Thalmässing/Feucht (HK) Sie ist jung, sportlich überaus begabt - und nicht unbedingt die Größte: Letzteres gilt jedoch nur für die Körpermaße von Elena Schiller aus Thalmässing. Denn seit einem Wettbewerb vergangene Woche in Feucht darf sich die Zwölfjährige "The Greatest Talent" nennen. Zumindest in der Metropolregion Nürnberg. Ihr Hip-Hop-Tanz überzeugte.
Das Format ist durch Dieter Bohlen und der RTL-Show "Das Supertalent" bekannt. Doch die Fernsehshow wäre nichts für Elena, "da würde sie nie mitspielen". Sagt ihre Mutter Manuela Schiller. Denn im Fernsehen komme es sehr stark auf eine rührselige Biografie - gerne auch einigermaßen inszeniert - an, "das ist alles nicht echt". Im Gegensatz zum Wettbewerb in Feucht, den ein 18-Jähriger Radiomoderator initiiert hat. Gesucht wurden Talente aus der Region im Alter von 12 bis 21 Jahren aus den Bereichen Tanz, Gesang, Musik, Akrobatik und Entertainment. Das Finale in der Reichswaldhalle war mit rund 350 Leuten ausverkauft.
"Ich war nervös", gesteht Elena, die in Hilpoltstein die siebte Klasse der Realschule besucht. Geht es nach ihrem Tanzlehrer in Nürnberg, hätte sie das gar nicht sein müssen, denn der "war sich sicher", dass Elena gewinnen würde. Übrigens vor Kim Gräf aus Allersberg, die mit einem Sarah-Connor-Song brillierte. Wäre es nach Elenas erster Reaktion gegangen, hätte Kim Gräf sogar gewonnen. Denn sie war erst einmal "ganz schön sauer", als sie erfahren hatte, dass Mutter und Schwerster sie heimlich für die Talentshow angemeldet hatten. Mit einem Video, das beim Training im Studio der Tanzschule All4one in Nürnberg gedreht worden ist. Ein Blick aufs Video hat offensichtlich genügt, die Einladung für ein Casting war dann nur noch Formsache. "Wir filmen immer", erklärt Elena, "damit wir es zu Hause noch einmal anschauen können."
Da kommen ganz schön viele Videos auf dem Tablet zusammen, immerhin versucht die Zwölfjährige jeden Tag, nach Nürnberg zu kommen. Mittlerweile habe sie einen Flatvertrag mit dem Studio, erklärt Mutter Manuela. "So oft wir es schaffen, fahren wir - mindestens viermal die Woche." Dann besucht Elena auch gerne mal Kurse, die eigentlich für weit Ältere gedacht sind. "Sie ist die Kleinste bei den ganz Großen", sagt Manuela Schiller und lacht. Derart intensiv tanzt Elena seit etwa einem Jahr. "Zuvor habe ich bei meiner Schwester getanzt", erzählt Elena. Vanessa Schiller ist die Abteilungsleiterin Turnen beim TV06 Thalmässing, hatte eine Tanzgruppe gegründet - wiederum eher für Ältere. "Wenn ich auf der Arbeit war, musste Elena mit ihrer Schwester mit", schildert die Mutter. Schon war das Nesthäkchen begeistert, überredete die große Schwester sogar, eine Gruppe für Jüngere zu gründen. Ihr hat das Hip-Hop-Tanzen so viel Spaß bereitet, dass sie der Empfehlung einer Freundin gefolgt ist, es doch auch einmal in Nürnberg zu versuchen. Im Tanzstudio gab Elena eine Kostprobe - und wurde sofort aufgenommen. Mit durchschlagendem Erfolg: Bald darauf wurde Elena mit den Kids der Tanzschulle All4one Fränkischer Meister im Hip-Hop-Tanz. Der Sieg beim "Greatest Talent" war für Elene auch deshalb etwas Besonderes, weil sie ganz alleine auf der großen Bühne stand, gewöhnlich tanzt sie als Mitglied einer größeren Gruppe.
Dank ihrer Schwester Leonie (17), die mittlerweile auch in Nürnberg tanzt, kann Elena mitunter auch mit dem Zug fahren, muss nicht immer von der Mama chauffiert werden. Die zeigt sich aber auch ganz froh über die sportliche Familie: "Wenn die Kinder tanzen und dadurch ausgeglichen sind, hilft mir das auch weiter", sagt die fünffache Mutter. Umso mehr, weil der Hip-Hop für Elena mehr ist als ein Interesse von vielen; ihr Traum sei es, später einmal "in Amerika zu tanzen", wie die Zwölfjährige sagt.
Dank ihres Talents könnte es sogar sein, dass die Zwölfjährige Elena Schiller demnächst selbst Unterricht gibt: im Rahmen des Tanzunterrichts, die die Grund- und Mittelschule im Ganztagsbetrieb anbietet. Sie und ihre Schwester Leonie sind gefragt worden, ob sie sich vorstellen könnten, eine Gruppe zu leiten. Ihre Schüler könnten dann älter sein als die Lehrerin - wenn denn die Gruppe zu Stande kommt.
Nicht nur vom Tanz ist Elena begeistert, sondern auch von der Hip-Hop-Musik. Und fängt an zu tanzen, wenn sie die Klänge hört. Nicht immer am richtigen Ort, wie ihre Mutter verrät: "Im Auto muss sie aufhören, sonst kann ich nicht fahren", sagt Manuela Schiller und lacht. Andernorts kommt es besser an, zum Beispiel auf Volksfesten vor einem Fahrgeschäft. "Schau mal, die Kleine!", sagten Umstehende des öfteren staunend. Sie müsse ihre Tochter manchmal bremsen, so Manuela Schiller "man fällt ja auf".
So viel Talent lässt sich eben schwer verstecken. Umso mehr, weil Elena Schiller es nicht nur ins Tanzen investiert, sondern auch ins Turnen beim TV Thalmässing. So startet sie mit einer Gruppe des Vereins bei den deutschen Meisterschaften der Turnerjugend, die jetzt am letzten Septemberwochenende in Neumarkt stattfinden.
Volker Luff
