Reichertshofen
20-Jährige aus Ingolstadt sticht auf Ex-Freund ein

Versuchter Totschlag in Reichertshofen: Staatsanwalt erwirkt Haftbefehl für die Frau und einen 35-Jährigen

14.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:24 Uhr
Die Feuerwehr Reichertshofen verschalte in der Nacht den Wohnungseingang, öffnete diesen aber am Dienstagmorgen für weitere polizeiliche Ermittlungen. −Foto: Freiwillige Feuerwehr Reichertshofen

Reichertshofen - War es eine Beziehungstat, die die Reichertshofener Stille am Dienstagfrüh gegen 2 Uhr zerriss? Aus ermittlungstechnischen Gründen gab das Polizeipräsidium Oberbayern Nord erst am Donnerstag bekannt, dass in dieser Nacht eine 20-Jährige aus Ingolstadt einen 27-Jährigen aus Reichertshofen wohl mit einem Küchenmesser verletzt hat. Die Polizei spricht von einem versuchten Tötungsdelikt, dem ein Streit vorausgegangen sein soll.

 

Der Mann kam mit nicht lebensbedrohlichen Stichverletzungen in ein Krankenhaus. Die Angreiferin wurde laut Polizei noch an Ort und Stelle festgenommen. Gegen sie und einen 35-jährigen mutmaßlichen Mittäter, der in der Nacht zusammen mit einem 19-Jährigen im nahen Umfeld der Wohnung festgenommen worden war, erließ die Staatsanwaltschaft am Mittwoch Haftbefehl.  Der 19-Jährige wurde aus dem Polizeigewahrsam wieder entlassen und befindet sich auf freiem Fuß.

Am Dienstag hatte  sich der Reichertshofener gegen 2 Uhr bei der Einsatzzentrale gemeldet und erklärt, er werde zu Hause gerade überfallen. Nach Informationen unserer Zeitung wurde dabei die Wohnungstür von außen eingetreten. Als Beamte der Polizeiinspektionen Ingolstadt und  Geisenfeld in Reichertshofen eintrafen, fanden sie den durch mehrere Messerstiche verletzten Anrufer. Grund für die Auseinandersetzung ist – nach derzeitigem Ermittlungsstand – ein Streitgespräch zwischen dem 27-Jährigen und der 20-Jährigen, bei der es sich um die ehemalige Lebensgefährtin des Mannes  handeln soll.

 Nach dem Abschluss erster Ermittlungen ließ die Polizei die Wohnung durch die Freiwillige Feuerwehr Reichertshofen verschließen. Gegen 4 Uhr war die Amtshilfe der Feuerwehr beendet. Die Wohnung war verschlossen, sodass sie von Unberechtigten nicht mehr betreten werden konnte. Laut Feuerwehr wurde gegen 8.30 Uhr für weitere polizeiliche Ermittlungen die nachts angebrachte Verschalung geöffnet und gegen 16 Uhr erneut verschlossen.

Auf den Straßen von Reichertshofen machte die Nachricht  von der Tat schnell ihre  Runde: „Ich habe als Erstes gedacht, was ist da passiert, wenn eine Tür eingetreten wird und drei Personen in eine Wohnung eindringen?“, sagt ein Mann. Ein anderer: „So was bei uns in Reichertshofen. Da macht man sich schon so seine Gedanken.“

 Die Polizei machte den Vorfall von Dienstagfrüh erst am Donnerstag öffentlich – nach Angaben eines Sprechers „in Absprache mit der Staatsanwaltschaft“, weil der Sachverhalt, vor allem die Beteiligung des 35-Jährigen – Beihilfe oder Mittäterschaft – unklar war. Andrea Grape, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, erklärte am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung: „Beide Personen sitzen in U-Haft.“ Erkenntnisse zu einem  Motiv will die Staatsanwaltschaft noch nicht kommunizieren, für solche Aussagen sei es – vor allem bei einem Kapitalverbrechen wie versuchter Totschlag  – noch viel zu früh.
 

Oliver Konze