Offenbau
Wer hat das Huhn geklaut?

Im Rahmen der Mitmachaktion "KunstWerkZukunft" drehen Kinder ein Video auf dem Bauernhof

28.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:51 Uhr
Der Hilfeschrei kommt aus dem Stall ? und die Nachwuchs-Bauern beeilen sich, um nachzusehen, was passiert ist. −Foto: Steimle

Offenbau (HK) Wohin muss die Kamera, von wo kommt das Licht? Sind alle auf Position? "Szene drei, Einstellung sechs, 1. Versuch", sagt Silas und lässt die Film-Klappe fallen. Sieben Kinder drehen auf dem Biohof Dollinger in Offenbau ein Video - ob die Hühner am Ende wieder vollzählig im Stall sind?

Ein lauter Schrei aus dem Hintergrund, die Kinder sehen sich verwundert an. "Was war das? - Die Bäuerin!" und alle rennen Richtung Stall. So weit kommen sie aber nicht, schließlich müssen sie für diese Einstellung nur das Bild verlassen. "Ich würde das gerne noch ein bisschen näher machen", sagt Klas Thurn vom Medienzentrum Parabol in Nürnberg nach einem kurzen Blick durch die Kamera und auch die Tonangel, die Ben nach oben stemmt, darf ein bisschen näher an die Sprecher heranrücken. Also noch einmal von vorne.

Denn so ein Videodreh, der in diesem Fall von der LBV (Landesbund für Vogelschutz) Umweltstation Rothsee organisiert wird, ist alles andere als einfach. Das zeigt sich in der nächsten Szene, die in den Kasten soll. Der Film endet mit ihr, gedreht wird sie aber schon jetzt. "Wir machen das von der Wettersituation abhängig, aber auch von der Arbeit auf dem Hof. Wenn zum Beispiel Heu gemacht wird, dann müssen wir eine andere Szene filmen", sagt Julia Groothedde vom LBV. In einem Halbkreis stehen die "Stadtkinder" beisammen, die Mitglieder der Offenbau Gang ("OG") kommen dazu und Maxi muss ein paar unangenehme Fragen beantworten. Bevor es aber dazu kommt, muss auf einiges geachtet werden. "Steht bitte so, dass ihr euch nicht verdeckt", sagt Thurn, "es muss jeder zu sehen sein." Auch mit dem erneuten Versuch ist der Filmemacher noch nicht zufrieden. "Ihr sprecht schon, wenn ihr noch nicht im Bild seid, das geht nicht." Dafür ist Ulrike Schleehahn vom Dollinger-Hof mit dem, was gesprochen wird, zufrieden. "Der Dialog ist klasse, so wollen wir das haben." Das stimme schon, sagt Thurn und kratzt sich am Kopf. "Dennoch ist die Szene etwas lang, die Mimik ist nicht zu sehen, deshalb müssen wir vielleicht früher rausgehen. Das sehen wir dann später."

Im Videoschnitt nämlich, für den extra ein weiterer Termin eingeplant wurde, wie Groothedde erklärt. Denn so schnell wie geplant sind die Szenen nicht gefilmt. Mit dem Drehbuch ist man dafür sehr zufrieden. "Da haben sich alle eingebracht, es ist eine gute Geschichte geworden."

Worum es in dieser geht, erklärt Felicitas. "Auf dem Hof der Bäuerin sind Kinder aus der Stadt zu Besuch. Diesen wollen die Mitglieder der Offenbau-Gang einen Streich spielen." Allerdings gebe es in Maxi einen Überläufer - denn dem tun die ahnungslosen Kinder aus der Stadt leid und zudem will er, dass die Arbeit auf dem Hof weitergeht, nachdem sich die Bäuerin verletzt hat. Ihre Nichten und Neffen aus der Stadt stellen sich als Landwirte nicht gerade geschickt an. "Sie kommen auf die Idee, die Kühe mit Chips und Gummibärchen zu füttern und verschwenden beim Gießen zu viel Wasser", erklärt Maxi. Vor allem Letzteres ist ein Ziel des Videoprojekts, für das sich in der bayernweiten Mitmachaktion "KunstWerkZukunft" 15 Träger des Qualitätssiegels "Umweltbildung.Bayern" zusammengeschlossen haben. Durch Kunst sollen die Kinder an den Gedanken der Nachhaltigkeit herangeführt werden - etwa den sorgsamen Umgang mit Wasser.

Maxi schleicht derweil ums Hühnerhaus. Denn um den Stadtkindern einen Streich zu spielen, klauen ihnen die Landkinder ein Huhn. Doch das Federvieh hat auf die Szene offenbar keine Lust, sobald sich Maxi langsam nähert, macht es sich davon. Silas und Ben von der Offenbau Gang stehen mit dem großen Korb bereit, während sich Paul um die Kamera kümmert. Auch das ist den Betreuern wichtig: Jedes Kind darf sich auf jeder Position ausprobieren, alle stehen mal vor und mal hinter der Kamera.

Dann gelingt es Maxi, eine Henne zu fangen, vorsichtig wird sie in den Korb gesetzt, dann verschwindet die Bande mit ihrer Beute. "Maxi war mal kurz mit den Kopf raus, sonst ist alles drauf", sagt Paul. Also lässt Thurn die Szene wiederholen, doch die Statisten haben die Schnäbel voll. "Das können wir lassen", sagt Maxi, denn mittlerweile verständigen sich die Hühner durch leise Warnlaute, wie Schleehahn erklärt.

Dafür ist eine andere Schauspielerin nun für ihre Szene bereit. Claudia Dollinger spielt gewissermaßen sich selbst, sie mimt die Bäuerin, die sich am Fuß verletzt. Doch davor müssen am Stall noch einige Fragen geklärt werden. "Ich glaube, die Tür war das letzte Mal zu", sagt Groothedde, das ist wichtig, sonst fügen dich die Szenen im Schnitt nicht nahtlos aneinander. "Dann muss Johanna die Tür eben beim rausgehen zumachen", sagt Thurn, denn in der nächsten Einstellung, die schon aufgenommen wurde, telefoniert sie mit dem Roten kreuz und da ist die Tür geschlossen.

"Sind alle bereit?", fragt er und schon kommen die Kinder angerannt. "Was ist passiert?", wollen sie wissen. "Ich bin gestürzt und habe mir den Fuß verstaucht. Könnt ihr mal Hilfe holen?", jammert Dollinger. "Super", ist Thurn am Ende zufrieden - eine weitere Szene ist im Kasten.

Wenn das Seminar Ende Juli abgeschlossen ist, dürfen die Kinder entscheiden, was mit ihrem Film passiert, erklärt Groothedde. Vielleicht wollen sie ihn ja bei einem Wettbewerb einreichen? Darüber wollen sie noch abstimmen, sicher ist aber, dass er auf der Internetseite des LBV auf www.rothsee.lbv.de zu sehen sein wird. Weitere Informationen, auch über andere Aktionen gibt es unter www.kunstwerkzukunft.de.

Tina Steimle