Nürnberg
Warnung vor der "Party-Zone"

Bürgerverein im betroffenen Stadtteil St. Johannis will keine Liegewiesen im Hesperidengärten

05.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:35 Uhr
Die Hesperidengärten soll erweitert werden. Die Frage ist nur wie? Der Bürgerverein hat sich schon klar positioniert und will keine Liegewiese mit Partyzone. −Foto: Pelke

Nürnberg - Barock oder modern: Über diese Frage scheinen sich im Rahmen der geplanten Neugestaltung des Hesperidengartens in Nürnberg derzeit die Geister zu scheiden.

"Ich könnte mir als vierten Garten durchaus eine moderne Form vorstellen", teilte Bürgermeister Christian Vogel (SPD) auf Anfrage mit. Hintergrund der Debatte ist die geplante Erweiterung des bestehenden Hesperidengartens beim Johannisfriedhof. Im Herbst letzten Jahres hatte die Stadt den Kauf einer benachbarten Pinselfabrik bekannt gegeben und überraschend verkündet, dass auf dem Areal der alten Fabrik keine neuen Wohnungen gebaut werden, sondern eine direkte Fortsetzung der anliegenden Hesperidengärten entstehen sollen. Jetzt geht es um die Frage, wie die geplante Erweiterung der beliebten Gärten genau aussehen soll.

Der Bürgerverein in dem betroffenen Stadtteil St. Johannis scheint "moderne Verhältnisse" offensichtlich unbedingt vermeiden zu wollen. "Nach unserer Überzeugung muss hier auch wieder ein Garten entstehen, der sich an barocken Formen orientiert. Zudem darf es sicher kein Garten mit Liegewiese und Bolzplatz werden - dafür gibt es in der Nähe die Hallerwiese und den Pegnitzgrund", hatte Ferdinand Hirschfelder, Vorsitzender des Bürgervereins im Stadtteil St. Johannis , im Vorfeld eines demnächst stattfindenden "Experten-Hearings" kürzlich bereits klarstellt.

Am Dienstag, 12. April, bittet die Stadt interessierte Bürger zum Online-Austausch. Bei dem geplanten "Experten-Hearing" soll es um "einen ersten fachlichen Diskurs" als "reine Vorstufe zur dann folgenden Bürgerbeteiligung im Sommer" gehen. Allerdings verschweigt die Stadt freilich auch nicht, dass Bürgermeister Vogel ein Expertengremium mit Fachleuten aus den Bereichen historische Gartengestaltung, Geschichte und Kultur einrichten will, dass eine eventuell wegweisende Entscheidungsgrundlage über die "Streitfrage" einer historisierenden oder modernen Gartengestaltung erarbeiten soll.

Genau vor diesem Hintergrund scheint sich der Bürgerverein in Johannis bereits eindeutig gegen allzu moderne Pläne positionieren zu wollen. "Eine Wiese für Sport und Party mit Grillplatz kann hier sicher nicht entstehen", hatte Ferdinand Hirschfelder, der Vorsitzende des nach eigenen Angaben ältesten Bürgervereins der Stadt, etwaige Überlegungen bereits relativ kategorisch ausgeschlossen. Schließlich gehe der geplante Abriss der Pinselfabrik und die vorgesehene Erweiterung des Hesperidengartens auf das Engagement des Bürgervereins zurück.

"Ohne den Bürgerverein gäbe es überhaupt keine Hesperidengärten in Nürnberg", erklärt Hirschfelder und erinnert daran, dass der Bürgerverein seit den 80er-Jahren an der "Wieder-Errichtung" der historischen Bürgergärten arbeitet. Der erste Park im Zeichen der griechischen Nymphen sei 1984 in der Johannisstraße 47 erfolgt. Danach seien in den 90ern die Gärten in den benachbarten Hausnummer 43 und 45 hinzugekommen. Zur "Vollendung" fehlt laut Hirschfelder vom Bürgerverein jetzt "nur noch" die Hausnummer 41 auf dem Gelände der abrissreifen Pinselfabrik. "Wir haben die große Chance, die Hesperidengärten attraktiv, modern und stimmig zu erweitern. " Wichtig sei dabei, eine echte Garten-Kultur und keine reine Partyzone zu schaffen.

HK

Nikolas Pelke