Ingolstadt
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SPD-Vorstoß im Ingolstädter Stadtrat: Bürgerfest plus Herzogsfest ergibt Stadtfest 2022

21.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:26 Uhr
Stimmung durch Musik: eine typische Bürgerfest-Szene. −Foto: Eberl (Archiv

Ingolstadt - Der Ausschuss hat getagt - doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Die Diskussion um das Ingolstädter Bürgerfest 2022 geht weiter. Nun startet auch die Stadtrats-SPD einen Vorstoß pro Bürgerfest im kommenden Jahr.

Wie berichtet, tagte vergangenen Dienstag der Veranstaltungsausschuss des Ingolstädter Stadtrates und sprach sich mehrheitlich dafür aus, im Jahr 2022 wie geplant ein Herzogsfest stattfinden zu lassen. Zuvor hatte die Fraktionsgemeinschaft FDP/ JU nicht locker gelassen und einen Antrag auf Abhaltung eines Bürgerfestes im kommenden Jahr eingebracht. Ihre Begründung: Die Ingolstädter liebten ihr Bürgerfest, es wirke identitätsstiftend, trage zur dauerhaften Belebung der Innenstadt bei und sei auch für Touristen eine echte Attraktion. Also solle ein Bürgerfest das geplante Herzogsfest ersetzen.

Das Kulturreferat und die Mehrheit des Veranstaltungsausschusses sah diese Umplanung allerdings kritisch. Hauptargument: Das Herzogsfest sei bereits terminiert und kommuniziert, die Teilnehmer und Fieranten würden fest damit rechnen. Dabei gibt es unter den Stadträten große Sympathie für das Bürgerfest, wie die Ausschusssitzung und auch ein Stimmungsbild, das der DONAUKURIER im Juli veröffentlicht hatte, zeigen.

Nun versucht sich die SPD an einem salomonischen "sowohl - als auch". Ihr Vorschlag: Ein aus Herzogs- und Bürgerfest kombiniertes "Stadtfest". SPD-Stadtrat Jörg Schlagbauer brachte dabei als Vorbild die "Oide Wiesn" ins Spiel. Seit einigen Jahren gibt es in München neben dem Oktoberfest eine "Oide Wiesn" mit einem speziellen historischen Flair, die direkt an das Oktoberfest auf der Theresienwiese angegliedert ist; das Gelände ist jedoch abgesperrt und man muss Eintritt bezahlen.

Also: Ein Bürgerfest in der ganzen Stadt und um das Neue Schloss ein Herzogsfest in einem abgetrennten Bereich. Mit dieser Lösung, so Schlagbauer, "würden wir nicht nur den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach einem Bürgerfest aufgreifen, wir könnten auch die Händler, Gastronomen sowie Künstlerinnen und Künstler unterstützen und die historischen Elemente des Herzogsfestes einbringen". Dieses Stadtfest soll dann zum einen den Höhepunkt der Festivitäten zum 550-jährigen Gründungsfest der Universität Ingolstadt darstellen, das 2022 das ganze Jahr über gefeiert werden soll; zum anderen wäre es auch eine gute Gelegenheit, das dann (hoffentlich besiegelte) Ende der Corona-Krise zu begehen.

Kommenden Donnerstag, 28. Oktober, soll der Stadtrat im Plenum darüber entscheiden, welche Feste im kommenden Jahr nun stattfinden. Dabei soll nach den Vorstellungen der SPD also geprüft werden, "ob es anlässlich des 550-jährigen Jubiläums der Gründung der ersten bayerischen Universität eine Chance gibt, das Herzogsfest mit einem einmaligen Stadtfest zu verknüpfen - als Treffpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger. " Das Herzogsfest dem Bürgerfest zu opfern, wäre also nicht nach dem Geschmack der SPD.

Stadtrat Klaus Mittermaier betonte: "Allerdings wäre es sehr bedauerlich, wenn das turnusmäßig 2022 stattfindende und ebenfalls beliebte Herzogsfest ausfallen würde. " Vor allem im Hinblick darauf, dass das Herzogsfest mit seinen mittelalterlich kostümierten Teilnehmern erst wieder 2026 stattfinden würde. Denn im Augenblick gilt folgende Regelung: Das Bürgerfest alle zwei Jahre und in den Jahren ohne Bürgerfest einmal das Herzogsfest und einmal das "Zam"-Fest, eine Art abgespecktes Bürgerfest.

Nun wird also in einer Woche der Stadtrat darüber debattieren, wie es im Festkalender im Jahr 2022 weitergeht. Bei den meisten Bürgerinnen und Bürgern jedenfalls scheint die Präferenz klar zu sein: Inzwischen haben bereits mehrere hundert Ingolstädterinnen und Ingolstädter eine Online-Petition unterschrieben, die sich für ein Bürgerfest im kommenden Jahr ausspricht.

Kommentar von Christian Silvester

Ingolstädterinnen und Ingolstädter, die in einer richtigen Universitätsstadt studieren wollen, ziehen nach dem Abitur in der Regel weg. Manche kommen öfter, andere seltener zu Besuch in die Heimat. Streng genommen gibt es nur zwei Termine, an denen wirklich alle (gut: fast alle) kurz nach Ingolstadt zurückkehren: Weihnachten (wegen der Familie) - und wenn die Stadt ihr Bürgerfest feiert.

Es ist die einzige Großveranstaltung in Ingolstadt, die das Präfix Kult verdient; das Open Flair war mal ein Kult-Festival, ist aber Geschichte.

Kulturreferent Gabriel Engert ist kein Ingolstädter und deshalb frei von wundervollen Erinnerungen an legendäre Abende auf den Bürgerfesten. Er scheint dessen hohe Bedeutung für so viele Schanzer mehrerer Generationen auch nach 27 Jahren im Amt immer noch nicht erkannt zu haben.

Das erste Herzogsfest fand 2008 statt. Ein aufgesetzter Sommerfasching mit dem immer gleichen Händler-Wanderzirkus, bei marginaler Beteiligung der Ingolstädter. Auf Bürgerfesten ist das anders. Bitte wieder jedes Jahr!

DK

Markus Schwarz