Nürnberg
Grüne wollen Ring ausbremsen

Mehr Platz für Radfahrer und eine Busspur - Weniger Platz für Nürnberger Autofahrer

16.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
Garantiert nicht vergnügungssteuerpflichtig: Mit dem Fahrrad auf dem Nürnberger Ring unterwegs. −Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Für Radfahrer gibt es eindeutig schönere Strecken als den Nürnberger Ring.

Auf jeweils zwei Spuren brausen die Autos dicht an Radlern vorbei, die sich auf den relativ schmalen Drahtesel-Fahrstreifen wagen. Nach dem Frankenschnellweg ist der Ring die wohl wichtigste Verkehrsverbindung für Autos in der Stadt. Auf der knapp 20 Kilometer langen Verkehrsschlagader sind stündlich tausende Fahrzeuge unterwegs. Nicht nur zur Rushhour stehen die Pendler hier häufig im Stau.

An diese Hauptverkehrsachse wollen die Grünen mit einem Vorstoß im Nürnberger Stadtrat nun offensichtlich Hand anlegen. Konkret fordert der grüne Fraktionsvorsitze, Achim Mletzko, in seinem Antrag die Stadt Nürnberg dazu auf, "testweise auf dem Nordwestring in beide Richtungen auf einem Abschnitt jeweils eine Fahrspur in eine kombinierte Rad- und Busspur" umzuwandeln. Nach dieser Testphase haben die Grünen eine Spurreduzierung "auf dem kompletten Ring auf eine Spur pro Richtung" vor Augen.

Explizit verweisen die Grünen auf den städtischen "Masterplan für die Gestaltung nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität" in Nürnberg. Diese beschreibt nach grüner Lesart bereits die Spurreduzierung einzelner Straßenzüge zugunsten von Busspuren und Fahrradwegen als "Maßnahmen mit höchster Minderungswirkung", um den Stickoxidgehalt in der Stadtluft zu reduzieren. Außerdem verweisen die Grünen darauf, dass der im September beschlossene Masterplan derartige Reduzierungen der Fahrspuren als "kurzfristig umsetzbar" kategorisiere. Letzteres dürfte freilich die allerwenigsten überraschen. Eine vorhandene Fahrspur ist logischerweise schneller gesperrt als eine zusätzliche Fahrspur gebaut.

Noch formulieren die Grünen ihre Forderung etwas vorsichtig. Noch halten sich die Grünen scheinbar ein Hintertürchen in ihrem Antrag offen. Gleich mehrfach verweisen die Grünen auf eine Verkehrsumlegungsrechnung, die vor einer Spurreduzierung laut Masterplan erfolgen müsse. Fast schon bescheiden scheinen sich sich die Grünen aktuell nun damit zu begnügen, auf das "hohe Potenzial" zu verweisen, das eine Reduzierung von vier auf zwei Fahrspuren auf dem Nürnberger Ring ergeben würde.

Das Staupotenzial dürfte der grüne Fraktionsvorsitzende im Nürnberger Stadtrat dabei wahrscheinlich weniger im Sinn haben. Achim Mletzko denkt als Grüner vielmehr an das hohe Einsparpotenzial beim Emissionsausstoß. Ein Übersetzer könnten den grünen Gedanken auf folgende Gleichung bringen: Weniger Spuren gleich weniger Fahrzeuge gleich saubere Luft.

Der städtische Baureferent Daniel Ulrich glaubt nicht, dass die Gleichung der Grünen aufgeht. Schon eher glaubt Ulrich an eine Milchmädchenrechnung, die Ausweichverkehr und erhöhte Belastung an anderen Orten ergeben würde. Anstatt nur den Ring in den Blick zu nehmen, will Ulrich die gesamte Pendlerproblematik angehen. "Über die Hälfte aller Autos fährt jeden Tag von außen in die Stadt. " An dieser Stelle sei das Potenzial für wirkungsvolle Verbesserung zu suchen. Ulrich will die wichtigen Pendler-Linien im Nahverkehr stärken.

Das wollen die Grünen prinzipiell auch. Auf einer eigenen Busspur könnten die Passagiere, die auf den neuen Ringbuslinien künftig unterwegs sind, mit einer dichteren Taktung rechnen. Die Grünen versprechen sich davon eine Steigerung der Attraktivität des Busfahrens. Oder einfacher formuliert: Fahrbahnsperrungen sollen das Busfahren in Nürnberg wieder sexy machen. Wenn die neue Ring-Busspur kommt, soll diese nach den Wünschen der Grünen selbstverständlich auch von den Radfahrern benutzt werden dürfen.

Bis der grüne Traum von der Fahrbahnreduzierung auf dem Ring tatsächlich Realität geworden ist, begnügen sich die Grünen in ihrem Antrag mit der Forderung nach mehr Knöllchen für Falschparker, die meistens in zweiter Reihe halten und den Radfahren derzeit das Leben schwer machen. Sollte sich die Situation nicht verbessern, drohen die Grünen sogar mit der Staatsmacht. Nach den Vorstellungen der Nürnberger Grünen soll in diesem Fall "auch ein Abschleppen durch die Polizei in Betracht gezogen" werden.

Nikolas Pelke