Greding
Mit dem Christkind auf Rollerfahrt

Monika Baumgartner verbindet bei Bergweihnacht in Greding Besinnliches und Heiteres - Musiker bieten Ohrenschmaus

11.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:22 Uhr

Greding (HK) Das war eine Bergweihnacht, wie sie sein soll. Ein wunderbarer musikalischer Rahmen, Texte mit Tiefgang, die teils zum Schmunzeln anregten, und das prächtige Ambiente der Gredinger Stadtpfarrkirche. Es passte einfach alles und so gab es am Ende gleich zweimal stehende Ovationen.

Die Besucher im fast voll besetzten Gotteshaus sollen sich "im Geiste Weihnachtens auf diesen Abend einlassen", erhofft sich zu Beginn Bürgermeister Manfred Preischl. Würden doch solche besinnlichen Stunden ausgerechnet in der vermeintlich staden Zeit immer seltener. Und so wird zum Anfang des Geschehens in der Kirche bewusst Raum für Stille geschaffen. Eine gute Minute sitzt das Publikum fast komplett im Dunkeln, nur die Kerzenlichter im Altarraum, an den Wänden und im Gang des Mittelschiffs flackern.

Genau durch dieses schreitet der Münchner Solotenor Sandro Schmalzl, begleitet nur von dezenten Harfenklängen aus den Reihen der Familienmusik Servi aus Freising. Nahtlos geht diese Einstimmung über in den ersten Auftritt der Tegernseer Alphornbläser, deren lang gezogene Klänge kurz darauf im Bass eines Akkordeons nachschwingen. Während ein zum Adventskranz umgewandelter Wurzelstock die Blicke auf sich zieht.

Apropos Advent - das sei die Zeit, in der man "hinter Wolken der Trübsal den Stern der Verheißung" erwarten darf, liest die Münchner Schauspielerin Monika Baumgartner vor. Eine feste Größe in der Fernsehlandschaft und einer ihrer "sympathischsten Gesichter", so Preischl. In ihren Wortbeiträgen liegen Trauriges und Heiteres oft nah beieinander.

Wie etwa in der Geschichte vom gestohlenen Christkind. Sie erzählt von einer durch Bomben zerstörten Kirche, aus der von den Krippenfiguren nur Maria und Josef gerettet werden konnten. Eine Witwe stiftet eine Krippe mit dem Jesuskind, angefertigt von ihrem Sohn, der im Krieg gefallen ist. Aufstellen will die Frau sie nicht mehr, zu schmerzlich ist die Erinnerung. So findet sich das Krippenkind nun im wiederaufgebauten Gotteshaus wieder, wird dort aber entwendet. Der Pfarrer, der zuerst an Frevler und Kirchenschänder denkt, entdeckt bald den Dieb, als dieser seine Beute wieder zurückbringt. Es ist der "Bepperl vom Nachbarn", der sich vom Christkind einen Roller gewünscht und auch bekommen hat. Versprochen hat der Bub ihm, dass er es mit seinem neuen Gefährt zum Dank dreimal um die Kirche herumfährt. Das hat er nun eingelöst, was den Gästen in Greding einige dezente Lacher entlockt.

Volkstümliche Vorstellungen über einen Erzengel, der im Stall zu Bethlehem fleißig auskehrt und beim "Casting" der Tiere Ochs und Esel als Insassen bestimmt, dürfen bei der Bergweihnacht nicht fehlen. Ebenso gut kommt die spitzbübische Geschichte eines Bauern an, der seinem Freund einen Christbaum schenkt, wenn er ihn selbst schlägt. Die schöne Tanne einer Waldlichtung stehe ihm eh nur im Weg, so der Landwirt. Dass sich der Baum auf dem Grundstück des verhassten Nachbarn befindet, verrät er aber erst nach dem Fällen. "Du hast einen schönen billigen Weihnachtsbaum und mir eine Freude bereitet", legitimiert er gegenüber dem Beschenkten den Streich.

Baumgartner erzählt auch aus der eigenen Kindheit. Von drei geschenkten Orangen - ein damals sehr kostbares Geschenk und damit zu schade zum Essen. Als sie sich eines Besseren besinnt, sind die Früchte schon vertrocknet. Zwischen den Beiträgen laufen die Musiker zur Hochform auf. Analog zu den Texten geht es mal feierlich, mal heiter zur Sache. Gegen Ende gibt es einige Klassiker zu hören: "Kommt, lasset uns anbeten" oder "Es wird scho glei dumper". Beim Andachtsjodler fallen die Besucher gerne mit ein. Und noch lauter bei "Stille Nacht". Danach ist wirklich alles still. Bis frenetischer Beifall einsetzt.

Es gibt gleich mehrere Zugaben, musikalische wie textliche. "Bethlehem ist überall", behauptet da Baumgartner. "Wenn Menschen sich eine Freude machen, sieht man auch das Christkind lachen." Und die Empfehlung zum Schluss: Verlöschen am Adventskranz die Kerzen namens "Friede", "Glaube", "Liebe", soll man sie mit der Flamme der "Hoffnung" neu entzünden.
 

Jürgen Leykamm