Vater des Tourismus im Naturpark Altmühltal

25.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

Franz Xaver Uhl ist tot. Unser Archivbild zeigt den „Vater“ der Tourismusentwicklung im Naturpark Altmühltal und Motor der Partnerschaft mit dem spanischen Naturpark Sierra de Maria 2008 bei einem Spanien-Besuch des Eichstätter Kreistags, dessen Mitglied Uhl von 1996 bis 2007 war – darunter von 1998 bis 2007 als Sprecher der CSU-Kreistagsfraktion, mit dem damaligen Landrat Xaver Bittl, dessen Ehefrau Thekla (beide sitzend) und dem Chef des Informationszentrums Naturpark Altmühltal, Christoph Würflein (im Hintergrund) - Foto: hr

Greding/Eichstätt/Weißenburg (HK) Er war der Wegbereiter des modernen Tourismus im Altmühltal. Ihm verdankt der Naturpark Altmühltal seine bundesweite Anerkennung und Bekanntheit. Am Montagabend hat Franz Xaver Uhl mit nur 55 Jahren den Kampf gegen die Leukämie verloren.

Seit 1. Mai 2008 war Uhl Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, zuvor (ab 1994) Bürgermeister der Stadt Beilngries. Die Jahre davor aber hat er den Tourismus im Landkreis, im Naturpark Altmühltal und in Bayern geprägt. Mit ihm verliert die Kommunalpolitik sowohl im Landkreis Eichstätt als auch im fränkischen Nachbarlandkreis einen engagierten Streiter für den ländlichen Raum. Denn Uhl hatte schon in seiner Zeit als Sachgebietsleiter für Tourismus, Wirtschaftsförderung und Kultur im Landratsamt Eichstätt – ein Amt, das er 1983 noch unter Landrat Konrad Regler antrat – die Weichen für einen dahinschlummernden Wirtschaftszweig gestellt: den Tourismus im Landkreis und den angrenzenden Landkreisen.

Natürlich war der Naturpark bereits geboren, doch die Windeln legte der größte Naturpark Deutschlands erst unter der Ammenzeit von Franz Xaver Uhl (und seinem Mitstreiter Horst Bieswanger) ab. Uhl entwickelte dieses sich über fünf Regierungsbezirke, sieben Landkreise und vier Tourismusverbände erstreckende Gebilde zu einem strammen und vorzeigbaren Burschen bundesweit. Aus dem Gebietsausschuss, dessen Vorsitzender er seit 1994 bis heute war, formte er mit klaren Zielvorstellungen und der Fähigkeit, Menschen zu begeistern, eine schlagkräftige, effiziente und erfolgreiche Tourismusmarketingorganisation. Dies ist umso bemerkenswerter, als zu dieser Zeit im bayerischen und deutschen Tourismus weithin Kirchturmdenken vorherrschte. Aber nur dadurch konnte es gelingen, die Tourismusregion im Naturpark Altmühltal zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor zu machen. Und dabei hatte er nicht nur die Wirtschaftlichkeit im Auge, wie die Entwicklung des Uhlschen „sanften“ Tourismus zeigt.

Hierbei nutzte Uhl auch die Kompetenz der in Eichstätt ansässigen Katholischen Universität. In Zusammenarbeit mit der Tourismusgeographie, die den theoretischen Rahmen lieferte, entwickelte sich der Naturpark Altmühltal in den 1980er und 1990er Jahren zu einer bundesweit führenden Modellregion für die Umsetzung „sanfter“, heute würde man sagen nachhaltiger Tourismuskonzepte. Eine große Rolle spielte dabei auch der Aufbau des Informationszentrums Naturpark Altmühltal in Eichstätt – seinerzeit das erste Informationszentrum moderner Prägung in einem deutschen Naturpark. Dass erstmals in einem Naturpark-Informationszentrum (dessen Leiter Uhl von 1986 bis 1994 war) eine kommunale Tourismusstelle (Landkreis Eichstätt), die Geschäftsstelle eines Tourismusverbandes (Gebietsausschuss Naturpark Altmühltal) und eine Umweltbildungseinrichtung zu einem stimmigen Ganzen unter einem Dach zusammengefasst wurden, war auch dem Betreiben Uhls zu verdanken.

Ein Modell, das er auch „exportierte\". Denn die seit inzwischen mehr als 20 Jahren existierende Partnerschaft mit dem spanischen Naturpark Sierra de Maria geht auf seine Initiative zurück. Dort wurden nach Uhlschem Vorbild Infozentren aufgebaut. Und die Nachricht von seinem Ableben sorgte dort für tiefe Trauer: „Mit Bestürzung und großer Trauer habe ich vom Ableben Landrat Franz X. Uhls erfahren. In den zwei Jahrzehnten der Naturparkpartnerschaft zwischen dem Altmühltal und der Sierra de María habe ich ihn nicht nur als stets dynamischen, engagierten und weitsichtigen Förderer der deutsch-spanischen Zusammenarbeit, sondern vor allem als Menschen und guten Freund kennen und schätzen gelernt. Ein unersetzbarer Verlust für uns alle. Auch im Namen der Mitglieder der spanischen Partnerschaftskommission drücke ich seinen Angehörigen, Freunden und Mitarbeitern unser aufrichtiges Beileid aus“, teilte Dietmar Roth, stellvertretender Bürgermeister von Vélez Blanco, Mitglied des Zweckverbandes Los Vélez und Vorsitzender des Verwaltungsrates des Naturparks Sierra María-Los Vélez mit.

Am Herzen lag Franz Xaver Uhl die Aus- und Fortbildung touristischer Berufe. Er erwarb die Ausbildereignung für Reiseverkehrskaufleute und war federführend an der Weiterentwicklung der Ausbildungsordnung für Reiseverkehrskaufleute beteiligt. Das neu entwickelte Ausbildungscurriculum für die Reiseverkehrskaufleute im Bereich „Kur- und Fremdenverkehr“ trug den Arbeitstitel „Eichstätter Modell“. Weiterhin wirkte Franz-Xaver Uhl als Dozent, darunter beim Deutschen Seminar für Tourismus Berlin, und als Lehrbeauftragter an der Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Gemeinsam mit dem Fachbereich Geographie begründete Franz Xaver Uhl die Eichstätter Tourismusgespräche, ein bundesweit anerkanntes tourismuswissenschaftliches Fachkolloquium. Er war lange Jahre Umweltbeauftragter des Tourismusverbandes Franken und Mitglied im Marketingausschuss des TV Franken. Bundesweite Anerkennung in touristischen Fachkreisen erwarb er sich als ein Vertreter Bayerns im Fachausschuss Naturschutz, Umwelt und Tourismus des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Auch nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Beilngries 1994 und jetzt als Landrat von Weißenburg-Gunzenhausen wirkte Franz Xaver Uhl maßgeblich an der Weiterentwicklung des Tourismus im Naturpark Altmühltal mit.

Seit 1994 übte er die Funktion des Vorsitzenden des Tourismusverbandes Naturpark Altmühltal aus und im Jahr 2000 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Tourismusverbandes Franken gewählt. Seit 2008 war er zudem Vorsitzender des (Träger-)Vereins Naturpark Altmühltal und im Jahr 2010 wurde er zum Vorsitzenden des Naturparkverbandes Bayern im Bayerischen Landkreistag gewählt.

Franz Xaver Uhl war der entscheidende Promotor und damit „Vater“ für die Tourismusentwicklung im Naturpark Altmühltal seit den 1980er Jahren. Damit hat er auch entscheidenden Anteil daran, dass der Tourismus sich heute als Stütze der regionalen Wirtschaft präsentiert. Wie das DWIF München 2010 errechnet hat, verdanken heute über 6300 Menschen im Naturpark Altmühltal ihren Lebensunterhalt dem Tourismussektor.

Der Tourismus in Bayern, vor allem im Naturpark Altmühltal, ist untrennbar mit dem Namen Franz Xaver Uhl verbunden. Ohne ihn, ohne das dynamische, engagierte Zupacken, ohne sein Netzwerk, das er sich aufgebaut und gepflegt hat, ohne seine loyale und freundschaftliche, zuweilen auch hemdsärmelige und dann und wann auch aneckende Art, gäbe es die Tourismusregion Naturpark Altmühltal in ihrer jetzigen Form nicht.

Sein Tod ist ein schwerer Schlag für die Weiterentwicklung der Tourismusregion, aber auch für die vielen Freunde und Wegbegleiter, die ihm verbunden waren. Für viele Menschen war Franz Xaver Uhl „nicht nur der Vater des modernen Tourismus im Naturpark Altmühltal, sondern auch ein Lehrer, Ratgeber, Förderer und nicht zuletzt ein guter Freund“, wie es sein Nachfolger im Informationszentrum, Christoph Würflein, ausdrückt.