Ingolstadt
"Alle halbe Jahre wieder"

Erneut Kundgebung des Aktionsbündnisses "Ingolstadt ist bunt" gegen ZFI-Tagung im VHS-Haus

04.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:19 Uhr
Die Teilnehmer der Kundgebung gegen die Tagung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI). −Foto: Schmidl

Ingolstadt (DK) Am kommenden Donnerstag berät der Ausschuss für Sport, Veranstaltungen und Freizeit über einen Antrag der Grünen-Fraktion, städtische Räume künftig nicht mehr für Veranstaltungen mit rechtsextremen Inhalten zu vermieten. Am Samstag zeigte das Aktionsbündnis "Ingolstadt ist bunt" wieder einmal vor der Stadtbücherei mit einer Kundgebung Flagge gegen die gleichzeitig im benachbarten VHS-Haus stattfindende Tagung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI).

"Wir stehen schon wieder hier", sagte Linken-Politikerin Eva Bulling-Schröter im Namen des Aktionsbündnisses. Und es klang weniger resigniert als vielmehr trotzig. Die Stadt lasse sich einfach nicht davon überzeugen, die "geschichtsrevisionistische Tagung aus der VHS zu verbannen", so Bulling-Schröter. Sie erwarte aber von der Stadtspitze, "Empathie zu entwickeln". Solange dies freilich nicht der Fall sei, sei es "gut, dass wir wieder hier stehen". Die frühere Bundestagsabgeordnete kündigte an, dass das Bündnis dies so lange tue, "bis die Tagung nicht mehr in städtischen Räumen stattfindet".

Neben Schauspielerin Victoria Voss vom Stadttheater Ingolstadt, die zum Thema passende, nachdenklich machende Texte las, erhielt das Bündnis erstmals auch Unterstützung von kirchlicher Seite. Der katholische Pfarrer von St. Michael in Etting, Reinhard Förster, stellte gleich klar, er sei "nicht einer Partei verpflichtet, sondern dem Evangelium und dem Menschen". Man müsse die Einheit suchen, so Förster, nicht die Menschen auseinanderdividieren. An der ZFI bemängelte er, dass viele ihrer Beiträge "kaum Literaturangaben" aufweisen würden. Das sei "nicht wissenschaftlich". Und er fügte an: "Im Studium wäre man damit durchgefallen." Schließlich forderte der Geistliche, man müsse "die Stimme erheben und aufstehen, wenn andere nur einseitige Sichten verbreiten". Bulling-Schröter gab daraufhin ihrer Hoffnung Ausdruck, dass "diese Worte die Herzen der CSU im Stadtrat erreichen".

Agnes Krumwiede, Vorsitzende des Grünen-Bezirksverbands Oberbayern, meinte in ihrem Redebeitrag, "eine Vermietung in Ausnahmefällen nicht zuzulassen, ist eine Frage der Haltung". Und sie führte dafür auch ein Beispiel an, bevor sie mit den Referenten der ZFI-Tagung hart ins Gericht ging: "Bei uns in Ingolstadt bekommt ein CSU-kritischer Komponist - Zitat: "aus politischen Gründen" - eine Absage für ein Konzert im Münster, nicht aber die revisionistische ZFI für ihre Tagung in einem städtischen Gebäude. Das muss man sich mal vorstellen!"

Krumwiede forderte, klare Kante zu zeigen gegen Rechts. Denn wer dies nicht tue, "stärkt die Rechten und kassiert dafür die Quittung - wie bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen". Allerdings zeigte sich die Grünen-Politikerin auch überzeugt: "Wir sind mehr! Dieser ewig gestrige Herrenclub der ZFI ist die Vergangenheit. Wir sind die Zukunft!"

Caroline Klapper von den Linken fragte eher rhetorisch in Richtung Stadtspitze, wie es sein könne, dass man "alle halbe Jahre wieder" zu dieser Kundgebung zusammenkommen müsse. Ihrer Meinung nach ist ein "Rechtsruck in Ingolstadt deutlich spürbar", weshalb sie zuletzt auch "plötzlich ein Problem" mit der Behinderung ihrer Tochter erkannte. Ihr Fazit: "Ich hoffe bei den nächsten Kommunalwahlen auf ein deutliches Zeichen."

Gerda Büttner (SPD) bedauerte, dass "die Roten fehlen" bei der Kundgebung, denn früher hätte "die SPD eine der Vorreiterrollen im Kampf gegen die ZFI" inne gehabt.

Und Lisa Munz aus Reichertshofen monierte, dass bei den Kundgebungen gegen die ZFI in Ingolstadt "noch nie ein Bürgermeister dabei gewesen" sei. In Pfaffenhofen nehme Stadtoberhaupt Thomas Herker (SPD) dagegen regelmäßig an solchen Veranstaltungen teil.

Vor der Vorberatung am Donnerstag und vor allem vor der für den 4. Dezember im Stadtrat geplanten Entscheidung über den anfangs genannten Grünen-Antrag fasste Bulling-Schröter jedenfalls für alle noch einmal zusammen: "Es ist Zeit, was zu tun und nicht daneben zu stehen."