Nürnbergm
Mit der Power eines startenden Jets

Dropkick Murphys und Fiddler's Green feiern mit Fans ausgelassen Party am Nürnberger Flughafen

13.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:23 Uhr
Matthias Hertlein
  −Foto: Fotos: Hertlein

Nürnberg (HK) Ausgelassene Stimmung, Powerparty, Speed-Folk-Punk: Ein Samstagabend am Nürnberger Airport kann stressfrei sein - einfach zum Genießen. Keine Piloten-Streiks, keine ausgefallenen Flüge, dafür ein vergnügliches Minifestival gleich um die Ecke, fast neben Start- und Landebahn, energiegeladen wie die abhebenden Jets.

Die vom Irish-Folk beeinflusste US-Band Dropkick Murphys aus Bosten, die Lokalmatadoren aus Erlangen, Fiddler's Green, und The Prosecution begeisterten bei der Flughafen-Open-Air-Serie des Concertbüros Franken. Über 7000 Besucher flippten aus, waren massiv unter Bewegungsdrang und mit großem Durst. Am Freitag eröffnete bereits Sarah Connor mit ihrer Muttersprache-Tour (das ist das Programm, mit dem sie 2017 auf der Burg Abenberg reüssierte). Am Sonntag war der Rapper Kontra K am Airport gelandet.

Es fliegen volle Bierbecher in Richtung Bühne, der Gerstensaft in jeglicher Form gehört dazu. Ob als Dusche, als Durststiller oder als Stimmungselixier. Dropkick Murpys zählen neben Flogging Molly aus Kaliornien zu den angesagtesten aktuellen Vertretern des Celtic Punk beziehungsweise Hardcore Speed Folk, oder wie man den Mix aus Energie, Leidenschaft auch immer bezeichnen will.

In den 60ern und 70ern sind die Dubliners der Einstieg in die Irish-Folk-Szene, die Pogues kultivierten mit ihrem Sänger Shane MacGowan den Musikstil, beschleunigten Geschwindigkeit und Alkoholkonsum. Dropkick Murphys fahren nun mit Hochgewindigkeit. Al Barr und Ken Casey an den Mikrophonen sind wahre Energiebündel, wohl permanent an Steckdosen angeschlossen, so scheint es. Unwiderstehlich, unaufhaltsam, ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Folklore mit verzerrten Gitarren, kratzigen Stimmen, Pogo-Tanzen ohne Ende und Stage Diving. Nicht weiter verwunderlich, dass die Security im Bühnengraben mächtig zu tun haben. Die Fans sind aus dem Häuschen, nimmersatt lechzen sie nach prima Laune, nach ehrlicher Unterhaltung ohne Schnickschnack.

Grandios ist das Traditional "The Wild Rover", welches im Deutschen einst zu "An der Nordseeküste" mutierte. Ausgelassene Freude, ein paar blaue Flecken ziehen sich wie Fäden durch die 22-jährige Bandgeschichte. "Tessie", "First Class Loser", "Rose Tattoo" und natürlich "I'm Shipping Up To Boston". Der Titel, der die Dropkicks berühmt gemacht hat, als ihn Regisseur Martin Scoreses in seinem grandiosen Film "The Departed" mit Jack Nickolson, Matt Damon und Leonardo DiCaprio verwendete.

Ergreifend und viel Gänsehaut erzeugend ist schon der Konzertbeginn mit dem Sinead O'Connor-Lied "The Foggy Dew". Die perfekte Einstiegsdroge der Boston-Boys bei ihrer Nürnberg-Premiere - und der Beginn der Höhepunkts eines sensationellen Konzertabends.

Der im Übrigen von Frankens Speed-Folk-Königen Fiddler's Green mitgestaltet wird. Die Fiddler gibt es seit 1990 und sie haben sich in all den Jahren eine große Fan-Gemeinde erarbeitet. Auch am Airport geht bei Frontmann Ralf Albers und Co. die Post ab. Irische Traditionals gemixt mit Eigenkompositionen - zwischendrin muss eine Gießkanne als Schlagzeug-Ersatz herhalten - oder wie beim Shanty "John Kanaka" Bierbecher als Percussion-Instrumente. Bei dem kleinen Gelage auf der Bühne wird im Übrigen eigens eine Theke aufgebaut..,
 

Matthias Hertlein