Roth
Waschen, putzen, backen, kochen

Die Landwirtschaftsschule in Roth bildet junge Frauen zur Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung aus

23.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:07 Uhr
  −Foto: Bader

Roth (HK) Karotte für Karotte wandert in den Zerkleinerer, dann wirft Monica Ghinet die Brokkoli-Stücke hinterher.

Erst wenn alles fein geschnetzelt ist, werden alle Zutaten mit Dressing vermischt. "Es wird ein einfacher, aber sehr guter Rohkostsalat", sagt die junge Frau, als sie ihn schließlich abschmeckt und mit etwas Schnittlauch garniert. Sie steht in der Lehrküche des Rother Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Heute sollte jeder Handgriff sitzen, den es ist der Testlauf für die nahende Abschlussprüfung.

Rund 20 Frauen machen heuer in Roth die Ausbildung zur Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung. Und dieses eineinhalbjährige Seminar ist thematisch breit gefächert: vom Finanzmanagement eines Haushalts über Ernährungslehre und Küchenpraxis bis hin zu den richtigen Putzmitteln und zum Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten.

"Wir bringen den Studierenden nicht nur bei, wie sie einen Haushalt optimal führen, sondern auch, wie sie andere Menschen bei einfachen Tätigkeiten anlernen", sagt Schulleiterin Ingrid Bär. Und das Anlernen ist ebenfalls Teil der heutigen Vorprüfung. Monica Ghinet zeigt einer Nachbarin, wie sinnvoll eine kleine Küchenmaschine ist, wie man sie am geschicktesten verwendet, aber auch, wie man sie wieder sauber bekommt. "Wenn in einem Rohkostsalat große Stücke sind, mag den keiner", sagt Ghinet. "Fein geschnetzelt lieben ihn aber sogar die Kinder - und mit einem solchen Gerät geht es einfach und schnell. "

Die Nachbarin, der sie die Tricks und Kniffe beibringt, wird an diesem Tag von Tina Roth gespielt. Und die hat heute nicht nur den Job besagter Nachbarin, sondern spielt später auch das siebenjährige Kind von Eva Gruber, die mit ihrer Mutter Muffins für den Kindergeburtstag mit Schokolade glasiert. Eva Gruber hat dafür schon seit Stunden gut zu tun. Während die Muffins noch auskühlen und schon die Schokolade für den Überzug auf der Kochplatte wärmt, geht der Biskuitteig im Herd langsam auf. Während Gruber ein paar Küchenutensilien abspült, wandert ihr Blick deshalb immer wieder zum Backofen. "Der Teig muss noch ein bisschen brauner werden, dann nehme ich ihn heraus. "

Wenige Minuten später stürzt sie den Teig samt Backpapier auf ein Geschirrtuch. Als das Papier vom Teig partout nicht abgehen will, pinselt sie einfach kaltes Wasser darauf. "Dann müsste es eigentlich gehen", sagt sie und zupft vorsichtig an der Ecke. Ja, es funktioniert, das Papier lässt sich von dem frischen Teig ziehen, den sie anschließend vorsichtig zusammenrollt. Ingrid Bär lässt Eva Gruber während der ganzen Zeit nicht einen Moment aus den Augen. Erst recht nicht, wenn diese ihrer "Tochter" Tina zeigt, wie man die Muffins vorsichtig in die Schokolade taucht und abtropfen lässt.

"Es ist wichtig, dass man anderen etwas erklären und damit etwas lernen kann", sagt Ingrid Bär. "So kann man nicht nur die eigenen Kinder besser in die Küchenarbeit einbinden, sondern man kann zum Beispiel auch Senioren eine einfache, aber sinnvolle Beschäftigung geben", sagt Bär.

Schräg gegenüber ist Claudia Schwendner gerade dabei, Blattsalat zu waschen. Sie hat die grob geputzten Blätter in die Spüle gelegt und lässt nun Wasser darüberlaufen. Womit sie sich einen kritischen Blick von Ute Mahl einhandelt. Sie ist ebenfalls Prüferin bei dem heutigen Test und hat wie Bär ein scharfes Auge auf die Probanden. "Bei Blattsalat lässt man nie das Wasser drüberlaufen, da wird er nur kaputt und später früher welk", sagt sie. "Das kann man nur bei Karotten und Co machen". Und Mahl schaut auf noch viel mehr. Zum Beispiel, ob fertige Zutaten sauber abgedeckt sind. Aber nicht etwa mit Alufolie: "So etwas gibt es bei uns nicht, wir achten auf die Umwelt", erklärt Mahl. "Wenn man etwas zudeckt, nimmt man einfach eine Schüssel oder einen Teller. "

Ute Mahl hat gleichzeitig Ljiljana Leuchtenmüller im Blick, die Joghurt für den Nachtisch in kleine Schälchen füllt. Zuerst probiert es Leuchtenmüller mit einem Küchenschaber, mit dem sie allerdings viel zu oft nachfassen muss und mit dem auch leicht etwas danebengeht. Als sie Mahls fragenden Blick bemerkt, sucht sie im Küchenschub gleich nach einem Schöpfer. Mahl lächelt. "Mit dem richtigen Werkzeug geht es nicht nur schneller, sondern man bringt auch wirklich alles aus dem Topf, so dass nichts verschwendet wird. "

Doch bei der heutigen Prüfung geht es nicht nur ums Kochen und Backen. Krisztina Ambrus kniet gerade vor einem Küchenschrank, aus dem sie die Schubladen gezogen hat und jetzt Seitenteile und Rückwand mit einem Lappen von oben nach unten reinigt. "Da braucht man gar keine scharfen Reinigungsmittel, das geht mit Wasser und etwas Spülmittel sehr gut", sagt sie und inspiziert die frisch geputzten Schubladenführungen. "Nur eines ist wichtig: Wenn man einmal durch ist, muss man unbedingt das Wasser wechseln. "

Mahl erklärt ganz nebenbei, dass Neutralseife eben keine Schmierseife ist, einen anderen Ph-Wert hat und Fett auch nicht so gut löst. Dabei hat sie weiterhin Ljiljana Leuchtenmüller und Claudia Schwendner im Blick. "Wir schauen auch darauf, ob jemand seinen Arbeitsplatz gut organisiert oder immer über Kreuz arbeitet", sagt Mahl. Und es kommt ihr darauf an, dass sich die Prüflinge genau überlegen, was man zusammen machen kann, um Zeit zu sparen. "Wenn ich zuerst nur die Zwiebeln schneide und die Kräuter erst dann, wenn ich sie brauche, muss ich noch einmal von vorne anfangen", sagt Mahl. Sie wünscht sich deshalb eine gute Planung der Arbeiten - auch wenn man bei einem Drei-Gänge-Menü an noch so viele Kleinigkeiten denken muss. "Wenn ich das im Griff habe, habe ich einen viel ruhigeren Arbeitsablauf", sagt sie. "Sonst rühre ich mal da, schneide mal dort, wasche ab und fange dann wieder von vorne an", so Mahl. "Das ist dann Freestyle-Kochen", sagt Claudia Schwendner und grinst.

Sie und ihre Mitstreiterinnen haben denn heutigen Testlauf bald hinter sich. Im Anschluss gibt es dann ausführliche Manöverkritik: "Wir setzen uns mit allen noch einmal zusammen und erklären, was gut gelaufen ist und was noch besser werden muss", sagt Bär. "Aber die jungen Frauen haben in der Zeit bei uns schon unglaublich viel gelernt - da müssen wir nur noch an Feinheiten arbeiten. "

Der Studiengang

Die Ausbildung zur Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung ist ein einsemestriger Studiengang am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth.Zugangsvoraussetzung ist das Abschlusszeugnis einer Berufsschule und ein Berufsabschluss mit anschließender Berufserfahrung.Zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Haushalt und Beruf findet er in Teilzeit statt. Die insgesamt 660 Unterrichtsstunden verteilen sich dabei auf einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren. Der Studiengang selbst ist kostenlos. Nur Unterrichtsmaterialien, Lehrfahrten und Verpflegung müssen bezahlt werden.Der nächste Studiengang beginnt im September dieses Jahres. Bereits am Dienstag, 4. Juni, gibt es um 18.30 Uhr einen Informationsabend im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.Wer Fragen zu dem Studiengang hat, kann sich bei Schulleiterin Ingrid Bär unter der Telefonnummer (09171) 842-30 und per E-Mail unter ingrid. baer@aelf-rh. bayern. de melden. HK

Kai Bader