, Verbenen, Gräser, Dahlien, Löwenmäulchen oder Salbei. Die Mischung ist zufällig. Und während sich die meisten Besucher  riesig über die kostenlosen Boxen freuen und sich bei den Helfern bedanken, gibt es doch den ein oder anderen, der verhandeln möchte – ob  er denn einen Karton mit mehr Rottönen haben könne oder vielleicht auch gleich einen mehr. Die Gartenschau-Mitarbeiter bleiben gelassen und arbeiten im Akkord. Und auch das Wetter spielt mit und erspart ihnen zumindest in den ersten Stunden den Regenguss. Am Freitag ab 14 Uhr gibt es noch einmal Blumengeschenke zum Abholen – solange der Vorrat reicht. 

Laura Csapó