Wohliges Gruseln statt Angst und Schrecken

Beim Brauchtumszug in Greding begeistern 36 Gruppen die vielen Zuschauer

23.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:49 Uhr
Mit Feuer und einem diabolischen Grinsen kommen die Enkeringer Schellenschewara daher. Angst und schrecken wollen sie aber nicht verbreiten. −Foto: Foto: Karch

Greding - "An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit" - als diese Zeilen von der Band Die Toten Hosen über den Gredinger Marktplatz schallen, haben die vielen Zuschauer ein grandioses Spektakel hinter sich.

 

Kein Wunder, dass sie in dieses Lied einstimmen, während sie ihre Sternwerfer in den Himmel heben.

 

Und nach dem furiosen Zug mit 36 Brauchtumsgruppen und sechs Musikkapellen - "das sind so viele wie noch nie" (Gredonia-Präsident Alexander Hill) - ist noch lange noch nicht Schluss auf dem Marktplatz. Die vielen Zuschauer, die dicht gedrängt die Straßen säumen, feiern ausgelassen mit Hexen, Bergdeifin, Schellenschewarern, Bärentreibern, Flecklasmännern, Guggenmusikern und natürlich den Gredinger Pumpernickeln.

 

Denen hat Greding diesen Zug, der im jährlichen Wechsel in Greding und Thalmässing stattfindet, zu verdanken. Bereits zum fünften Mal geht der Zug in Greding über die Bühne und jedes Jahr gibt es mehr Teilnehmer und mehr Zuschauer. Aus drei Himmelsrichtungen kommen die Brauchtumsfiguren auf den Marktplatz, begleitet von der durchaus schrägen Musik der Guggenmusiker. Dass die Dunkelheit, in der die Masken so gefährlich leuchten, durchaus gewollt ist, versichert Bürgermeister Manfred Preischl bei seiner Begrüßung -"nicht dass die Leute sagen, ,jetzt ham's so viel Geld für die neue Beleuchtung ausgegeben und jetzt funktioniert nicht'". Kaum sind seine Worte verklungen, schon scheppert und trommelt es vom Nürnberger Tor her. Dort drängen sich die ersten Guggenmusikern und trommeln sich warm. Den Anfang macht aber wie bei jedem Zug in Greding die Stadtkapelle - dem Anlass entsprechend würdig gekleidet mit Zylinder. Während der Geruch nach dem Pulver der Böller, die das Startsignal gegeben haben, noch über dem Marktplatz hängt, springen die ersten Figuren durch die schmale Gasse, die ihnen die Zuschauer lassen. Die Gredinger Pumpernickel, die inzwischen immerhin 32 Mitglieder zählen, dürfen als Hausherren zuerst einziehen. Unter ihnen ragt der Schwarznickel hervor, dessen Größe noch einschüchternder wirkt als sein düsteres Kostüm. Doch die Kinder ficht das nicht an. Vielleicht haben sie ja die Versicherung von Bürgermeister Manfred Preischl, dass sie keine Angst zu haben brauchen, noch im Ohr. Sie lassen sich von allen Figuren über den Kopf streichen, mit Stecken anstupsen und in die Höhe hieven. Hauptsache hinterher gibt's etwas Süßes in die mitgebrachten Taschen und Beutel.

 

Viele Gruppen sind schon fast alte Bekannte wie die Waldscheberer aus Mitteleschenbach mit ihren überdimensionalen und laut klappernden Köpfen, die sich leicht tun, aus ihrer Höhe juckende Tannennadeln in Jackenkrägen rieseln zu lassen. Oder auch die Mönchswalder Füchse mit ihrem lustigen Schlachtruf "Fuchs nimm's mit". Einfach zu merken ist auch der Erkennungsruf der Flecklasmänner aus Hilpoltstein. Wie sollte der anders lauten als "Hip, hip, Hurra"?

 

Direkt aus der Nachbarschaft kommen die Höbinger Fosnatniegel und die Nochtniegel aus Obermässing, die die Alptraumfiguren aus der Kindheit verkörpern. Und zwischendrin immer wieder Guggenmusiker mit ihren überaus fantasievollen Kostümen und ihren mitreißenden Rhythmen. Weitaus melodiöser ist aber der musikalische Beitrag der Bärentreiber aus Freystadt, die mit der Quetschn aufspielen.

 

Eine ganz besondere Aura umgibt die Figuren von Anima Veritatis, der Altmühltaler Bergdeifin oder auch der Schellen-Schewera: Sie spielen mit dem Feuer und geben mit ihren gruseligen Fratzen, ihren langen Hörnern und ihrem zotteligen Fell ein Bild ab, das die Zuschauer so schnell nicht vergessen werden. Aber auch Uschi Klein, die Bezirkspräsident des Fastnachtsverbands in Mittelfranken, nicht. Sie unterstreicht: "Zur Fastnacht gehören nicht nur Prinzenpaare, sondern auch Brauchtumsfiguren. " Denn wenn die auftreten, wünscht sich jeder, dass dieser Abend nicht so schnell zu Ende geht.

HK

 

 

 

Andrea Karch