Hilpoltstein
Vom "Antlasstag" bis zum "Haberling"

Rund um das höchste Fest der Christenheit gibt es viele Bräuche - Verstecke Eier, verbrannte Scheite und heimliches Waschen

08.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:33 Uhr
Die Osterspeisen sind angerichtet. Jetzt fehlt nur noch das Osterlicht und die Festtage können beginnen. −Foto: Osiander

Hilpoltstein/Röttenbach - Viele Christen auf der ganzen Welt vermissen heuer während der Karwoche und Ostertage das vertraute Feiern.

In den häuslichen  Erzählungen leben dafür so manche Erinnerungen an Bräuche rund um das höchste Fest der Christenheit auf.

In alten Zeiten, als die Bauern noch Knechte und Mägde beschäftigten, gehörten die Eier vom Ostersonntag der Oberdirn, die Ostermontageier der "Anderdirn" und die "Irdaeier"(Dienstageier) der "Drittl-dirn" (Hausmagd). Große Bedeutung hatten früher auch die Antlasseier, benannt nach dem einstigen "Antlasstag" (Gründonnerstag), an dem Verbrecher entlassen und öffentliche Büßer feierlich von Kirchenstrafen losgesprochen wurden. Die "Antlasseier" wurden "wider jedes Unglück" gegessen oder in Stall und Haus als Schutz vor Unheil versteckt.

Mit dem Gründonnerstag beginnen bekanntlich die drei Trauertage der Karwoche. Beim Gloria des Gottesdienstes "ersterben" die Glocken oder sie wandern nach Rom, wie erzählt wurde. Die Orgel verstummt. Trauertöne der Kartage bleiben zurück. Knarren und Klappern der hölzernen Ratschen rufen zum Gedenken an Christi Tod.

 Der Karfreitag gilt noch immer als strenger  Fast- und Abstinenztag mit dem Gebot der nur einmaligen Sättigung und des Verzichtes auf Fleischspeisen. Letztere Vorschrift  nahmen viele so genau, dass man es sogar peinlich vermied, die beim Vorbereiten des Osterschinkens die fettigen Finger abzulecken. "Am Karfreitag schweigen selbst die Vöglein", sagte man früher den Kindern. Im Freien war kein lautes Spielen von Mädchen oder Buben zu vernehmen. Vor allem war das so beliebte Stöckeschlagen verboten; denn die um die Wette in den Boden gerammten Stöcke hätten "den in der Erde ruhenden Leichnam des Heilands verletzen können".

Ein aufregendes Ereignis erwartete vor allem die Kinder am Karsamstag. Burschen schichteten in Kirchennähe einen großen Holzstoß auf. Darauf wurde aus jedem Haus ein mit einem Draht versehenes Holzscheit geschlichtet. Im Gefolge des kirchlichen Ritus wurde der Scheiterhaufen entzündet. Mancherorts wurde eine Strohpuppe ins Feuer als verbrennender, bestrafter Judas geworfen. Über die hoch lodernden Flammen erbat der Geistliche den Segen, und die glühenden, noch rauchenden Scheite wurden nach Hause gezogen und, sobald sie abgekühlt waren, als "geweihter Osterbrand" zum Schutz vor jeglichem Unbill im Stall oder Haus aufgehängt.

Eine große Rolle spielte am Karsamstag auch das frisch gesegnete Weihwasser: Der Bauer nahm es mit aufs Feld, schritt auf jeder der vier Ecken jeweils drei Schritte in den Acker, sprengte Weihwasser und bat mit einem Vaterunser um den Segen des Himmels.

Der Ostersonntag galt schon immer als Hauptfesttag des Jahres. Wer es sich nur irgendwie leisten konnte, hatte beim Schneider oder Schuster ein "neues Trumm" fertigen lassen. Mancher lief schon vor Sonnenaufgang klammheimlich zu einem Bächlein, wusch sich mit dem Osterwasser und sprach dazu: "Ich steh auf einem kühlen Grund und wasch mir einen Neugesund". Auf dem Hin- und Rückweg musste man allerdings achtgeben, von niemandem gesehen oder gar angesprochen zu werden, sonst verlor der Zauber seine Wirkung.

Beim Hochamt zum Ostersonntag duften oder spitzen seit eh und je Schinken, Osterbrote und bunte Eier aus den mitgebrachten Taschen für die ersehnte Weihe nach den kargen Fasttagen. Daheim war das Mittagsmahl an diesem hohen Fest immer wahrhaft gediegen. Zuerst musste jede Person etwas Geweihtes essen. Dabei waren manche Eierschalen bereits bei der Weihe in der Kirche heimlich aufgeschlagen, damit der Segen leichter in die Eier dringen kann, wie man sagte.

  Dann wurde der knusprige "Haberling" (Braten) aus der Pfanne geholt und verspeist. Auch die Knechte und Mägde bekamen ihren Anteil. Noch heute werfen manche das erste geweihte Ei heimlich über das Haus, um Schutz und Segen für das Daheim zu erlangen.

HK

Alois Osiander