Ingolstadt
Ansturm auf FFP2-Masken

Bedürftige bekommen einige Exemplare kostenlos - Kritik von OB Scharpf: "Zumutung für Kommunen"

13.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:24 Uhr
Die Nachfrage nach FFP2-Masken ist groß, seit das ab Montag geltende Gesetz bekannt wurde. In der Oberen Apotheke begann der Run auf die Masken am Dienstagmittag. Apotheker Anton Brandl (u.) erklärt, worauf es bei den Masken ankommt. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Ab Montag besteht in Bayern im Nahverkehr und beim Einkaufen FFP2-Maskenpflicht.

 

Damit soll insbesondere hinsichtlich der noch vielfach infektiöseren Virus-Mutation die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus eingedämmt werden. Denn, anders als die sogenannten Community-Masken, filtern FFP2-Masken einen Großteil der Viren heraus und schützen damit nicht nur andere, sondern auch den Träger.

In Ingolstadt und den umliegenden Landkreisen hat das Gebot einen Ansturm auf FFP2-Masken ausgelöst. Kaum war die Neuregelung in den Nachrichten verkündet, war die Nachfrage in den heimischen Apotheken und Drogeriemärkten riesengroß. "Am Dienstagmittag, als das raus war, gab es einen richtigen Run", sagt Apotheker Anton Brandl. Es gebe genügend Masken. Zumindest bei ihm in der Oberen Apotheke. Der Apotheker und sein Einkäufer Peter Winkler haben frühzeitig vorgesorgt. Als im Dezember für jeden über 60-Jährigen drei Gratismasken ausgegeben wurden, hatte er 40000 FFP2-Masken im Lager. Rund 9000 Masken habe er in dieser Zeit ausgegeben. "Am ersten Tag waren 1200 Leute da", erzählt Winkler. Momentan seien etwa 20000 Stück auf Lager. Für Kinder oder zierliche Frauen bekommt er Ende der Woche spezielle Kinder-FFP2-Masken.

 

FFP2-Masken, KN95, N95 - die Auswahl an den sogenannten Partikel filtrierenden Halbmasken ist groß. Insbesondere im Internet sind aber mitunter auch Fälschungen unterwegs. Wichtige Qualitätsmerkmale sind laut Brandl das CE-Kennzeichen mit vierstelliger Prüfnummer und ein DIN-Isonorm-Kennzeichen. Im vergangenen Jahr, als die Pandemie ihren Anfang nahm und es zu wenig Masken gab, galt eine Übergangsbestimmung - es konnten auch Masken, die keine Kennzeichnung hatten, verkauft werden. Normalerweise dürfen in Deutschland nur Masken in Umlauf gebracht werden, wenn sie eine CE-Kennzeichnung haben oder die Qualität mittels eines Konformitätsgutachtens sichergestellt sei. "Wir haben für jede Maske ein Rückstellungsmuster einschließlich Bezugsadresse", so Brandl.

Mittels Berechtigungsschein bekommen alle ab 60 Jahren und Menschen mit Vorerkrankungen demnächst für eine Zuzahlung von zwei Euro weitere sechs FFP2-Masken. Die Berechtigungsscheine verschicken sukzessive die Krankenkassen. Bei Brandl kann man sie sich mittels einer "FFP2-Maskenpost" sogar zuschicken lassen. "Wir brauchen dafür nur den Berechtigungsschein. "

 

Nicht nur in der Oberen Apotheke ist die Nachfrage groß. Beim Drogeriemarkt Müller in der Ludwigstraße waren die FFP2-Masken am Mittwoch ausverkauft, so Geschäftsführer Gerhard Vogl auf Anfrage. "Wir hoffen, dass wir am Samstag wieder Ware bekommen. " Auch in der Rathaus-Apotheke in Manching ist nach den Worten einer Angestellten "die Hölle los". "Wir geben fast nur noch Masken aus. "

Manch einer freilich schimpft, dass die nicht gerade billigen FFP2-Masken vom Staat verordnet, aber nicht vom Staat bezahlt werden. Zumal es eigentlich Einwegprodukte sind, die zwar durch Aufheizen bei 80 Grad im Backofen mehrmals wiederaufbereitet werden können, öfter als fünf Mal sollte das aber nicht geschehen. Bei Preisen von durchschnittlich zwischen zwei und fünf Euro pro Maske geht das ins Geld. Insbesondere für Rentner, die mitunter jeden Cent umdrehen müssen. "Das ist definitiv ein Problem", sagt Alexandra Rieß, Geschäftsführerin der Caritas-Sozialstation in Ingolstadt.

Doch es soll Abhilfe geben. Bayern stellt 2,5 Millionen FFP2- oder gleichwertige Schutzmasken für Bedürftige kostenlos zur Verfügung, teilten Ministerpräsident Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Mittwochnachmittag mit. Die Masken sollen möglichst bis Ende kommender Woche über die Kommunen an die Berechtigten verteilt werden. Die Stadt Ingolstadt hilft zusätzlich: "Um bedürftige Personen bei der Erstausstattung zu unterstützen, wurde heute Nachmittag entschieden, dass die Stadt aus ihren Beständen jedem über 15-jährigen Leistungsberechtigten nach dem Sozialgesetzbuch II und XII und Asylbewerberleistungsgesetz sowie jedem Haushalt, der Wohngeld erhält, zwei FFP2-Masken als Grundausstattung zur Verfügung stellen wird", teilte Stadtsprecher Michael Klarner mit - unabhängig von der Aktion des Freistaates. Der Versand soll kurzfristig per Post organisiert werden. Rund 8000 Personen sollen Masken erhalten. Auf seiner Facebookseite erklärte OB Christian Scharpf am Abend, dass die Stadt sich bemühe, diese noch am Freitag zu versenden. Aber: "Das geht logistisch nicht einfach so über Nacht. " Mit der Staatsregierung geht er entsprechend ins Gericht. Es sei eine "Zumutung", wie der Freistaat mit den Kommunen umgehe. Das sieht er auch für jene so, die keine Masken gestellt bekämen und nun "eine Drogerie nach der anderen abklappern müssen". Die Regierung müsse "erst überlegen und dann Pressemitteilungen verschicken".

DK

 

Ruth Stückle