Roth
Zeit des Lockdowns reißt ein Loch in die Kasse

Unterstützung von Landkreis und Bund für ausgeglichenen Haushalt des Kreisjugendrings nötig

02.05.2021 | Stand 06.05.2021, 3:33 Uhr
Werbung für die Aktion "Hände hoch für Demokratie": Rainer Geier appelliert an die Mitgliedsverbände, an den Angeboten des Kreisjugendrings teilzunehmen. Bei der Demokratie-Aktion können kreativen Basteleien oder Fotos eingereicht werden; sie werden monatlich vom KJR prämiert. −Foto: KJR

Roth/Hilpoltstein - Die Corona-Pandemie hat die Frühjahrsvollversammlung des Rother Kreisjugendrings (KJR) geprägt - und zwar in mehrerlei Hinsicht.

37 von möglichen 54 Delegierten aus den Jugendverbänden nahmen an dieser Versammlung in virtueller Form teil. Dass sie sich um den Nachwuchs Sorgen machen, wurde an mehreren Stellen deutlich.

"Die im Dunkeln sieht man nicht, die im Dunkeln hört man nicht. Was passiert hinter den Türen? " So brachte Landrat Herbert Eckstein seine Befürchtungen auf den Punkt. Der PC bestimme mittlerweile das Schulleben und die Freizeit der Kinder. Kinder und Jugendliche litten unter Kontaktarmut, ihnen fehlten Gemeinschaftserlebnisse - und das bedeute ein Manko in ihrer sozialen Entwicklung. Auf das Jugendamt würden schwierige Arbeiten zukommen, befürchtete Eckstein.

Angst habe er, dass die ehrenamtlichen Strukturen der verbandlichen Jugendarbeit in der jetzigen digitalen Form nicht aufrechterhalten werden könnten und nach der Pandemie ein Wiederaufbau nötig werde. "Werden junge Leute ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Vereinen und Verbänden noch vermissen? ", frage er sich. Verbände, Vereine und Gruppen müssten sich auf die Zeit nach der Pandemie vorbereiten, wenn junge Leute mit ihren negativen Erfahrungen wieder zu ihnen kommen, so seine Anregung. Der KJR solle sich intensiv um Unterstützung der Jugendleiter kümmern.

Nicht nur heuer, im Jahr der Bundestagswahl, sind die jugendpolitische Bildung und Beteiligung ein wichtiges Anliegen des KJR-Vorstandes. Demokratie, Pluralität, Menschenrechte und Grundgesetz sind dem KJR wichtig, doch beobachtet man auch wegen der sogenannten Querdenker in jüngerer Zeit, dass diese Werte nicht mehr selbstverständlich sind. Anfeindungen müsse man auch in der Kinder- und Jugendarbeit begegnen. Unter dem Motto "Deine Wahl MACHT Demokratie" wurden mehrere Angebote konzipiert. KJR-Mitarbeiter Rainer Geier stellte der Vollversammlung die kreative jugendpolitische Aktion "Hände hoch für Demokratie" vor. Auch in Vernetzung mit anderen Organisationen und Beteiligung an deren Aktionen sind Lesungen, Seminare und Workshops geplant, etwa gerade ein IT-Seminar zum Thema "Kinderrechte".

Schon das gesamte vergangene Jahr hat die Pandemie die Arbeit des KJR beeinflusst. Den inhaltlichen Bericht über das Corona-Arbeitsjahr 2020 stellte der Vorsitzende Simon Volkert vor, ergänzt um die finanzielle Seite durch den Haushaltsbevollmächtigten Bernhard Abt. Mit dem ersten Lockdown Ende März 2020 ging die Problematik los: Alle Verleihanfragen und Belegungsanfragen für die Jugendeinrichtungen Stockheim wurden storniert. Die in der folgenden Zeit anstehenden KJR-Angebote - etwa die Kinderbildungsmaßnahme in den Osterferien - mussten abgesagt werden. Es herrschte große Verunsicherung, wie es weitergehen sollte, bilanzierte Volkert.

In den Folgemonaten überarbeiteten die KJR-Mitarbeiter viele Konzepte für geplante Angebote: Dabei waren die entsprechenden Hygienevorschriften zu beachten, genügend Abstand musste gewährleistet sein und ebenso waren Desinfektionsmöglichkeiten vorzuhalten. Angebote der Mitarbeiterbildung wurden in den virtuellen Raum verlegt, unter anderem Seminare zur Jugendleiterausbildung und Präventionsangebote.

Volkert zeigte sich froh darüber, dass wenigstens im Sommer der Spielbus durch die Gemeinden touren konnte und auch andere Veranstaltungen des Ferienprogramms stattfanden. Das ging allerdings oft nur mit reduzierter Teilnehmerzahl. Andere Angebote, die beispielsweise eine Übernachtung vorsahen, mussten teils abgesagt, teils an einem Tag durchgeführt werden. Ergänzend bot der KJR zwischen den Pfingst- und Sommerferien je zwei Nachmittage in den Gemeinden für die Kinder den Besuch des sogenannten Action-Mobils an.

Wichtig war dem KJR auch, die Mitarbeiter in den Gemeinden im Bereich der Jugendarbeit zu unterstützen. Vor allem die Schließung der Jugendtreffs war - und ist - ein großes Problem, sagte Volkert. Kontakte zu Kindern und Jugendlichen müssten oft online aufrechterhalten werden, auf diese Weise arbeiteten auch zahlreiche verbandliche Jugendgruppen.

Dass sich die finanzielle Situation des Kreisjugendrings vehement verschlechtern werde, stellte Bernhard Abt bereits im Mai im Ausschuss für Jugend und Familie mit ersten Einschätzungen dar. Simon Volkert bedankte sich an dieser Stelle ausdrücklich bei Landrat Herbert Eckstein und den Kreistagsmitgliedern im Ausschuss, die unisono dem Kreisjugendring Unterstützung zugesichert hatten.

Letztlich schloss der notwendig gewordene Nachtragshaushalt in Einnahmen und Ausgaben mit knapp 340000 Euro. Das sind ziemlich genau 100000 Euro weniger als ursprünglich geplant. Der Haushaltsausgleich war nur möglich durch die zusätzliche Unterstützung des Landkreises mit 20000 Euro, einem Zuschuss aus Bundesmitteln für die Jugendeinrichtungen Stockheim in Höhe von etwa 21000 Euro und höheren Entnahmen aus den KJR-Rücklagen von rund 8500 Euro.

HK