Hilpoltstein
Hilpoltstein und die Umgehung: Zurück zur Gretchenfrage

Neue Verkehrsuntersuchung soll präzise Daten liefern, ob sich überhaupt eine Umgehungsstraße lohnt

27.07.2018 | Stand 02.12.2020, 15:59 Uhr
Die Schlange reicht bis nach Solar: Wenn es wie an diesem Freitagnachmittag einen langen Stau auf der Autobahn gibt, wählen viele Autofahrer die vom Navi vorgeschlagene Ausweichroute über Hilpoltstein. Die Ampelanlage am Fuß des Solarer Bergs hat hier aber gleich den nächsten Stau zur Folge. −Foto: Foto: Münch

Hilpoltstein (HK) Wer seit dem Antrag der CSU-Fraktion auf eine Ortsumgehung östlich von Hilpoltstein hofft, wird enttäuscht: Wie das Staatliche Bauamt Nürnberg erklärt, gibt es "keine Notwendigkeit" für den Bau einer solchen Umfahrung und damit auch keine staatliche Unterstützung. Trotzdem will die Stadt jetzt eine neue Verkehrsuntersuchung in Auftrag geben.

Alle drei Fraktionen im Hilpoltsteiner Stadtrat haben sich in der Sitzung am Donnerstagabend für eine solche Untersuchung ausgesprochen. Die Sprecher von SPD, CSU und Freien Wählern folgten damit dem Vorschlag des Staatlichen Bauamts. Die Behörde hatte bei ihrer Ablehnung der Ostumfahrung laut Bürgermeister Markus Mahl (SPD) erklärt: "Sollte eine Umfahrung von der Stadt Hilpoltstein weiterhin gewünscht werden, ist deren Notwendigkeit anhand einer verkehrlichen Studie zu belegen." Die jahrelange Umgehungsdebatte kehrt damit zur Gretchenfrage zurück: Braucht Hilpoltstein überhaupt eine Umgehung? Und falls ja: Welche Trasse würde die größte Entlastung bringen?

Wer sich nun wundert, dass drei Jahre nach dem Bürgerentscheid eine neue Verkehrsuntersuchung in Auftrag gegeben werden soll: Eine derart präzise Studie hat es bislang weder für die abgelehnte Umgehung nordwestlich von Hilpoltstein noch für die beschlossene Umgehung von Meckenhausen und Sindersdorf gegeben. Der Grund dafür ist, dass diese beiden Trassen bereits in den staatlichen Ausbauplan aufgenommen und deshalb schon vom Staatlichen Bauamt bewertet wurden.

Während die Umgehung von Meckenhausen und Sindersdorf bis heute mit der Prioritätsstufe zwei aufgelistet ist, wurde die Hilpoltsteiner Umgehung bei der Überarbeitung des Ausbauplans im Jahr 2011gestrichen. Damit kann eine Hilpoltsteiner Umgehungsstraße nur im Verfahren der kommunalen Sonderbaulast verwirklicht werden. Die Stadt müsste also das Projekt selbst in die Hand nehmen, bevor sie den Großteil der Kosten aus dem Fördertopf des Freistaats zurückerstattet bekommt.

Eine Machbarkeitsanalyse für ein neues Umgehungsprojekt sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings sinnlos, erklärte Bürgermeister Mahl, weil es zunächst einmal eine aktuelle Untersuchung der Verkehrsströme brauche. Eine solche Untersuchung habe es in der Kernstadt zuletzt vor rund zehn Jahren gegeben. Schüler hätten damals die Autofahrer nach ihrem Fahrtweg befragt. Heutzutage gebe es Automaten, die Autos samt Kennzeichen erfassen und daraus die Verkehrsströme errechnen können. Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, müsse die Stadt etwa zwischen 15000 und 20000 Euro aufwenden, so Mahl.

"Das sollte es uns wert sein", sagte Hans Meier (CSU), der den Antrag für eine Ost-Umgehung vor vier Monaten gestellt hatte. Auch Michael Greiner von den Freien Wählern, die seit langem eine Umgehung fordern, hält eine solche Verkehrsuntersuchung "für sehr sinnvoll" und forderte einen möglichst schnellen Untersuchungsbeginn.

Für die SPD-Fraktion signalisierte Felix Erbe die Zustimmung zu der Verkehrsuntersuchung. Was aber nicht bedeute, dass die SPD-Fraktion plötzlich einer Umgehung zustimmen würde, betonte er. Aus den Debatten rund um den Bürgerentscheid habe man allerdings gelernt, wie schlecht es sei, wenn keine genauen Zahlen und Fakten vorliegen. "Wir warten also die neuen Ergebnisse ab und ziehen unsere Schlüsse draus."

Die allseits befürwortete Verkehrsuntersuchung kann zweierlei zur Folge haben: Entweder gehen die Hilpoltsteiner Umgehungspläne in eine neue Runde oder die Hoffnungen der Umgehungsbefürworter sind endgültig zerschlagen.

Was die geplante Umgehung um Meckenhausen und Sindersdorf betrifft, werden derzeit die gesammelten Verkehrsdaten ausgewertet. Vorgestellt werden sollen die Ergebnisse in der zweiten Sitzung nach den Ferien.