Ingolstadt
30 Jahre INVG - 100 Tage Verkehrsverbund

Nahverkehrsgesellschaft begeht Doppeljubiläum mit Sonderfahrt für den DK und Aktionstag im Lokalradio

09.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:20 Uhr
  −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Sie trägt einen guten Teil des Personennahverkehrs in Stadt und Umlandgemeinden und ist vielen Begehrlichkeiten, mitunter auch der Kritik aus der Politik und aus der Bevölkerung ausgesetzt: Die Ingolstädter Verkehrsgesellschaft, kurz INVG, ist in diesen Tagen 30 Jahre alt geworden.

Nach drei Jahrzehnten ist die INVG auch endlich in einem regionalen Verkehrsverbund angekommen, der an diesem Montag seit 100 Tagen besteht. Das wird mit einem Aktions- und Informationstag in Zusammenarbeit mit dem Lokalsender Radio IN begangen: Dort laufen den ganzen Tag über Einspielungen zur Geschichte und zum Tagesgeschäft der Gesellschaft sowie ein Gewinnspiel.

Der DONAUKURIER hat indessen am Samstag bei einer kleinen Sonderfahrt mit den Verantwortlichen des Unternehmens der INVG-Historie nachgespürt. Mit dabei zwei Männer der ersten Stunde: Geschäftsstellenleiter Hans-Jürgen Binner war 1988 federführend eingebunden, als die Verkehrsgesellschaft aus der Taufe gehoben wurde, und Busfahrer Recep Yesilbas hat schon seinerzeit zu den Leuten gehört, die im Auftrag des Nahverkehrsunternehmens Fahrgäste sicher durch die Stadt befördert haben: Damals noch im Dienst der KVB, inzwischen bei der Stadtbus Ingolstadt (SBI), fuhr und fährt er bis heute in der Regel pro Schicht um die 150 Kilometer zusammen und dürfte allmählich an der Millionengrenze angekommen sein.

Angefangen hatte Yesilbas damals auf der Linie 30 zwischen Oberhaunstadt und Niederfeld, stets mit dem ZOB als Fixpunkt. Der Busbahnhof an der Harderstraße ist bis heute die große Drehscheibe des öffentlichen Nahverkehrs in Ingolstadt geblieben - inzwischen ergänzt durch den zweiten beim Hauptbahnhof, an dem kaum eine Linie in den Süden der Stadt und in die dort anschließenden Nachbarkommunen vorbei kommt.

In einer Stadt mit einem Fluss als großer Trennlinie und demzufolge nur wenigen Querungspunkten sowie einem Bahnhof außerhalb des eigentlichen Zentrums wird die Streckenführung der Buslinien wohl immer etwas zwanghafter bleiben müssen - ein Manko, das Ringschlüsse und Tangentiallinien erschwert.

Dabei liegen gerade hier viele Begehrlichkeiten, vor allem bei Bürgern aus den Randlagen der Stadt. Ein großer Wurf, bei dem all dies berücksichtigt würde, ist aber kaum zu erwarten - zumindest solange die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat in etwa so bleiben wie bisher.

OB Christian Lösel, der am Samstag zur kleinen Jubiläumsrunde hinzu stieß, freut sich auch über Initiativen wie jene zur Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets, sagt aber sogleich, dass ohne Zuschüsse des Freistaates kein Weg dorthin führen wird. Auch Experimente mit kostenlosen Cityfahrten (wie neuerdings in Pfaffenhofen) oder zusätzlichen Direktbuslinien, wie zuletzt von den Grünen gefordert, hält der Rathauschef nicht für solide finanzierbar. Zumindest nicht in dieser Stadt, die sich so viele ehrgeizige (Bau-)Projekte aufgehalst hat, die nun teils deutlich teurer werden als ursprünglich gedacht. Das jetzige Jahresdefizit der INVG (etwa 12,5 Millionen Euro) einfach auszuweiten und dazu munter in die städtischen Rücklagen zu greifen, ist für Christian Lösel politisch nicht darstellbar.

Bleiben also eher andere Schritte, um den ÖPNV in der Stadt attraktiver zu machen. Die INVG-Führung zeigt sich sicher, dass Punkte wie relativ kurze Takte und Zuverlässigkeit, ein gewisser Komfort und guter Service schon viel bewirken können. Der sukzessive Ausbau der Fahrgastinformationen (Anzeige der Wartezeiten) an den Haltestellen, eine inzwischen schon von vielen Fahrgästen genutzte Fahrplan-App fürs Handy und auch das Ticketlösen übers Mobiltelefon sind Module, die laut Geschäftsführer Robert Frank mehr und mehr ins Bewusstsein der Fahrgäste dringen, deren Mehrwert zunehmend geschätzt wird.

Seit der heutige INVG-Chef Ende der 70er-Jahre als junger Gymnasiast selber werktäglich mit der Linie 44 aus Zuchering in die Stadt fuhr, hat sich tatsächlich viel getan auf den Busstrecken. Auch der Preis für den Fahrschein ist natürlich kontinuierlich gestiegen und bei jeder Anhebung gut für Diskussionen in der Bevölkerung gewesen.

Doch die INVG sieht sich heute im Vergleich mit anderen bayerischen Nahverkehrsunternehmen im unteren Mittelfeld der Tariftabelle. Geschäftsstellenleiter Hans-Jürgen Binner, der diese Diskussionen seit Anfang der 80er-Jahre kennt, glaubt nicht, dass an dieser Stelle der Krieg entschieden wird. Der Fahrpreis, sagt er, komme nach Untersuchungen in der Branche in der Bewertungsskala der Kunden erst an fünfter Stelle. Viel wichtiger sei, dass die Dienstleistung insgesamt stimme.

Bernd Heimerl