Unterrödel
Gegen 3D-Zebrastreifen und einen Kreisverkehr

Unterrödeler Bürger favorisieren Verschwenkungen und Querungshilfen für ihre Ortsdurchfahrt - Neuer Ortssprecher gesucht

16.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:27 Uhr
Dass die Ortsschilder weiter weg von der Wohnbebauung stehen, wünschen sich viele Bürger in Unterrödel. Die Verhandlungen dazu laufen derzeit zwischen der Stadt Hilpoltstein und dem Landratsamt. −Foto: Münch

Unterrödel (lkm) Die Ortsdurchfahrt von Unterrödel ist kurz.

Genau das verleitet aber so manchen Autofahrer dazu, es mit der Geschwindigkeitsbegrenzung nicht so genau zu nehmen. Das und noch viel mehr soll sich im Rahmen eines Pilotprojekts von Bund Naturschutz und Bayerischem Verkehrsministerium ändern. Der aktuelle Planungsstand wurde den Einheimischen am Montagabend bei der Bürgerversammlung in Unterrödel vorgestellt.

Dabei herrschte im vollbesetzten Feuerwehrhaus sehr schnell Einigkeit darüber, was die drei Straßenäste in Richtung Hilpoltstein, Heideck und Thalmässing angeht. In allen drei Fällen sollen künftig Verschwenkungen und Querungshilfen dafür sorgen, dass der Verkehr ruhig fließen kann und zugleich an die Sicherheit der Fußgänger gedacht ist. Unterschiedlicher Meinung zeigten sich Bürger und Planer jedoch, welcher Art die Straßenübergänge sein sollten und ob hier Ampelanlagen sinnvoll sind. Eine schnelle Einigung war nicht unbedingt abzusehen.

Denn zum einen hatten die Planer im ersten Teil der Versammlung eine recht umfangreiche Zahl verschiedener Varianten möglicher Umgestaltungen vorgestellt. Und zum anderen versucht das Projekt im Prinzip so etwas wie die Quadratur des Kreises. Denn von den Maßnahmen sollen alle Verkehrsteilnehmer profitieren. Den Motorisierten soll das Vorankommen auch ohne eine Umgehung erleichtert, zugleich aber gilt es die Abgas- und Lärmbelastung für den Ort zu verringern.

Vor gut zwei Jahren wurde das Pilotprojekt in Unterrödel erstmals vorgestellt. Der Hilpoltsteiner Ortsteil war gemeinsam mit dem oberbayerischen Bad Endorf für eine Teilnahme auserkoren worden. Die Verkehrslage in Unterrödel hat sich seither auch nicht verbessert. Täglich sind hier rund 8000 Fahrzeuge allein in Richtung Hilpoltstein unterwegs - der bayerische Durchschnitt für Staatsstraßen liegt bei knapp der Hälfte. So machte es Christoph Eichler vom Staatlichen Bauamt deutlich.

Schon im Nachgang der damaligen Bürgerversammlung waren die Einwohner gebeten worden, ihre eigenen Vorstellungen in einer Umfrage zu äußern. Die Vorschläge sind in die nun vorgestellten Varianten eingearbeitet. Doch es handle sich um "keine abgeschlossene Planung", beteuerten die Planer ebenso wie Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl. Es sei sogar eher ein variables Baukastensystem, in das die Anregungen der Bürger weiterhin einfließen können. Dazu haben die Unterrödeler noch Zeit bis Dienstag, 6. November. Bis dahin müssen alle Vorschläge im Rathaus eingegangen sein. Diese werden dann mit den Fachstellen und anschließend nochmals im Stadtrat besprochen. Die Ergebnisse würden dann erneut den Bürgern vorgestellt, die dazu nochmals Stellung nehmen könnten, so Mahl. Im kommenden Jahr soll dann die Planung fertiggestellt und im Jahr 2020 die gesamte Maßnahme umgesetzt sein.

Wichtig sei die Eigenbeteiligung, betonte Gernot Hartwig, Sprecher des Landesarbeitskreises Verkehr beim Bund Naturschutz. Denn im Rahmen dieses Pilotprojekts sei es möglich, zugunsten der Bürger mehr herauszuholen, als es die bloßen Vorschriften erlauben. "Sie müssen sagen, was Sie möchten! ", lautete Hartwigs Appell. Und das taten die Bürger auch.

Ihr Hauptaugenmerk legten die Unterrödeler auf die Verkehrssicherheit und die Verkehrsberuhigung. Die Errichtung oder Erweiterung von Gehwegen fand großen Anklang, eine Verkürzung oder gar der Wegfall der Linksabbiegespur in Richtung Thalmässing stieß dagegen auf breite Ablehnung. Ebenso wie der vorgeschlagene Mini-Kreisverkehr an der Schnittstelle der drei Straßenäste in der Ortsmitte. Auch wenn sich Hartwig gerade für den Kreisverkehr stark machte - das Veto der Bürger war einhellig.

Gemischt sind die Meinungen bei den sogenannten Baumtoren, die Autofahrer zum langsameren Fahren ermuntern sollen. Solche Pflanzungen behinderten nur die Sicht und seien so eine Gefahr für den Straßenverkehr, gaben einige Bürger zu verstehen. Von der Installation sogenannter 3D-Zebrastreifen riet der Planer Harald Meyer gleich selber ab, denn diese vermittelten ebenso wie die 2D-Variante nur eine falsche Sicherheit.

Deutlich mehr Sicherheit würde es für viele Bürger bringen, wenn die Ortsschilder etwas weiter von der Bebauung nach außen verlegt würden, so die breite Meinung. Hier stehe man bereits in der Diskussion mit dem Landratsamt, sagte Bürgermeister Mahl. Vielleicht lasse sich ja dank des Sonderstatus des Projekts etwas erreichen.

Der Sonderstatus könnte auch bei einer anderen Idee das Zünglein an der Waage spielen. Viele Bürger wünschen sich nämlich eine Dauerblitzanlage im Ortskern. Für eine solche müsse aber in Bayern die Polizei aufkommen, was das Ganze zu "einem fiskalischen Problem" mache, so Hartwig. Finanzielle Unterstützung verspricht jedoch die Tatsache, dass das Projekt über die "einfache Dorfererneuerung Unterrödel II" mit bis zu 60 Prozent gefördert werden könne, wie Wolfgang Zilker vom Amt für ländliche Entwicklung Ansbach deutlich machte.

Eine Förderung gibt es auch für Privatmaßnahmen. Für einen Ortssprecher in Unterrödel gäbe es also in kommender Zeit viel zu tun. Doch der Posten ist nach dem Tod von Hermann Schöll verwaist. Nun seien die Bürger aufgefordert, Kandidaten für dieses Amt zu finden, so Mahl. Der Bürgermeister verwies auch auf die umfangreichen Arbeiten zur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung hin, die in den kommenden Jahren in Unterrödel anstehen.