Ingolstadt
ADFC Ingolstadt hat einen neuen Vorstand

"Verkehrspolitisch hat sich wenig getan": ADFC fordert Verbesserungen für Radfahrer in Ingolstadt und übt Selbstkritik

10.01.2022 | Stand 25.10.2023, 11:26 Uhr
Wollen das Radeln in Ingolstadt sicherer machen: Der Vorstand des ADFC mit Uschi Feyrer-Ziob und Christoph Spaeth an der Spitze. −Foto: Schoch

Ingolstadt - Der ADFC Ingolstadt hat einen neuen Vorstand.

Die Vertreter der Radfahrer, allen voran die Kreisvorsitzende Uschi Feyrer-Ziob sowie der Vorsitzende Christoph Spaeth, wollen das Radfahren in Ingolstadt sicherer und komfortabler machen. Dafür nehmen sie auch die Stadtverwaltung in die Pflicht.

Die Vorrangroute nach Mailing endet abrupt. Der Radweg führt auf die Straße und von dort weiter in den Stadtteil Ingolstadts hinein. Autofahrer und Radfahrer teilen sich fortan die Ortsdurchfahrt. Parkende Autos und Bushaltestellen werden zu Hindernissen. Im Zweifel bremst der Radfahrer. Sicher ist sicher. Dabei sollte es bei einer Vorrangroute genau anders herum sein. "Auf den Vorrangrouten sollten die Radfahrer freie Fahrt haben", sagt die Kreisvorsitzende Uschi Feyrer-Ziob. Doch die Vorrangrouten in Ingolstadt hätten den Namen nicht verdient.

So sieht der neue Vorstand des ADFC Ingolstadt in den schlecht umgesetzten Vorrangrouten eines der drängendsten Probleme der Stadt. Aber sie sparen nicht an Selbstkritik. "Verkehrspolitisch hat sich wenig getan in Ingolstadt, was sicherlich auch am ADFC lag", sagt Feyrer-Ziob. So sei beispielsweise die Zusammenarbeit in der Vergangenheit zwischen dem Verein und der Stadt nicht optimal gewesen. Dies gelte es nun zu verbessern.
Raum für Veränderungen gäbe es in Ingolstadt genug. "Für uns ist es schleierhaft, warum Ingolstadt den Zuschlag als fahrradfreundliche Kommune erhalten hat", sagt der Vorsitzende des ADFC Ingolstadt, Christoph Spaeth. "Das können wir nicht nachvollziehen. " Dies führe zu Selbstzufriedenheit. Und damit zu Stillstand: So würden dadurch bislang sowieso schon langsame und zurückhaltende Umsetzung von Projekten weiter verzögert. "In der Haushaltsrede von OB Scharpf spielt der Radverkehr nach außen hin beispielsweise keine große Rolle", sagt Spaeth, der für Bündnis90/Die Grünen im Stadtrat sitzt. "So wurde der Radverkehr darin nicht einmal erwähnt. " Deshalb sei es kaum verwunderlich, wenn keine wegweisenden Veränderungen für Radfahrer im kommenden Jahr geplant seien, sondern nur Sanierungen bestehender Radwege.

Dabei sei genau jetzt die Zeit reif, Neues zu wagen, Mut zu beweisen. "Das Rad ist das ideale Fortbewegungsmittel", sagt der 40-Jährige. "Es hilft im Kampf gegen den Klimawandel. Die Coronakrise hätte dem Radfahren zu neuer Beliebtheit verholfen. Und die Entwicklung der Städte geht auch weg vom Auto als Hauptverkehrsmittel. " Jetzt müsse also umgedacht werden. Das Rad mehr in den Mittelpunkt gestellt. Aber die Prioritäten seien leider immer noch anders verteilt: So würden die Radwege immer noch den Straßen nachrangig behandelt werden. Eine Hoffnung hat der neue ADFC-Vorstand: "Der neue Baureferent der Stadt ist selbst Radfahrer", sagt Spaeth. "Er ist den Radthemen aufgeschlossen. " Doch leider spiegele die Organisation in der Stadtverwaltung ein Stück weit das Dilemma der Radfahrer wider. Es gäbe zwar einen Radfahrbeauftragen. Aber nicht - wie beispielsweise in anderen Städten - eine Stabsstelle, um dem Radthema zusätzliches Gewicht und Priorität einzuräumen. "Der Antrag der SPD dafür liegt seit Sommer vergangenen Jahres vor", sagt Spaeth. "Aber es ist noch nichts passiert. " Zwar wäre in der Zwischenzeit ein Radverkehrsbeirat gegründet worden. Aber dieser hätte noch nicht getagt.

So gelte leider weiterhin das bestätigte Vorurteil: Ingolstadt ist eine Autostadt und das Radfahren liegt weit zurück. "Wir könnten mit ein paar wenigen, kostengünstigen Maßnahmen bereits viel erreichen", sagt Feyrer-Ziob. So stünde vor dem neuen Vorstand also noch viel Arbeit.

Das gilt neben verkehrspolitischen Themen auch für das zweite Standbein des ADFC, den Tourenfahrten. Dabei handelt es sich überwiegend um Eintagestouren, meist sonntags, die der ADFC veranstaltet. "Es sind Genusstouren, in der Regel rund um Ingolstadt", sagt die Rentnerin und passionierte Radfahrerin. Meist würden das Angebot ältere Menschen nutzen. "Wir möchten den ADFC aber auch gerne für jüngere Menschen interessant machen", sagt die 61-Jährige. Potenzial sieht sie genug in Ingolstadt. So wären beispielsweise eine Mountainbike- oder Rennradgruppe schön.

DK

Timo Schoch