Allersberg
Scharfe Kritik an Allersberger Gewerbeplänen

Für Bündnis 90/Die Grünen ist das geplante Areal an der ICE-Strecke überdimensioniert und zu nahe am Rothsee

12.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:27 Uhr
Entlang der Straße neben der ICE-Strecke will der Markt Allersberg ein großes Industriegebiet ausweisen. Pläne, die nicht nur auf Zuspruch stoßen. −Foto: Messingschlager

Allersberg (HK) Die Gemeinde Allersberg plant an der Autobahn A9 direkt neben dem Regionalbahnhof Allersberg zwei große Industriegebiete mit einer Gesamtfläche von rund 31 Hektar. Während die Gemeinde damit neue Einnahmequellen erschließen möchte, sehen Bündnis 90/Grüne bei diesem Projekt vor allem die Nachteile.

So stoßen sich die Grünen bereits an der Ausweisung des Geländes als Industriegebiet. Wenn die Gemeinde - wie es im Aufstellungsbeschluss für das eine der Gebiete steht, möglichst produzierende Kleinbetriebe ansiedeln möchte, warum dann die Ausweisung als Industriegebiet, wird gefragt. Für diese Ziele hätte es aus Sicht der Partei ein normales Gewerbegebiet auch getan. "Industriegebiete sind doch nur nötig, wenn dort Betriebe angesiedelt werden sollen, die überdurchschnittliche Lärm- oder Abgasemissionen erzeugen. Was also plant Allersberg mit dem Gebiet wirklich? Wer soll sich dort ansiedeln?"

Im Landkreis Roth planen fast alle Gemeinden neue Gewerbegebiete oder weisen diese zumindest im aktuellen Flächennutzungsplan aus. Ob man diese Flächen wirklich benötige, fragen die Grünen. Wendelstein habe gerade ein Gewerbegebiet in ein Wohngebiet umgewandelt mangels Masse an gewerblichen Bewerbern. "Wo sollen also diese vielen Betriebe herkommen, die sich dort ansiedeln sollen?" Statt hier landkreisweit gemeinsam zu planen, entwickele jede Gemeinde ihre eigene Lösung, die jeweils zu Lasten der Natur und der Bürger gehe. "Dass es auch anders geht, zeigen Projekte in Oberfranken."

Fraglich ist aus Sicht der Grünen auch, ob die Gemeinde ihr Ziel, mit diesen Industriegebieten eine größere Zahl an Arbeitsplätzen für die einheimische Bevölkerung zu schaffen, überhaupt erreichen kann. "Gibt es in Allersberg für die dort benötigten Arbeitsplätze einen passenden Stellenmarkt? Logistiker - und einen solchen will die Gemeinde laut Aufstellungsbeschluss dort ansiedeln - haben in der Regel nicht sehr viele und schon gar nicht hoch qualifizierte Arbeitsplätze."

In jedem Fall widerspricht das Ganze laut den Grünen dem Landesentwicklungsplan (LEP), in dem es heißt, dass eine Zersiedelung der Landschaft vermieden werden soll. Diese Gebiete seien aber ein Musterbeispiel für Zersiedelung: Sie stehen mitten auf der grünen Wiese. Leider habe die CSU-Staatsregierung den LEP in seiner letzten Fassung so gelockert, dass sich an einer Autobahnauffahrt fast alles ansiedeln darf - ohne Bindung zum eigentlichen Kernort. Wer sich ein Bild machen will, wohin so etwas führt, der schaue sich das Autobahnstück zwischen Erlangen und Forchheim an - ein Unternehmen am anderen rechts und links der Autobahn.

Apropos Natur: Diese ist natürlich auch betroffen. Man befinde sich am Rand des Bannwalds und in einer schützenswerten Flur, die jetzt versiegelt werden soll, heißt es in dem Statement. Hier werde wieder klar, dass die Ankündigung der Landesregierung, die Flächenversiegelung zu stoppen, reine Ankündigungspolitik sei, da die Gemeinden - wie jetzt Allersberg - ohne Begrenzung Flächen ausweisen könnten. "Die angestrebte Reduzierung auf fünf Hektar pro Tag wird so nie funktionieren."

Es sei gut und wichtig, wenn die Gemeinde über Ausgleichsflächen nachdenkt, aber am Ende würden die dort siedelnden Arten doch vertrieben, Ausgleichsflächen hin oder her. Die Natur werde geschädigt, da der Ausgleich sehr selten wirklich ein echter Ausgleich sei. "Und wer sagt eigentlich den Tieren Bescheid, wo sich ihre Ausgleichsflächen befinden?"

Einen weiteren Punkt sehen die Grünen im Verkehr: Klar seien die beiden Industriegebiete gut angebunden, aber schon heute seien die umliegenden Straßen stark belastet, durch die Autobahnauffahrt, durch den Bahnhof und durch das Naherholungsgebiet am Rothsee. Ein derart großer Industriepark werde viel zusätzlichen Verkehr erzeugen - vor allem, falls sich dort lieferintensives Gewerbe (Logistiker) ansiedelt, was die Gemeinde laut Aufstellungsbeschluss ja erwartet. Und das an der sehr stark befahrenen A9. Man darf gespannt sein, wie die Gemeinde diesen Verkehr in den Griff bekommen will.

Bliebe noch das Thema Naherholungsgebiet Rothsee. Ob es wirklich sinnvoll sei, so nahe am wichtigsten Naherholungsgebiet des ganzen Landkreises ausgerechnet ein Industriegebiet anzusiedeln, fragen Bündnis 90/Grüne. "Das südliche Gebiet liegt wirklich sehr nah am Rothsee. Hohe Lärm- oder Abgasemissionen, die ein Industriegebiet erzeugen kann, in der Nähe eines Naherholungsgebiets sehen wir sehr kritisch."

Man verstehe ja, dass Allersberg ob seiner finanziellen Lage weitere Gewerbeeinnahmen benötige. Aber die Frage sei: um welchen Preis? Aufgrund der genannten Argumente lehnen Bündnis 90/Grüne die Industriegebiete in der derzeitigen Form rundweg ab. Ein nicht ganz so großes Gewerbegebiet, wäre aus Grünen-Sicht zweckmäßiger, würde weniger Flächen versiegeln, weniger Verkehr, Lärm und Emissionen erzeugen und stünde nicht im Konflikt zum Naherholungsgebiet. "Wir hoffen, dass sich beim Bürgermeister und dem Gemeinderat diese Sicht der Dinge durchsetzen kann, um die Natur zu schonen und Allersberg lebenswert zu erhalten."