Hilpoltstein
"Wir geben uns Mut und Halt"

Die Parkinson-Selbsthilfegruppe Roth-Schwabach feierte 20-jähriges Bestehen

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Ein Geburtstagstänzchen: Seit 20 Jahren gibt es die Parkinson-Selbsthilfegruppe Roth-Schwabach. Ihre Leiterin Edda Brandl feiert das Jubiläum am Mittwoch mit Landrat Herbert Eckstein und natürlich vielen Mitgliedern der Gruppe. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein/Allersberg (HK) Seit 20 Jahren gibt es die Parkinson-Selbsthilfegruppe Roth-Schwabach. Geleitet wird sie von Edda Brandl aus Allersberg, die selbst an Parkinson erkrankt ist. Die Feier zum 20-jährigen Geburtstag der Selbsthilfegruppe war am Mittwoch im Rother Hans-Roser-Haus.

"Eine große Gemeinschaft gibt Halt." Unter diesem Motto haben sich Menschen mit Parkinson und Angehörige vor 20 Jahren zu einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen, die sich regelmäßig an jedem zweiten Mittwoch im Monat im Hans-Roser-Haus trifft. 51 Mitglieder hat die Selbsthilfegruppe Roth-Schwabach derzeit. In den vergangenen fünf Jahren sind rund 20 Mitglieder hinzugestoßen. Menschen mit Parkinson und deren Angehörige sind in dieser Gemeinschaft immer willkommen.

Es war bewundernswert und respekteinflößend, als Edda Brandl ans Mikrofon trat und die vielen Gäste der Feierstunde begrüßte. "Parkinson, ich gebe nicht auf, ich nehme die schlechten Stunden in Kauf", reimte sie. "Ich wünsche mir von dir ein lebenswürdiges Leben. Es ist ein schwieriger Weg, aber ich werde ihn gehen."

"Du musst es schaffen, dass die Krankheit nicht gewinnt."

Herbert Eckstein

Edda Brandl zündete eine von ihrem Mann Hans liebevoll gestaltete Kerze an und gedachte damit der verstorbenen 46 Mitglieder der Selbsthilfegruppe, die die Gruppe in den vergangenen 20 Jahren verloren hat. "Euer Mut soll uns ein Vorbild sein, wenn auch wir gehen müssen", sagte sie.

"Viele schöne Stunden haben wir miteinander verbracht und auch Ausflüge gemacht", blickte Edda Brandl zurück. Und oft hatten sie Referenten eingeladen, die alle Mitglieder über die Krankheit informierten. "Die Zeit lehrt uns zu verstehen, dass wir an einer nicht heilbaren und fortschreitenden Krankheit leiden", erklärte die Allersbergerin. "Wir müssen ständig mit Schwankungen rechnen."

"Trotz allem möchte ich euch Danke sagen für das Vertrauen, das ihr uns geschenkt habt und für die Zeit, die ihr für uns investiert habt", wandte sich Edda Brandl an die Mitglieder der Selbsthilfegruppe, "Wir geben uns gegenseitig Mut und Halt."

Ihr besonderer Dank galt den Angehörigen. "Ohne euch könnten wir nicht alleine leben", bekräftigte sie. "Danke allen Ehepartnern - ihr seid für uns in guten und in bösen Tagen da." Mit ihrem Mann Hans lebe sie schon seit 40 Jahren mit einer Behinderung, denn ihr Mann habe mit 37 Jahren schon einen Tumor besiegt. Allerdings hat er den Krebs nicht völlig unbeschadet besiegt und musste sich damals ein Bein abnehmen lassen. "Aber wir haben es geschafft", lautete Edda Brandls optimistische Botschaft, "wir durften miteinander alt werden."

In ihren Dankensworten hob Edda Brandl besonders Landrat Herbert Eckstein hervor, der 1997/98 die Parkinson-Selbsthilfegruppe als Erster besucht und seine Unterstützung angeboten hatte. Zum Dank dafür legte Edda Brandl mit dem Landrat ein übermütiges Tänzchen aufs Parkett, für das die beiden begeisterten Applaus erhielten. "Ich bin kein großer Tänzer", entschuldigte sich der Landrat, "aber einer Edda Brandl kann ich natürlich keinen Tanz abschlagen."

"Ich wünsche mir ein lebenswürdiges Leben."

Edda Brandl

"Danke für Ihr Engagement", lobte Herbert Eckstein die Leiterin der Parkinson-Selbsthilfegruppe und erinnerte an die Gründung der Gruppe vor 20 Jahren. "Irgendjemand muss die Initiative ergreifen", meinte der Landrat. Deshalb ein "Kompliment an Sie."

Nach der Diagnose Parkinson müsse man ganz alleine klarkommen, so Eckstein weiter. "Ihr schaut trotzdem nach vorne und gebt die Kraft weiter", lobte er die Mitglieder der Selbsthilfegruppe. "Das Wichtigste ist: Du musst es schaffen, dass die Krankheit gegen dich nicht gewinnt." Selbsthilfegruppen seien ganz wichtig, denn da könne man sich mit Menschen austauschen, die an der gleichen Krankheit leiden. Manchmal sei man verzweifelt und verbittert, doch die Betroffenen zeigten eine positive innere Kraft, die ihnen weiterhelfe. Auf diese Kraft könnten sie aufbauen.

"Wir pflegen mit der Parkinson-Regionalgruppe Roth-Schwabach eine sehr intensive Zusammenarbeit", berichtete Edmund Emsberger aus Zirndorf, der Leiter der Parkinson-Regionalgruppe Nürnberg-Fürth. "Edda Brandl hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir die Gruppe Roth-Schwabach als Regionalgruppe aufgenommen haben." Und auch er hat Hilfe: "Die Leitung unserer Gruppe ist wesentlich auf meine Frau Eva gestützt." Auch Edmund Emsberger wagte mit Edda Brandl ein Tänzchen und die vielen Gäste applaudierten begeistert.

"Man muss es nehmen, wie es ist", brachte es Edda Brandl am Schluss auf einen einfachen Nenner. Und die Mitglieder der Selbsthilfegruppe freuten sich ihrerseits für die vielen schönen Stunden im Kreise der Parkinson-Selbsthilfegruppe Roth-Schwabach. Ihr Dank galt auch Bodo Steinheimer, dem Leiter des Hans-Roser-Hauses, der jeden Monat die Räume für die Gruppentreffen kostenlos zur Verfügung stellt. Diese sind übrigens jeden zweiten Mittwoch im Monat um 15 Uhr.