stadtgeflüster
Abgerechnet wird zum Schluss

19.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:38 Uhr

(reh) Wer je mit einem Kleinkind zum Essen gegangen ist, kennt die Situation natürlich bestens.

Wie kann man in einem italienischen Restaurant guten Gewissens ein paar trockene Nudeln mit Ketchup bestellen, wenn das Angebot auf der Speisekarte überquillt von verlockenden Köstlichkeiten, von denen höchstens weitgereiste Italien-Urlauber berichtet haben? Wo Nudelsorten genannt werden, die wir weder aussprechen können, noch beschreiben und schon gar nicht gekostet haben. Und dann soll man um soßenlose Penne mit einem Schuss von dem bitten, was den Italiener sofort in Tränen ausbrechen lassen würde: pappsüße Tomatenpampe in der Flasche. Denn was anderes nimmt das Kleinkind ja nicht zu sich. Nichts zu machen.

Gut, an diesem Tag vielleicht schon, denkt man sich und ordert in einem Ristorante in der Region dann die einfachste Form, die Penne al pomodoro, von der Karte. Könnten ja doch schmecken. Der Hinweis auf das anwesende Kind und eine Kinderportion war obligatorisch, obwohl durch die schiere Präsenz des augenscheinlich noch minderjährigen Gastes am Tisch eigentlich unnötig. Als dann auch noch mit dem kleinen Teller die Kindergabel mitgeliefert wurde (Grazie! ) und der Spross tatsächlich die Nudeln mit Tomatensoße zum Mund führte, dort einschob, kaute und hinunterschluckte, konnte sich allseits ein Gefühl der Zufriedenheit einstellen. Lief doch.

Die Stimmung sank aber ganz schnell in den Keller, als dann nach dem Verzehr der schmackhaften Speisen die Rechnung kam. Das Bambino war dem Ristorante-Personal offenbar so ans Herz gewachsen, dass sich die halb aufgegessene Kinderportion gar nicht mehr auf der Abrechnung fand. Dafür waren aber die Portionen der anderen Beteiligten in voller Höhe aufgeführt, obwohl diese einen der bekannten Zwei-für-eins-Gutscheine aus den weit verbreiteten Restaurantbüchern präsentiert hatten. Das günstigste Hauptgericht aber waren nun mal die Kindernudeln befand die Bedienung auch noch nach der wiederholten Intervention durch die erwachsenen Begleiter des Bambinos. Ob man sich im Ristorante noch einmal sieht, ist sehr fraglich. Und wenn dann nur zu trockenen Nudeln mit Ketchup.