AfD stört ein tolerantes Greding

Zum Artikel "AfD-Rechte treffen sich in Greding", HK vom Mittwoch/Donnerstag, 1./2. Mai 2019:

02.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:04 Uhr

Zum Artikel "AfD-Rechte treffen sich in Greding", HK vom Mittwoch/Donnerstag, 1./2. Mai 2019:

In Greding lässt es sich gut leben. Ein Ort, der sich durch seine Geschichte, seine Vereine und seine Toleranz auszeichnet. Unter anderem wird 2019 das bereits zehnte deutsch-türkische Freundschaftsfest stattfinden. Diese Toleranz treibt in jüngerer Vergangenheit leider immer häufiger seltsame Blüten. Genau genommen seit die Alternative für Deutschland (AfD) Greding für sich entdeckt hat.

Leider zeichnet sich unser Ort auch in diesem Zusammenhang als ein Ort der Toleranz aus: Regelmäßig finde ich morgens in meinem Briefkasten selbst verfasste, moralische Belehrungsschreiben gegen Flüchtlinge, gegen Einwanderung, gegen ein offenes Europa, gegen Vielfalt der Religionen - zusammengefasst: gegen Toleranz. Natürlich ohne kenntlich zu machen, dass es sich um politische Werbung für das Meinungsbild der AfD handelt.

In der Veranstaltungshalle Hippodrom im Gredinger Gewerbegebiet finden neben türkischen Hochzeiten und dem Angebot des Club Shiva immer häufiger Parteitreffen der besagten, rechts der politischen Mitte angesiedelten AfD statt. Um es auf die Spitze zu treiben, befindet sich auf dem gleichen Gelände ein Flüchtlingsheim, das bis zu 45 Vertriebenen eine Unterkunft bietet.

Und nun hat sich für Samstag, 4. Mai, ausgerechnet der "Flügel" der AfD zum Besuch angekündigt, der vom Magazin Focus bereits als "völkisch-nationalistische Scharfmacher-Gruppierung in der AfD" betitelt wurde. Darunter Parteigrößen wie Björn Höcke, Katrin Ebner-Steiner oder Benjamin Nolte, die in aller Öffentlichkeit mit klar fremdenfeindlichen und antidemokratischen Aussagen auf sich aufmerksam gemacht haben. Und auch das nächste Greding-Treffen der AfD steht bereits fest: das Bockbierfest am 10. Mai.

Mir als Einwohner drängt sich da die Frage auf: "Ist das noch Toleranz oder kann das weg?!" Als schlimm empfinde ich es, dass diese Besucher von öffentlicher Seite scheinbar unbehelligt toleriert werden. Immerhin ist die Stadt Greding seit langem Mitglied der "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg". Als Einwohnerin wünsche ich mir mehr klare Positionierung und möglichst auch Gegenwehr der Stadt und der Allianz gegen Rechtsextremismus gegen den ungeliebten Besucher AfD, der unsere Auffassung eines toleranten Gredings stört.

Wenigstens wird es vom Aktionsbündnis "Greding ist bunt" am 4. Mai einmal mehr eine Gegenaktion in der Industriestraße geben, um zu zeigen, dass Toleranz in Greding anders verstanden wird. Ich kann nur hoffen, dass viele meiner Mitbewohner und Mitbewohnerinnen sich daran beteiligen werden. Ich werde da sein.

Zum Abschluss rufe ich jeden Leser auf, sich selbst die Frage zu stellen, in welchem Greding er oder sie leben möchte. In dem Greding des deutsch-türkischen Freundschaftsfests oder in dem, das die rechtsgerichteten Politker der AfD als Gäste unkommentiert gewähren lässt?

Für mich ist die Entscheidung klar: Ich wähle Döner und Bak-lava, mit einem kühlen Weißbier und ansprechender Bauchtanzunterhaltung.

Maria Dollinger vom
Bündnis "Greding ist bunt"