Nach langer Debatte
2035 ist nicht irgendeine Zahl – Ingolstädter Stadtrat setzt mehrheitlich die Zielmarke für Klimaneutralität

02.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:37 Uhr

Vor dem Theater demonstrierte Fridays for Future für Klimaneutralität bis 2035. Drinnen sprach sich der Stadtrat mehrheitlich dafür aus. Fotos: Schattenhofer

Machen, machen, machen: So will der Stadtrat beim Integrierten Klimaschutzkonzept (IKSK) aus dem Ressort von Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) loslegen. Will ein starkes Signal setzen und Klimaneutralität bis 2035 erreichen. Und bis dahin die Treibhaus-Emissionen von 1,7 Millionen Tonnen (2019) auf 125000 Tonnen senken. Dem ging am Donnerstag im Plenum eine mehr als zweistündige Diskussion voraus: Nur AfD-Stadtrat Günter Schülter schaffte es mit einem Satz: „Wir begrüßen das Konzept sehr und wollen es nicht zerreden.“



Dies gelang streckenweise der Ausschussgemeinschaft von FDP/JU mit ihren Änderungs- und Ergänzungsanträgen. Bei einem Punkt setzte sie sich durch: Es wird geprüft, ob eine städtische Gesellschaft „Energiewende-IN“ gegründet wird. Der Vorschlag von Markus Meyer (JU), Bürgerenergiegesellschaften zu fördern, kam ebenfalls gut an. Bei ihrer wesentlichen Forderung, Klimaneutralität erst 2040 anzustreben, unterlag die Ausschussgemeinschaft jedoch.

Die halbe FW-Fraktion votierte dagegen

Denn die breite Mehrheit der Stadträte ist dafür, 2035 als Zielmarke zu setzen. Die halbe FW-Fraktion votierte dagegen: „Wir tragen nicht jeden Punkt im Klimaschutzkonzept mit, daher wollen wir neutral abstimmen“, begründete Fraktionschef Hans Stachel das Vorgehen. Aber auch er betonte: „Entscheidend ist, dass wir uns auf den Weg machen.“

Für die CSU-Fraktion sicherte Hans Achhammer zu: „Wir wollen mitarbeiten, das Ziel zu erreichen. Aber wir müssen auch flexibel bleiben.“ Keine neuen Baugebiete mehr auszuweisen, wie im IKSK formuliert – das könne nicht funktionieren. Das Thema Klimaneutralität müsse an Schwung gewinnen, betonte SPD-Stadtrat Quirin Witty. „Wir stehen das schon gemeinsam durch als junge Generation, Herr Meyer“, wandte er sich an den skeptischen JU-ler. Witty warnte davor den Eindruck zu erwecken, man wolle die Bevölkerung mit Maßnahmen quälen – etwa bei der Mobilitätswende. „Wir quälen die Leute nicht, wenn wir den ÖPNV ausbauen.“

Dass FDP und JU sich in der Debatte „alter Kampfbegriffe wie planwirtschaftliche Verordnung“ bedienten, kritisierte Barbara Leininger (Grüne). „Die gute alte CSU ist da schon weiter und trägt 2035 mit.“ Es sei ja auch nicht überambitioniert, was die Dringlichkeit anbelange. Und viele Bürger hätten längst verstanden und umgedacht, so Leininger.

Auf das Abarbeiten ihrer Änderungsanträge verzichtete die ÖDP, die Lob für ihre Ideen erhielt – darunter der Bau einer Kleinwindkraftanlage im Piuspark. Stadtrat Raimund Köstler sagte, 2035 sei nicht irgendeine Zahl: „Sondern das Ziel, damit wir die 1,5-Grad-Marke nicht reißen.“

Die Linke fordert einen Projektfonds, aus dem kleine Klimaschutzprojekte aus der Bürgerschaft finanziert werden können. „Dann kannst du Heizungen austauschen bis es kracht“, sagte Christian Pauling zu FW-Chef und Handwerker Stachel.

DK