Allersberg
Auf der Liste der möglichen Standorte für ein ICE-Werk

30.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:45 Uhr
Ein solches ICE-Instandhaltungswerk hat die Deutsche Bahn für Nürnberg angekündigt, das in den kommenden Jahren zum wichtigsten Bahnknotenpunkt in Bayern wird. Ab 2028 sollen in einer 450 Meter langen Halle jeden Tag bis zu 25 ICE-Züge für den Fernverkehr gewartet und instandgesetzt werden. −Foto: Carstensen, dpa

Wie die Bahn auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte, steht auch Allersberg auf der Liste der möglichen Flächen, die in den nächsten Monaten geprüft und untersucht werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende tatsächlich Allersberg zum Zuge kommt, wird von Seiten der Bahn zwar als ziemlich niedrig eingeschätzt, trotzdem sind schon Begehrlichkeiten in der Marktgemeinde geweckt.

Allersberg/Nürnberg - Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer war dabei, die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und auch Bahn-Vorstand Ronald Pofalla: Auf ganz großer Bühne hat die Deutsche Bahn vor einigen Wochen ihre Pläne verkündet, bis zum Jahr 2028 ein neues ICE-Instandhaltungswerk in Nürnberg bauen zu wollen. Dabei ist der genaue Standort für dieses 400-Millionen-Euro-Projekt noch längst nicht festgelegt. Wie die Bahn auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte, steht auch Allersberg auf der Liste der möglichen Flächen, die in den nächsten Monaten geprüft und untersucht werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende tatsächlich Allersberg zum Zuge kommt, wird von Seiten der Bahn zwar als ziemlich niedrig eingeschätzt, trotzdem sind schon Begehrlichkeiten in der Marktgemeinde geweckt. So spricht die Allersberger SPD in ihrer jüngsten Pressemitteilung von einer "Jahrhundertchance", die nicht verschlafen werde dürfe. Der Markt solle unverzüglich und zielorientiert Kontakt mit der Deutschen Bahn aufnehmen, um sein Interesse zu bekunden. "Die Voraussetzungen sind in Allersberg offensichtlich günstig, sonst würde die Marktgemeinde nicht offiziell als möglicher Standort genannt."

Was bei der SPD so klingt, als müsste sich die Marktgemeinde schleunigst bei der Deutschen Bahn für dieses Großprojekt bewerben, geht in Wirklichkeit einen anderen Gang. Denn bei einem Infrastrukturprojekt dieser Größe verlangt das Gesetz ein Raumordnungsverfahren. Dieses wird bei der Regierung von Mittelfranken wohl im Frühjahr 2021 eröffnet. Im Lauf des Jahres könnte dann der endgültige Standort feststehen.

"Unser Schwerpunkt liegt dabei ganz klar auf dem Nürnberger Stadtgebiet", sagt der zuständige Projektleiter bei der Deutschen Bahn, Carsten Burmeister. Sein Wunsch ist es, dass das neue Werk so nah wie möglich am Hauptbahnhof entsteht, damit bei den Instandhaltungsprozessen für die ICE-Züge möglichst wenig Zeit auf der Strecke bleibt. "Das ist ja in etwa wie ein Boxenstopp in der Formel 1", erklärt Burmeister die Arbeiten in einem solchen ICE-Werk, in dem rund um die Uhr Züge gewartet werden. Zwar nicht in wenigen Sekunden, doch immerhin in wenigen Stunden werden die Technik geprüft, Verschleißteile gewechselt sowie die Waggons innen und außen gesäubert, damit der ICE in bestmöglichem Zustand wieder auf die Reise gehen kann.

Erledigt werden sollen diese Arbeiten in einer 450 Meter langen Wartungshalle, die nach den anfänglichen Planungen der Bahn aber nur auf wenigen Flächen in und um Nürnberg entstehen kann. Favorisiert wird von der Bahn ein mehrere Kilometer langes und insgesamt 45 Hektar umfassendes Areal entlang der Regensburger Straße und weiterführend in den Südosten der Stadt. Doch die Anwohner in den Stadtteilen Altenfurt und Fischbach protestieren schon lautstark. Knapp 12000 Menschen haben bereits die Petition "Stoppt die Rodung des Nürnberger Reichswalds" unterzeichnet, noch bevor die Deutsche Bahn zum heutigen 1. Dezember ihre Liste mit den möglichen Flächen für das Raumordnungsverfahren gemeldet hat.

Einen weiteren potenziellen Standort für das ICE-Werk im Nürnberger Stadtgebiet sieht die Bahn am Rangierbahnhof. Kandidaten außerhalb des Stadtgebiets sind Burgfarrnbach, Allersberg und Baiersdorf. "Wir sind in diesem Verfahren eben angehalten, weitere Varianten aufzuzeigen", sagt Projektleiter Burmeister. Seinen Worten zufolge hätten die außerhalb Nürnbergs liegenden Standorte aber eher den Zweck zu zeigen, warum ein ICE-Werk im Nürnberger Stadtgebiet deutlich besser sei als im Umland.

Wie Burmeister wieder betont, stehen alle Planungen erst ganz am Anfang. So habe man für so manchen Alternativstandort noch nicht mal konkrete Flächen im Blick, sondern diese Standorte hätten sich lediglich beim Blick auf die Landkarte ergeben. Die Marktgemeinde Allersberg darf sich hier wohl angesprochen fühlen. Denn sie besitzt neben den rund 30 Hektar, auf denen die Gewerbegebiete West I und II entstehen sollen, keinen nennenswerten Flächen mehr in der Nähe der ICE-Strecke - und erst recht nicht in der Größenordnung von 45 Hektar.

HK

Jochen Münch