Heideck
Vom Wohnen am Weinberg bis zum iPad für die Schule

Lange Sitzung im Heidecker Stadtrat: Wegen der Coronavirus-Pandemie haben sich eine Reihe von Entscheidungen angestaut

27.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:09 Uhr
Wohnhäuser statt Gewächshäuser: Sechs neue Gebäude sollen den Plänen zufolge auf dem Gelände der Gärtnerei entstehen. −Foto: Schultheiß

Heideck - Über zweieinhalb Stunden - und damit so lange wie schon viele Monate nicht mehr - hat die jüngste Sitzung des Heidecker Stadtrats gedauert.

Das lag nicht zuletzt daran, dass sich aufgrund der Coronavirus-Pandemie eine Reihe von Entscheidungen angestaut hatten. Gleich zwei Ingenieurbüros und dazu noch Schulleiterin Martina Wirsing stellten ihre Planungen und Vorhaben vor.

Für das Gebiet "Am Weinberg" erläuterte Christian Klos vom gleichnamigen Spalter Ingenieurbüro, wie der nördliche Bereich des künftig nicht mehr benötigten Gärtnereigeländes zu einem Wohnbaugebiet gewandelt werden kann. Auch der nordwestliche und bislang unbebaute Bereich werde mit einbezogen, so dass neben zwei zweistöckigen Mehrfamilienhäusern mit ausgebautem Dachgeschoss und bis zu acht Wohneinheiten auch noch vier zweistöckige Doppelhaushälften entstehen können.

Das neue Gebiet sei sehr attraktiv zum Wohnen, so Klos, da es nahe am Ortskern liege. Herausfordernd sei jedoch die Zufahrt, die nahe dem Wäschweiher über das Brücklein über die Kleine Roth führen wird. Diese Straße sei teilweise nur drei bis dreieinhalb Meter breit. Auf halber Höhe entstehe als Siedlungsmittelpunkt ein kleiner Platz zum Wenden. Von dort führe ein Stichweg zu den westlichen Häusern. Nur die Müllabfuhr könne mit einer Sonderregelung nach Norden auf die Jahnstraße ausfahren. Geplant sind in dem neuen Gebiet auch sechs öffentliche Parkplätze, denn auf der schmalen Straße könne man kein Auto abstellen.

Da im südwestlichen Bereich einige ältere Bäume stehen, sei laut Klos ein artenschutzrechtliches Verfahren nötig: Das Vorkommen von Fledermäusen müsse kartiert werden. Das könne aber nur in den Sommermonaten Juli und August geschehen, das Ergebnis liege dann Ende August oder im September vor. Um keine Zeit zu verlieren, schlug Klos vor, schon jetzt die Öffentlichkeit an der Planung zu beteiligen und diese Einwendungen dann im im Herbst gemeinsam mit den Ergebnissen des Naturschutz-Gutachtens einzuarbeiten.

Kritisch zu den Plänen für die Zufahrt äußerten sich Julia Kispert und Stilla Baumann (beide CSU). Am Wäschweiher entlang sei die Straße sehr schmal und auch in keinem guten Zustand. Für mehr als 20 Wohnungen sei das sehr dürftig.

Nachverdichtungen in Wohngebieten bereiteten immer wieder solche Probleme, entgegnete Bürgermeister Ralf Beyer. "Aber wir wollen dringend benötigten Wohnraum schaffen und zwar ohne große Flächen neu zu versiegeln. " Außerdem falle der bisherige Verkehr zur Gärtnerei weg. Der aus der FW-Fraktion ausgetretene Rudolf Schmidler (siehe unten) schlug vor, für die Zufahrt Tempo 30 festzulegen. Da dies auch im gesamten nördlichen Wohngebiet gilt, sei das leicht zu begründen, sagte Reinhard Siegert (CWG). Einstimmig befürwortete der Heidecker Stadtrat am Ende der Debatte, die Träger öffentlicher Belange und die Öffentlichkeit vorzeitig zu beteiligen.

Zum geplanten Anschluss von Kippenwang an die Heidecker Kläranlage informierte Wolfgang Hauf vom Ingenieurbüro Resch und Partner, dass die Kläranlage von Kippenwang nicht über den 31. Dezember 2021 hinaus betrieben werden darf. Der Entwurf für den Anschluss an die Heidecker Kläranlage müsse aber schon bis zum 31. Juli dieses Jahres vorliegen. Geplant sei ein Trennsystem, für das der im Dorf bestehende Mischwasserkanal - von dessen gutem Zustand man sich schon überzeugte - zu einem Kanal für Oberflächenwasser umfunktioniert wird. Für das Schmutzwasser werde ein neuer Kanal gebaut.

An der Teichkläranlage im Nordosten des Dorfes wird das Pumpwerk gebaut, das das Schmutzwasser nach Aberzhausen bringen wird. Von dort wird es über die bestehende Druckleitung zur Heidecker Kläranlage transportiert. Der bisherige Klärteich in Kippenwang wird zu einem Regenrückhaltebecken umgestaltet.

Die Gesamtkosten belaufen sich laut Hauf auf 820000 Euro. Über den hohen Zuschuss in Höhe von 363550 Euro zeigte sich Bürgermeister Ralf Beyer erfreut. "Wir sind froh, dass wir in diesen Fördertopf reingekommen sind. " Allerdings müsse die gesamte Maßnahme bis Ende nächsten Jahres abgerechnet sein, gab Hauf zu bedenken. Daher entschied sich der Stadtrat einstimmig für diese Planung und beauftragte die Verwaltung, rasch die Fördermittel zu beantragen. Ende August sollen die Ausschreibungen verschickt werden. Allerdings müsse man noch den Förderbescheid abwarten.

Was die digitale Ausstattung der Heidecker Schule betrifft, stellte Rektorin Martina Wirsing schließlich dem Stadtrat ihre Überlegungen vor. Geplant sei eine gleichwertige Ausstattung für acht Klassenzimmer, denn bald werde die Grundschule wieder zweizügig sein. "Gleichartig soll die Ausstattung aber nicht sein", sagte Wirsing, vielmehr bevorzuge man für diejenigen Klassenzimmer, die noch kein Smartboard besitzen, drei sogenannte Multitouchboards. Diese seien vielseitiger nutzbar. Die Zimmer mit Smartboards sollen mit Apple-TV-Geräten aufgerüstet werden, so spare man sich weitere Dokumentenkameras. Nötig sei unter anderm auch ein Klassensatz an iPads, um alles einfach und störungsarm betreiben zu können.

Ob die Ausrüstung unbedingt von der teureren Firma Apple sein müsse und ob solche Geräte auch von den umliegenden Schulen genutzt werde, wollte Rudolf Schmidler wissen. Das Gremium ließ sich von der Rektorin überzeugen, dass an anderen Schulen gerne die iPads genutzt werden, weil sie viel weniger störungsanfällig seien und man sich so teure Administrator-Arbeitsstunden spare. Es entstünden nur minimale Kosten für Software-Lizenzen, die teilweise schon vorhanden seien, antwortete Wirsing auf Nachfrage von Stilla Baumann (CSU). Über die 90-prozentige Förderung von Bund und Freistaat könne die Stadt bis zu 74000 Euro zurückbekommen. Einstimmig wurde beschlossen, die vorgestellte Zusammenstellung auszuschreiben.

HK

Eva Schultheiß