Schwabach
Zwei ehemalige Club-Profis und das hölzerne Nationalteam

Thomas Ziemer und Jörg Dittwar besuchen kurz vor dem Ausstellungsende die Werkschau des Bildhauers Clemens Heinls

26.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:52 Uhr
Sportliche Episode der Kunstausstellung im Stadtmuseum: Der Schwabacher Künstler Clemens Heinl und die beiden ehemaligen Club-Profis Thomas Ziemer und Jörg Dittwar (von links). −Foto: Hertlein

Schwabach - Kunst und Fußball sind im Schwabacher Stadtmuseum aufeinander getroffen.

Die beiden ehemaligen Club-Profis Thomas Ziemer (50) und Jörg Dittwar (56) besuchten auf Einladung der Stadt die Werkschau des Schwabacher Bildhauers Clemens Heinls. Seine Arbeiten sind in der Sonderausstellung "Unvollendet" zusammengefasst, die am kommenden Sonntag, 1. März, um 15 Uhr mit einer Finissage zu Ende geht.

Im Glasgang des Museums steht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft aus großen Pappelholzstämmen. Der 60-jährige Künstler hatte die Figuren von Ballack und Co. im Jahr 2006 zur Fußball-WM in Deutschland erschaffen. Heinl erinnerte an das Entstehen seiner Holz-Mannschaft: "Die Nationalmannschaft wurde komplett mit der Kettensäge erstellt. In zweieinhalb Monaten habe ich die zwölf Figuren rausgehauen. Das war für mich eine sportliche Herausforderung. "

Um die Ausstellung auch sportlich zu würdigen und abzurunden, hatte der Pressesprecher der Stadt, Jürgen Ramspeck, den Besuch der früheren Club-Profis organisiert. Ziemer und Dittwar standen rund 50 Fans in der Gold-Box des Museums Rede und Antwort und schrieben Autogramme.

Thomas Ziemer stammt aus Zirndorf und war von 1997 bis 2000 Mittelfeldspieler beim FCN. Heute betreibt er eine Sportmarketing-Firma. Jörg Dittwar wechselte 1987 von der SpVgg Bayreuth zum Club, für den er sieben Jahre lang spielte. Als verlässlicher Abwehrspieler brachte er es auf 150 Bundesliga-Einsätze. In Erinnerung ist er Clubfans aber auch als treffsicherer Elfmeter-Schütze.

Ziemer wie Dittwar spielen heute noch in der FCN-Traditionsmannschaft. Dittwar ist noch als Trainer in oberfränkischen Ebersdorf aktiv. Zudem ist er sozial engagiert, trainierte von 2009 bis 2017 die Nationalmannschaft von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung.

Ziemer sprach von einem "tollen Gefühl", für seinen Heimatverein in der Bundesliga zu spielen. "Mit dem Club habe ich zwei Aufstiege in die erste Liga geschafft. Es ist schön, wenn man mit seinem Heimatverein eng verbunden ist".

Ziemer hatte auch eine Reihe prominenter Trainer, darunter auch Jürgen Klopp in der gemeinsamen Zeit beim FSV Mainz 05. Noch bessere Erinnerungen aber hat er an einen anderen Coach: "Felix Magath war mein bester Trainer".

Eher ernüchtert blickte Jörg Dittwar derweil auf die acht Jahre als Behinderten-Bundestrainer zurück: "Es ist alles unter dem Deckmantel des DFB gelaufen, es hat keinen von denen interessiert. Wir haben unser Geld über Spenden selbst zusammengekratzt. " Engagiert aber ist er bis heute. Mittwochs trainiert er beim FCN ehrenamtlich Behinderte.

Einen großen Lacher hatte Dittwar noch auf seiner Seite mit der köstlichen Anekdote vom 1:0-Sieg in Wattenscheid, der einst den Klassenerhalt bedeutete. Da zogen Fans als Souvenirjäger den Profi bei der Platzstürmung komplett aus. "Ich musste rund 80 Meter nackt in die Umkleidekabine laufen", erinnert sich Jörg Dittwar. Das Bild vom nackten Clubspieler erschien in der Zeitung. "Ich werde heute noch aufgezogen, die Geschichte kriege ich nicht mehr los. "

mht