Roth
Mehrheit für die Marktplatzlinie

Rother Hauptausschuss spricht sich gegen SPD-Antrag aus, Stadtbus über alte Strecke fahren zu lassen

15.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr
"Das völlig falsche Signal": So sehen die meisten Mitglieder im Rother Hauptausschuss das Vorhaben der SPD-Fraktion, die Haltestelle des Stadtbusses vom Marktplatz zu entfernen. −Foto: Schmitt

Aller Voraussicht nach wird der Rother Stadtbus auch künftig über den Marktplatz fahren, um dort eine Haltestelle anzusteuern. In seiner jüngsten Sitzung hat der Rother Hauptausschuss dem Stadtrat mit 10:3 Stimmen empfohlen, den Antrag der SPD-Fraktion abzulehnen, die Linie wieder über die alte Strecke entlang der Stieberstraße zu führen.

Die SPD-Fraktion ist der Meinung, dass die im Juni 2013 eingeführte Linienführung keine Steigerung der Besucherfrequenz in der Rother Innenstadt gebracht hat. Die endgültige Entscheidung wird nun der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 27. November treffen.

Als Argument für die Verlegung der Stadtbusroute verwies der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Buckreus auf eine SPD-Berechnung aufgrund der Fahrgastzahlen, die das Rother Ordnungsamt vorgelegt hatte. Bei 125 Stopps seien pro Fahrt im Schnitt 1,8 Passagiere zu- und 0,4 ausgestiegen. Allerdings gab das Ordnungsamt zu bedenken, dass man keine Vergleichszahlen aus der Zeit habe, als der Bus noch über die Stieberstraße gefahren sei. "Ob die Fahrgastzahl also gestiegen ist oder nicht, können wir nicht sagen", erklärte Amtsleiter Roland Hitschfel.

Die Datenlage zur Frequenz der Haltestelle am Marktplatz war ohnehin äußerst dürftig. Es lagen lediglich Zahlen aus dem Oktober 2015 und aus der Zeit vom 23. bis 27. April dieses Jahres vor. Außerdem, fügte Andreas Buckreus hinzu, komme es durch verbotswidrig in die Rother Hauptstraße einbiegende Fahrzeuge immer wieder zu gefährlichen Situationen am nördlichen Ende des verkehrsberuhigten Bereichs. Da ja erst kürzlich ein Nahverkehrsexperte mit der "Optimierung von Schwachpunkten" beauftragt worden sei, könne man die Neuerung sofort in die neue Planung einfließen lassen, begründete Buckreus den Zeitpunkt des Antrags.

Die SPD blieb im Ausschuss mit ihrer Argumentation aber alleine. Die Vertreter aller anderen Parteien hielten die Haltestelle auf dem Marktplatz für sinnvoll. Stark zu dieser Haltung beigetragen haben die Stellungnahme des Seniorenbeirats und des Rother Inklusionsnetzwerks. Beide sprachen sich insbesondere mit dem Verweis auf Menschen mit Mobilitätseinschränkungen für die Beibehaltung der aktuellen Linienführung des Stadtbusses aus.

"Eine breite Mehrheit der relevanten Zielgruppen scheint dafür zu sein, deshalb sollten wir es so belassen", erklärte Daniel Matulla. Der CSU-Fraktionschef sah die Marktplatzlinie als wichtigen Beitrag zur Teilhabe an und plädierte insbesondere mit Blick auf die zunehmende Zahl von Senioren ohne Führerschein für einen guten Nahverkehr. "Wir sollten ihn eher ausbauen als einschränken", so Matulla. Das wollte allerdings laut Buckreus auch die SPD nicht. "Wir streben eine andere Strecke an", so Buckreus. "Die Linie bleibt ja erhalten."

Dennoch hielt es Karl Schnitzlein (Freie Wähler) "für das völlig falsche Signal", die Haltestelle vom Marktplatz zu entfernen. Seiner Meinung nach komme es gar nicht so sehr auf die Nutzerfrequenz an, sondern darauf, dass überhaupt ein Bus fahre.

In eine ähnliche Kerbe schlug Andrea Schindler von den Grünen. "Wegen des Klimawandels müssen wir den öffentlichen Nahverkehr stärken und brauchen möglichst viele Buslinien", erklärte sie.

Walburga Kumar (FDP) verwies insbesondere auf die höhere Anzahl der einsteigenden Menschen. "Leute, die einkaufen, wollen nicht mit den schweren Taschen nach Hause laufen", vermutete sie als Grund dafür. Überhaupt nicht unzufrieden mit den Zahlen war Sonja Möller (Freie Wähler). Laut der jüngsten Erhebung vom April waren an der Marktplatzhaltestelle im Schnitt knapp 50 Menschen pro Tag in einen Bus eingestiegen. "Das hat mich überrascht, denn es kann sich sehen lassen", meinte Möller.

Beim örtlichen Einzelhandel war die Meinung knapp anders ausgefallen. "Die Händler sind 60 zu 40 gegen den innerstädtischen Bus", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Verbands. "Diese Linie bringt keine zusätzliche Kaufkraft ins Zentrum, sondern der große Bus beängstigt viele Passanten", so die Geschäftsinhaber, die auch den zunehmenden Pkw-Verkehr kritisierten. "Auch er verärgert und beängstigt viele Passenten", so steht es in dem Schreiben. Anders beurteilte es ein einzelner Hauseigentümer. "Mit Verlegung der Buslinie würde der Marktplatz noch mehr veröden", hatte der Vermieter von Bäcker Schmidt und Foto Ganzmann mitgeteilt.