Ingolstadt
80-Jährige lag tot in ihrem Keller

Kripo und Staatsanwaltschaft gehen von Gewaltverbrechen in Haunwöhr aus - Bisher kein Tatverdächtiger

14.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:27 Uhr
In diesem Haunwöhrer Anwesen starb die 80-jährige Ingolstädterin einen gewaltsamen Tod. Der volle Briefkasten weist auf eine länger zurückliegende Tat hin. −Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Eine 80 Jahre alte Frau aus Ingolstadt ist am Mittwochabend tot in ihrem Wohnhaus im Stadtteil Haunwöhr aufgefunden worden.

Eine Polizeistreife entdeckte die Leiche im Keller des Anwesens. Nach bisherigem Ermittlungsstand liegt ein Gewaltverbrechen vor. Das bestätigte auch das Ergebnis einer bereits am Donnerstagvormittag durchgeführten Obduktion bei der Rechtsmedizin in München.


Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt geht von einem Totschlagsdelikt aus, wie sie gestern mitteilte. Ob ein Mord daraus wird, also die Tötung zum Beispiel aus Habgier, niederen Beweggründen oder zur Vertuschung einer anderen Straftat, muss sich erst noch zeigen. "Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir im Moment leider nicht recht viel mehr bekanntgeben, vor allem kein Täterwissen", erklärte die stellvertretende Behördenleiterin Andrea Grape. "Wir wollen ja möglichst schnell einen Tatverdächtigen finden und deshalb nicht zuviel verraten." Das gelte im Besonderen für die genaue Todesursache.

Fest steht, dass die Seniorin schon einige Tage lang nicht mehr gesehen worden war. Aus dem Briefkasten ihres Anwesens in einer schmalen Seitenstraße von Haunwöhr quollen die Zeitungen heraus, auf einem Zettel an der Haustür heißt es (Zitat): "Hallo Frau ?. . Frau G. war da leider konnte ich sie nicht erreichen Rufen sie mich an". Am Dienstag hatten drei Leute unabhängig voneinander in der Nachbarschaft herumgefragt, ob jemand die 80-Jährige gesehen habe, sie öffne auf ihr Klingeln nicht. Da die Witwe - ihr Mann war schon vor vielen Jahren gestorben - offenbar weitgehend zurückgezogen lebte, wusste aber niemand Bescheid. Am Mittwochabend gegen 20.30 Uhr verständigte dann die Haushaltshilfe der Ingolstädterin die Polizei. Eine Streife öffnete mit Unterstützung der Berufsfeuerwehr die Haustür und entdeckte die Tote im Keller.

Die Situation war wohl so eindeutig, dass sofort die Kripo Ingolstadt anrückte und die Ermittlungen aufnahm. "Überall sind Fahrzeuge in unserer kleinen Straße gestanden, ich habe Männer in weißen Schutzanzügen herumlaufen sehen", sagte eine Nachbarin gestern früh. Die Spurensicherung dauerte die ganze Nacht über an, erst nach 8 Uhr holte ein Bestatter die Leiche der Frau ab und brachte sie zur Rechtsmedizin nach München. Das erste Obduktionsergebnis lag am Nachmittag vor und bestätigte den Verdacht eines Tötungsdelikts.

Die Umstände des Verbrechens bleiben aber vorerst nebulös, zumindest nach außen. Die 80-Jährige lebte nach Aussagen aus ihrem Umfeld wohl schon seit ihrer Kindheit in der Straße, sie ist dort aufgewachsen. Ihr Elternhaus, in dem jetzt Mieter wohnen, steht direkt neben dem Anwesen, wo das Verbrechen geschah. Die Seniorin soll unter der Woche überwiegend allein in dem Haus gelebt haben.

Ihr Sohn ist dort zwar ebenfalls gemeldet, soll sich aber nach Aussagen aus der Nachbarschaft von Montag bis Freitag beruflich bedingt meist außerhalb der Region aufgehalten haben. Dem Vernehmen nach traf er am späten Donnerstagnachmittag zur Anhörung bei der Kripo in Ingolstadt ein. Eine Zeugin will ihn Anfang der Woche noch gesehen haben, als er vor dem Hoftor des Anwesens auf und abging. Wann der Mann seine Mutter zuletzt lebend gesehen hat, ist offen. Die Haushaltshilfe war nach vorliegenden Informationen zuletzt am 8. November, also vor einer Woche, in dem Haunwöhrer Anwesen.

Als Täter käme eventuell ein Einbrecher infrage, den die Hauseigentümerin beim Einsteigen in den Keller überraschte und der sie dann tötete, um unerkannt zu entkommen. Gegen diese mögliche Theorie spricht allerdings die Tatsache, dass die Kellerfenster massiv vergittert sind, Spuren eines Einbruchs fanden sich am Donnerstag auch nicht an den übrigen Fenstern oder an den Türen des Hauses.

Die Kriminalpolizei Ingolstadt hat das Grundstück inzwischen mit Flatterband abgesperrt und ein Verschlusssiegel an der Haustür angebracht. Am Donnerstagnachmittag startete sie Anwohnerbefragungen, die Ermittlungen im Umfeld des Opfers dauern weiter an.

Horst Richter