Heideck
Zufriedene Bürger stellen wenige Fragen

Heidecker Stadtoberhaupt steht Rede und Antwort - Pläne für Rathausaufzug, Kindergarten und Gewerbegebiet

01.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:48 Uhr
Der Ansturm auf den Heidecker Kindergarten ist so groß, dass sogar ein Container aufgestellt werden muss. −Foto: Schultheiß

Heideck (HK) Nur rund 25 Besucher, darunter einige Stadtratsmitglieder, waren zur Bürgerversammlung für die Stadt Heideck gekommen.

Bürgermeister Ralf Beyer informierte zu Beginn zunächst anhand von Grafiken über die Haushaltslage, die im laufenden Jahr abgeschlossenen und die geplanten Projekte der Stadt.

Zum Jahresende beläuft sich der Schuldenstand der Stadt auf 5,8 Millionen Euro. Im nächsten Jahr werde die Stadt aber unter dem Schuldenstand von 2014 sein trotz der großen Investition ins Freibad, berichtete Beyer erfreut. Derzeit beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung 1250 Euro, rund 200 Euro weniger als im Vorjahr.

Die Ausgaben für das Personal seien von 1,8 Millionen im Vorjahr auf 1,98 Millionen gestiegen. "Grund dafür ist, dass wir für die neuen Gruppen in Kindergarten und -krippe fünf Mitarbeiterinnen neu einstellten", erläuterte Beyer. Erfreulich sei, dass heuer mehr Kinder geboren wurden als im Vorjahr, bis jetzt seien es 38. "Das ist eine schöne Entwicklung, aber es bedeutet, dass die Kindergartenplätze knapp werden. "

Wichtig sei auch, dass es mehr Geburten als Sterbefälle gebe. Weil das Landratsamt vor dem Anbau der vor einem Jahr eröffneten Krippe keinen weiteren Bedarf attestiert habe, konnte nur eine Gruppe gebaut werden, nun allerdings gebe es schon eine Container-Gruppe. Daher müsse der städtische Kindergarten um ein bis zwei Gruppen erweitert werden. Gut wäre, wenn man bereits im Frühjahr ausschreiben und so der Bau noch 2020 fertiggestellen könnte, erklärte Beyer. Dann benötige die Stadt aber natürlich weiteres Personal.

Hinsichtlich der Ausgaben berichtete Beyer, dass nun auch die Ortswehren Aberzhausen und Rudletzholz einen zeitgemäßen Spritzen-Anhänger bekommen haben, so dass nun die Ausstattung einer jeden Feuerwehr auf dem aktuellen Stand sei.

Die Sanierung des Hauses St. Benedikt mit der Stadtbücherei werde wohl im nächsten Jahr konkret, an die Stelle des zuerst geplanten Flachdachs bekomme das Obergeschoss einen dritten Giebel, so Beyer.

Ins Erdgeschoss komme ein Multifunktionsraum, der auch für die Jugend genutzt werden kann. Ein Aufzug im Norden führt hinauf zum Saal im Obergeschoss. Die Kosten seien seien aber von 1,3 auf 1,8 Millionen gestiegen. Finanziell beteiligt sei die Stadt wegen der Bücherei und es gebe Mittel aus der Städtebauförderung.

Die Gemeindeverbindungsstraße von Schloßberg nach Haag wurde saniert. Nur teilweise mussten die Randsteine entfernt werden, andere wurden überteert. Diese preisgünstige Ausführung sei ganz gut geworden, erklärte Beyer erfreut. In den kommenden Jahren sollen nun Stück für Stück die anderen desolaten Straßen gerichtet werden.

Die Abwasserbeseitigung Aberzhausen sei abgeschlossen und hänge an der Heidecker Kläranlage, ebenso Schloßberg. Wohl im nächsten Jahr seien bis auf Haag alle Anwesen an die Heidecker oder die Laibstädter Kläranlage angeschlossen. Das Rathaus werde an der Ostseite einen Außenaufzug mit Treppenhaus bekommen, so dass zum einen die Barrierefreiheit und zum andern ein zweiter Fluchtweg verwirklicht werden können, informierte Beyer.

Neue Wohnbauflächen gibt es in Laibstadt (Erschließung im Winter) und in Seiboldsmühle, wo im kommenden Jahr erschlossen wird. Das künftige, 22 Hektar große Gewerbegebiet fast gegenüber werde nach Bedarf stufenweise erschlossen. Für etwa sieben Hektar gibt es Nachfrage von Heidecker Firmen. "Größere Firmen von außerhalb wollen wir nicht anlocken, vielmehr Heidecker Firmenmit den Arbeitsplätzen hier behalten", sagte Beyer.

Das Carsharing-Angebot werde gut angenommen. Im Dreivierteljahr von Weihnachten bis jetzt wurden mehr als 20000 Kilometer gefahren. "Das ist eine Bereicherung für Heideck", sagte der Bürgermeister.

Das Leader-Projekt "Walderlebennis Schlossberg" sei nun bewilligt. Für Ritter-Spielplatz und Niedrigseilgarten wurden die Angebote abgegeben. Die Geräte haben rund fünf Monate Lieferzeit, daher werde erst nach dem Winter begonnen.

"Unsere Hauptstraße ist kein Aushängeschild", gab Beyer zu. Die Stadt hat dazu eine Verkehrsprognose beauftragt. Kameras zeichneten die Verkehrsströme auf. Nun werde ausgewertet, wohin die Autos jeweils fahren. Ergebe sich, dass sehr viele Ziele innerorts anfahren, mache eine Umfahrung der Stadt keinen Sinn. Wenn doch, könne man diese planen.

Eigentlich müsste der Staat den Radweg von Heideck nach Selingstadt entlang der Staatsstraße bauen. Seine Förderzusage lautet nun auf 70 Prozent. Die Grundstücksverhandlungen haben bereits begonnen. Da der Radweg über den Kirchenweg ins Dorf geführt wird, sei die Steigung nicht ganz normgerecht, aber viel kürzer. Einen Radweg über Rudletzholz nach Laibstadt baut der Landkreis entlang der Kreisstraße, sobald der Grunderwerb abgeschlossen ist.

Große Probleme wurden bei der anschließenden Fragerunde nicht angesprochen, was - ebenso wie die wenigen Teilnehmer - wohl aufzeigt, dass die Mehrzahl der Heidecker Bürgerinnen und Bürger zufrieden ist mit der derzeitigen Lage.

Sehr schnell kam allerdings die Frage, ob Ralf Beyer wieder als Bürgermeister kandidieren wird. "Natürlich, ich möchte gern Bürgermeister bleiben", war die rasche Antwort. Ein Gewerbetreibender beklagte, dass er an die Grenzen stoße, weil seine Internet-Anbindung sehr langsam sei. "Eigentlich geht das Internet die Stadt nichts an", sagte Beyer. Einige ließen sich Glasfaser bis ins Haus legen, ohne extra zu bezahlen - sie hatten wohl hohe Tarife abgeschlossen - andere mussten bezahlen. "Unser Rathaus hat auch eine sehr schlechte Anbindung, und wir erfuhren von der Telekom, dass bis zum Jahresende der Ausbau abgeschlossen sei", sagte Beyer.

Die Sprache kam auch auf die Kreuzung im Westen der Stadt. "Wir haben schon zwei Pläne in der Schublade", antwortete Beyer auf die Frage nach der Verkehrssicherheit dort. Allerdings sehe das staatliche Bauamt die Kreuzung nicht als Unfallschwerpunkt an. Auch dürften in der Alleestraße (Staatsstraße) keine Ampel, kein Zebrastreifen oder Fahrbahnteiler gebaut werden, um die Sicherheit für die Bewohner der Außenwohngruppen zu erhöhen.

Gerlinde Grün-Harrer, die Vorsitzende der BN-LBV-Ortsgruppe Heideck, erkundigte sich, ob es für ein neues Industriegebiet keine andere Möglichkeit gebe. Die Hälfte der Gemeindefläche sei Wald, antwortete der Bürgermeister. Daher könne man kaum landwirtschaftliche Flächen erwerben. Da ein Gewerbegebiet an die Bebauung angeschlossen sein muss, kämen gar nicht viele Flächen in Frage. Wegen des nötigen Ausgleichs entstünden bezüglich der Natur höherwertige Flächen. "Wir versuchen, allem gerecht zu werden", versprach Beyer, sah aber keine Chance auf einen anderen Standort. Betriebsleiterwohnungen dürfen nicht ausgeschlossen werden, aber der Bebauungsplan kann festlegen, dass keine freistehenden Wohnhäuser möglich sind, antwortete er auf Nachfrage.

Eva Schultheiß