Roth
Wie Urlaub für die Kinder

Zum ersten Mal gibt es heuer eine Ferienbetreuung am Rother Weinberg - Pilotprojekt soll Vorbild für andere Arbeitgeber in der Region sein

09.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:54 Uhr
Zusammen Herumtoben und Spagat üben macht auch bei der Ferienbetreuung im BRK-Zentrum Roth mehr Spaß. −Foto: Foto: Riß

Roth (lur) Sechs Wochen Sommerferien - für manche Familien, insbesondere für Berufstätige und Alleinerziehende, stellt sich da oft die Frage: wohin mit den Kindern?

Der Arbeitskreis Vereinbarkeit Beruf und Familie hat deshalb eine Ferienbetreuung ins Leben gerufen.

Gewusel herrscht im BRK-Zentrum Roth - auf Turnmatten üben ein paar Mädchen Handstand und Spagat, nebenan werden Gemeinschaftsspiele gespielt und gebastelt. Insgesamt 19 Kinder besuchen in dieser Woche die Ferienbetreuung. In der kommenden sind es elf.

"Im vergangenen Jahr haben wir am Buß- und Bettag eine Betreuung für Mitarbeiterkinder des Landratsamtes angeboten", erzählt Bildungskoordinator Michael Buchholz vom Landratsamt Roth, "daraus ist auch die Idee entstanden eine Ferienbetreuung anzubieten. " Der Arbeitskreis Vereinbarkeit Beruf und Familie habe sich daraufhin bei den am Weinbergweg angesiedelten Arbeitergebern umgehört, ob überhaupt Bedarf besteht. "Man bekommt ja mit, dass Hilfe benötigt wird und fragt sich, wie man eingreifen kann", erzählt Claudia Hofmann, Leiterin des Arbeitskreises. Es sei auch nicht üblich, dass Familien sechs Wochen wegfahren oder die Eltern so lange Urlaub haben.

In Kooperation mit der Kreisklinik Roth, der Sparkasse Mittelfranken-Süd, dem Landratsamt Roth und dem BRK-Kreisverband Südfranken wurde deshalb dieses Pilotprojekt gestartet. "Uns war ein zentraler, ortsnaher Standort wichtig und eine flexible, ganztägige Betreuung mit abwechslungsreichem Programm", sagt Hofmann. "Deshalb beginnt unser Ferienprogramm schon in der Früh um sieben und dauert bis 17 Uhr", fügt Buchholz hinzu. Das sei sowohl familien- als auch arbeitnehmerfreundlich.

Diesen Sommer gibt es eine zweiwöchige Ferienbetreuung am Weinberg. Die Kinder sind zwischen vier und zwölf Jahre alt und dürfen fünf Tage die Woche an einem "täglich wechselnden pädagogisch ausgearbeiteten Programm mit ausgebildeten Betreuern" mitmachen. "Wir wollen viele verschiedenen Themen abdecken und den Kindern abwechslungsreiche Aktivitäten bieten", sagt Saskia Thumann vom BRK, pädagogische Leiterin der Ferienbetreuung. Bei der Zusammenstellung des Programms hat sich Thumann viele Gedanken gemacht. Jeder Tag steht unter einem anderen Motto - von Piraten und Indianern über Technik und Umwelt bis hin zu Erste-Hilfe-Kurs und Pflaster-Pass. "Wir unternehmen auch Ausflüge. Ein besonderes Highlight für die Kinder ist die Fahrt nach Nürnberg mit dem Zug", erzählt Thumann.

Ziel sei es auch andere Firmen in der Region für dieses Projekt zu begeistern - beispielsweise Arbeitgeber, die in einem Gewerbegebiet angesiedelt sind. "Der Arbeitskreis würde bei der Planung der eigenen Ferienbetreuung helfen", erklärt Buchholz. "Wir wollen einen Leitfaden erstellen mit dem Arbeitgeber selbstständig eine solche Betreuung einrichten und durchführen können. "

Momentan befindet sich dieses Ferienprogamm noch in der Anfangsphase und "muss erstmal bekannt gemacht werden". "Die bisherige Resonanz ist nicht schlecht, " sagt Landrat Herbert Eckstein. "Es ist ein zusätzliches Angebot, dass Eltern eine gewisse Sicherheit gibt. " Man müsse sehen, wie das Projekt weiterlaufe und bei welchen Altersgruppen und in welchem Zeitraum Bedarf bestehe. "Für Kinder kann das hier wie Urlaub sein. "

"Ich habe viel Spaß und zu Hause vermisse ich gar nicht", bestätigt die zehnjährige Jolanda. Außerdem gebe es leckeres Essen, zum Beispiel Spaghetti mit Tomatensoße. "Heute haben wir schon Schleim gemacht", erzählt Julia (10) und zieht dabei eine glibberige blaue Masse aus einer Dose. Die Kinder haben viel zu berichten und schnell wird klar, Langeweile kommt bei dieser Ferienbetreuung bestimmt nicht auf.