Neumarkt
"Wir gewinnen und verlieren zusammen"

Katzenjammer bei den Christsozialen in Neumarkt - Nur die Wahlbeteiligung und das Füracker-Ergebnis fallen positiv aus

15.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:40 Uhr
Vor einer eher überschaubaren Zuhörerkulisse kommentierte Alois Karl die erste Hochrechnung und machte dabei kein Hehl aus seiner Enttäuschung. −Foto: Sturm

Neumarkt (HK) Gegensätzlicher hätte die Stimmung an diesem Wahlabend nicht sein können: Während bei der Christsozialen Union (CSU) im Johanneszentrum in Neumarkt Katzenjammer herrschte, feierten die Bündnisgrünen am Sonntagabend in einer Pizzeria ihren sensationellen Wahlerfolg.

Es hat schon schönere Wahlabende gegeben für die CSU als diesen. Der Besucherandrang im Johanneszentrum war überschaubar, die bereitgestellten Häppchen dürften den meisten der anwesenden Parteifreunde nicht sonderlich geschmeckt haben. Von einer Wahlparty konnte kaum die Rede sein. Schuld daran war bereits die Wahlprognose, die pünktlich um 18 Uhr über die Fernsehbildschirme flimmerte. 35,5 Prozent - das zweitschlechteste Ergebnis der CSU in Bayern seit fünf Jahrzehnten - da kam wahrlich keine Freude auf.

Und als die erste Hochrechnung mit 35,3 Prozent verkündet wurde, hellten sich die Minen verständlicherweise auch nicht auf. Der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Alois Karl begegnete der trüben Stimmung zunächst mit den Worten: "Ohne eine Wahlparty geht es nicht, denn wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen." Ansonsten machte Karl aus seiner Enttäuschung kein Hehl: "Das ist unerfreulich und nicht gut für unsere Partei."

"Frappierend" nannte es der Kreisvorsitzende, dass bei einer Umfrage aus der jüngeren Zeit 89 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger in Bayern geantwortet hätten, es gehe ihnen gut bis sehr gut, dass sich dies aber nicht im Wahlergebnis widerspiegele. "Das Ergebnis kann also nicht daran liegen, dass die CSU an den Menschen vorbei regiert hat", schlussfolgerte Karl. Es müsse viel mehr an den parteiinternen Querelen gelegen haben. "Solche mögen die Menschen nicht." Außerdem räumte der Bundestagsabgeordnete ein, ohne Namen nennen zu wollen: "Und es liegt auch an Persönlichkeiten."

Karl dankte allen Helferinnen und Helfern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle für ihren Einsatz und sprach der Listenkandidatin Helga Huber Anerkennung für ihren engagierten Wahlkampf aus. Dann fand er doch noch einige positive Aspekte in den vorliegenden Zahlen: Die AfD ist deutlich unter ihrer Erwartung geblieben und die einmal ausgenommen, kann nicht gegen die CSU regiert werden. Ohne den Parteigremien und eventuellen Verhandlungsergebnissen zuvorkommen zu wollen, eröffne das Wahlergebnis zum Zweiten die Möglichkeit einer bürgerlichen Koalition. "Mit den Freien Wählern wird man sicherlich besser zurechtkommen, als mit den Grünen. Aber das wird man sehen." Mit den Grünen hätte man zwar eine deutlichere Mehrheit, meinte Karl, aber mit Sicherheit wesentlich weniger Schnittmengen. Und er fügte hinzu: "Wären die Grünen künftig in der Regierung, dann müssten zum Beispiel die Bürgerinnen und Bürger von Mühlhausen im Nachhinein drei Kreuze machen. Denn dann würde die Ortsumgehung, für die wir so lange gekämpft haben, sicherlich nicht mehr kommen."

Zuversichtlich zeigte sich Karl, dass der an diesem Abend in München weilende Finanzminister und Stimmkreisabgeordnete Albert Füracker wieder ein starkes Ergebnis einfahren werde. "Und das kommt unserem Landkreis zugute."

Die Listenkandidatin Helga Huber war selbstverständlich auch nicht glücklich über das Ergebnis ihrer Partei. Sie bedankte sich bei ihren Unterstützern, wertete es als positiv, dass eine Koalition mit den Freien Wählern möglich ist und sagte zu ihrer persönlichen Situation: "Ich hoffe auf ein gutes Ergebnis und wenn es wie es aussieht nicht gereicht hat, dann greife ich eben das nächste Mal wieder an." Positiv wertete sie, wie ihr Vorredner auch, die relativ hohe Wahlbeteiligung.

Werner Sturm