Heideck
Viel Planung für wenig Weg

ILE Jura-Rothsee startet Konzept zum Ausbau ländlicher Kernwege - Betroffene sollen mitreden

19.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:39 Uhr
Hoffnungen bei den Bauern weckt das Konzept zum Ausbau ländlicher Kernwege. Doch nur einige hundert Meter des geplanten Kernwegenetzes werden pro Jahr gebaut werden, weil die Mittel knapp sind. −Foto: Bader

Heideck (HK) Eines der Projekte der ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Jura-Rothsee ist ein Konzept für ländliche Kernwege.

Das soll nun auf den Weg gebracht werden. Im Juni 2020 soll der Plan der fünf Kommunen Allersberg, Hilpoltstein, Heideck, Thalmässing und Greding endgültig abgestimmt werden. Für kurzfristige Maßnahmen werden zehn Jahre Umsetzungszeit eingeplant.

Zum ersten Treffen begrüßte Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer in der voll besetzten Stadthalle viele Interessierte aus dem ILE-Gebiet, darunter vor allem Landwirte. "Viele unserer Feldwege wurden vor langer Zeit gebaut, sind verbraucht und den heutigen Bedürfnissen nicht mehr gewachsen", stellte er den Zweck der Info-Veranstaltung vor. Aber die zur Verfügung stehenden Mittel des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) seien sehr überschaubar, so dass pro Jahr wohl nur einige 100 Meter gebaut werden können, dämpfte er zu hohe Erwartungen.

Kernwege können Gemeindeverbindungsstraßen oder öffentliche Feldwege sein, erläuterte die Teamleiterin Stephanie Göbet von der BBV Landsiedlung GmbH (BBVLS). Die beteiligten Kommunen hatten die BBVLS beauftragt, das Konzept für die ILE-Region zu erstellen. Dies sei Voraussetzung für die Förderung von Wegen durch das ALE Mittelfranken. Wolfgang Zilker, der als Leiter der Abteilung Land- und Dorfentwicklung dort unter anderem für den Landkreis Roth zuständig ist, bestätigte dies.

Göbet erläuterte anhand von Lichtbildern, was Kernwege sind und wie sie ausgebaut würden: Sie haben eine übergeordnete Erschließungsfunktion und verbinden alle ein bis zwei Kilometer bestehende Hauptachsen. Sie seien 3,5 Meter breit asphaltiert oder eine Betonspur-Bahn und für eine Achslast von 11,5 Tonnen geeignet. Die befahrbare Kronenbreite beträgt fünf Meter. Die Wege besitzen auf einer Seite einen Graben und verkehrsgerechte Einmündungen. Die Kurvenradien sind großzügig bemessen.

Zum Ablauf erläuterte Göbet, dass die Gemeinde zu einer Vorbesprechung im nächsten Monat ortskundige Personen einlädt wie Feldgeschworene, Landwirte oder Jagdvorstände. Gemeinsam sollen Hauptachsen und Schwerpunkte festgelegt sowie Besonderheiten aufgenommen werden, beispielsweise Biogasanlagen, Engstellen oder landwirtschaftliche Betriebe. In eine Karte werden die als Kernwege vorgesehenen Strecken farbig eingetragen.

Bei einem Ortstermin im November mit der BBVLS und den Sprechern der Arbeitsgruppen werde deren Vorschlag mit dem der BBVLS, der aufgrund von Karten und Luftbildern erstellt worden ist, verglichen und so das Konzept konkretisiert. Daraus wird der erste Entwurf des Kernwegenetzes vorgestellt.

Die Zwischenabstimmung des Entwurfs durch ALE und die BBVLS findet im Dezember statt. Zu Beginn des neuen Jahres werden die Träger Öffentlicher Belange eingebunden. Im März und April werde der bauliche Zustand der Wege aufgenommen. Im Mai finde die Schlussabstimmung von ALE und ILE statt. Zum Schluss beschließen alle fünf Bürgermeister, ALE-Betreuer und Planer der BBVLS übergemeindlich die erarbeitete Netzstruktur. Im Juni finden die Abschlussveranstaltungen in der ILE und den Kommunen statt.

Zum zeitlichen Ablauf der Umsetzung erläuterte Stephanie Göbet, dass für kurzfristige Maßnahmen bis zu 10 Jahre vorgesehen sind, für mittelfristige 10 bis 25 und für langfristige mehr als 25 Jahre.

Stephanie Göbet und ihre Kollegin Nina Wittich ermunterten zu Fragen, wovon nach anfänglichem Zögern reichlich Gebrauch gemacht wurde. Benutzen dürfe die Kernwege, die entweder Gemeindeverbindungsstraßen oder öffentliche Feld- und Waldwege sind, jeder. Mit dem Bau solcher Wege seien die Jagdgenossen überfordert, daher finanzieren die Gemeinden den Eigenanteil. "Das wollt' ich hören", kommentierte ein Fragesteller.

Die Bürgermeister waren sich einig, dass den Bauern, die Flächen für Kernwege verkaufen, innerhalb der ILE-Gemeinden jeweils der gleiche Preis bezahlt werden soll. Wenn einer nicht verkaufen will, müsse entweder umgeplant oder der Weg gestrichen werden.

Im Landkreis Roth gibt es noch keine Gemeinde mit Kernwegen, denn hier gebe es nur diese eine ILE, sagte Zilker und verwies auf bereits umgesetzte Konzepte in den Landkreisen Weißenburg und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim.

"Wir werden im nächsten Dreivierteljahr viel Arbeit haben", fasste Bürgermeister Beyer zusammen. "Auf jeden Fall laden wir die Bürgermeister zeitnah und breit zur Vorbesprechung ein. "
 

Eva Schultheiß