Nürnberg
"Werte sind grundsätzlich im Menschen verankert"

Nürnberger Wirtschaftsprofessor plädiert für eine christliche Spiritualität im Management und im Alltag

18.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:02 Uhr
Harald Bolsinger. −Foto: Tijang/epd

Nürnberg (epd) Christliche Spiritualität lässt sich nicht aufteilen: "Man kann nicht am Sonntag Christ sein und am Montag Kunden belügen und betrügen", sagt der Nürnberger Wirtschaftsprofessor Harald Bolsinger in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.

Bolsinger ist Mitherausgeber des Buches "Spiritualität in der Managementpraxis" und will "die alltägliche Schizophrenie eindämmen, die Menschen kaputtmacht".

Christliche Spiritualität lasse sich nicht in berufliches und privates Leben aufteilen. Bolsinger folgt vielmehr der These, dass sich mit christlich begründeten Werten Management bereichern lässt. "Christliche Spiritualität so übersetzen, dass sie in der monetären Welt vorstellbar ist", darum geht es ihm.

Werte wie Verlässlichkeit, Respekt und Ehrlichkeit ließen sich auch ethisch-areligiös oder mit anderen Glaubensgemeinschaften begründen. Das entspreche der Wirklichkeit in Unternehmen und Einrichtungen, in denen immer mehr Menschen beschäftigt seien, die ohne religiöses Bekenntnis seien oder muslimischem Glaubens sind. "Alle Religionen sind gut, wenn sie die Ziele im Unternehmen fördern", sagt Bolsinger. Es dürfe keine Frage sein, welche Spiritualität besser ist: "Das widerspricht der Würde des Menschen. "

Die emotionale Gewissheit des Buchautors aber kommt "aus der Begegnung mit dem christlichen Gott", sagt er. Entsprechend leitet er seinen Wertekanon aus der Heiligen Schrift ab. Die Bergpredigt sei in ihrer Kernbotschaft "weltweit und konfessionsübergreifend anerkannt". Das dreifache Liebesgebot verlange, Gott zu lieben, den Nächsten wie sich selbst - und Feinde mit einzuschließen. Weitere Werte sind unter anderem Barmherzigkeit, soziale Verantwortung und Veränderungsbereitschaft.

Der Wirtschaftsprofessor ist sich sicher, dass die Offenbarungen Gottes zu einer Ressource werden könnten, "die in Unternehmen eine hohe Relevanz bei der Beurteilung von Situationen und Sachverhalten besitzt". Ein ganzheitliches Wertemanagement umfasse dabei drei Ebenen: Als Basis nennt er die "Mindestmoral", die auch durch Gesetze und Normen eingefordert werde.

Darauf baut das professionelle Wertemanagement auf. Dort geht es um Respekt, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit, das einerseits weltanschaulich breit anschlussfähig und andererseits für den Unternehmenszweck strategisch zielführend ist. Mitarbeiter müssten hier zu wertekonformem Handeln motiviert werden. Bolsinger geht davon aus, "dass diese Werte grundsätzlich im Menschen verankert" sind und daher nur aktiviert werden müssten. Die dritte Ebene ist die geistliche Gemeinschaft, in der Christliche Spiritualität durch Vorleben und Einüben vermittelt wird.

Christliche Spiritualität wirke sich auch auf die internen Prozesse aus. Dazu zähle beispielsweise eine Führung mit Vertrauen, also "loslassen, nicht durchregieren". Spirituelle Führungskräfte ließen auch "starke Mitarbeiter zu, statt einfacher Wasserträger". Angesichts des inflationären Gebrauchs des Begriffes Spiritualität sieht sich Bolsinger auch zu einer deutlichen Klarstellung genötigt. "Es geht nicht um Glückssteigerung, sondern um persönliche und geistliche Sinnerfüllung. "

Markus Warode, Harald Bolsinger, Arndt Büssing (Hrsg. ): Spiritualität in der Managementpraxis. Verlag Herder. 280 Seiten; ISBN-10: 3451399822