Roth
Windmühlen bauen für den Wind des Wandels

Asien-Experte Karl Pilny referiert bei Vortragsveranstaltung der Sparkasse über die Entwicklung der Weltwirtschaft

06.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr
"China wird die größte Volkswirtschaft der Welt werden", sagt Karl Pilny. Die Frage ist ihn nicht ob, sondern lediglich wann. −Foto: Schmittt

Roth (rsc) Der immer größer werdende Einfluss Asiens ist auch im Landkreis Roth zu spüren.

"Einige Unternehmen aus der Region betreiben schon Handel mit Staaten des fernen Ostens, haben dort eigene Dependancen gegründet oder Beteiligungen erworben", sagt Jürgen Rohmer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mittelfranken-Süd. Aber es gibt auch den umgekehrten Weg: "Chinesische Investoren beteiligen sich immer mehr an hiesigen Unternehmen". Genug Gründe für die Sparkasse, bei einer Vortragsveranstaltung am Dienstagabend in der Kulturfabrik einen ausgewiesenen Asien-Experten zu Wort kommen zu lassen.

Karl Pilny ist als Jurist und Dozent seit mehr als 30 Jahren in Asien aktiv. Er spricht Japanisch, hat im Japan-Referat eines Max-Planck-Instituts promoviert und ist seit zwölf Jahren Chef einer Firma, die Unternehmen auf beiden Kontinenten berät. "Asien wird immer relevanter", so Pilnys Botschaft, die er bereits ab 2005 in seiner Sachbuchtrilogie "Das Asiatische Jahrhundert" beschrieben hat. In China, Japan, Indien, Indonesien und den sogenannten Tigerstaaten leben 4,3 Milliarden Menschen. "Die Märkte der Zukunft liegen also in Asien und von dort werden auch die technischen Quantensprünge kommen", ist Pilny überzeugt.

Für den 58-Jährigen ist es durchaus eine Entwicklung, die Europa im internationalen Wettbewerb zu spüren bekommt. "In Asien entwickeln sich immer mehr globale Champions, bei deren Produkten nicht nur der Preis, sondern auch die Qualität stimmt", sagt er. Ja, noch mehr: "Selbe Qualität wie im Westen, aber halber Preis und doppelte Menge", sagt Pilny. Langfristig werden immer mehr grundlegende Innovationen aus Asien kommen, "mit denen die dortigen Unternehmen dann auf dem Weltmarkt antreten und sich ihre Kassen füllen werden".

Hinzu komme, dass sich die Staaten Asiens immer mehr vernetzten und die Entwicklung der Infrastruktur dort sehr viel schneller funktioniere als in Europa. "China wird in den nächsten 30 Jahren die weltgrößte Volkswirtschaft werden", so seine Prognose. Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann.

Pilny sieht Europa im Rahmen dieses Wandels nicht als verloren an, hält es aber für erforderlich, neue Wege einzuschlagen. "Wenn der Wind des Wandels bläst, müssen wir eben Windmühlen bauen", so lautet der Rat von Pilny, der dabei ein chinesisches Sprichwort zitierte. Insgesamt müsse man vor allem agiler und schneller werden.

Erforderlich sei auch eine strategische Industriepolitik in ganz Europa und mehr Kooperation mit dem asiatischen Markt. "Außerdem muss sich Europa im Inneren sortieren, um künftig nach außen mit einer Stimme zu sprechen", so Pilny. Denn das, was sich bislang von Asien aus entwickelt habe, "das ist lediglich ein Vorgeplänkel". Die echten Umbrüche erwartet er in den nächsten 20 bis 30 Jahren. "Jetzt geht es erst richtig los", so Pilnys Einschätzung zu Asiens Weg hin zu noch größerer Bedeutung auf der Weltbühne.