Eysölden
Vakanz nach nur fünf Monaten beendet

Oliver Schmidt und Jonathan Steensen in Eysöldener Thomaskirche ordiniert - Herzlicher Empfang

10.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:11 Uhr
Eine Glocke bekommt Oliver Schmidt, der neue Eysöldener Pfarrer, von Beate Krauß beim Empfang in der Sporthalle. −Foto: Leykamm

Eysölden (HK) Lediglich fünf Monate hat die Vakanz nach dem Weggang von Thomas Lorenz gedauert. Nun gibt es wieder einen Pfarrer für die evangelischen Kirchengemeinden Eysölden und Offenbau: Oliver Schmidt. Gemeinsam mit Jonathan Steensen wurde er in der Eysöldener Thomaskirche ordiniert. Ein Ereignis mit Seltenheitswert.

Denn die erste und bis dato einzige Ordination dort fand 1985 statt - damals trat Gerhard Schoenauer, der heutige Pegnitzer Dekan, den Pfarrberuf an. Schmidt wiederum ist im Dekanat Weißenburg kein Unbekannter mehr: Sein Vikariat hat der 35-Jährige in Pleinfeld abgeleistet. Für Steensen geht die Reise nun weiter nach Schnaittach-Osternohe, wo der 30-Jährige eine halbe Pfarrstelle bekleiden wird.

Eine ganze wartet nun auf Oliver Schmidt, der es mit einer großen Wirkungsstätte zu tun hat. Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern machte in ihrer Predigt ohne Umschweife deutlich, was die beiden erwarten könnte. Denn eine Ordination sei keine Eintrittskarte für einen geistlichen VIP-Bereich, sondern es gelte, nah bei den Menschen zu sein und sich für diese einzusetzen - oft über die eigenen Kräfte hinaus. Der Werdegang der beiden neuen Pfarrer sei dabei recht unterschiedlich. Dem gebürtigen Nürnberger Steensen sei der Beruf quasi in die Wiege gelegt worden, da ihn auch die Eltern ausgeübt haben.

Ganz anders lief es bei Oliver Schmidt. Geboren in Hof an der Saale, aufgewachsen in Röthenbach an der Pegnitz, hatte er als Schüler sowohl mit dem Religions- wie auch dem Konfirmandenunterricht nicht viel am Hut. Das könne aber auch ein Vorteil sein. So wisse Schmidt, "wie es um Menschen steht, die mit Kirche nichts anfangen können". Die Wandlung kam im Studium fürs Lehramt Realschule für Deutsch und Geschichte, zu dessen Zweck er sich eine Bibel zulegte. "Da hat es ihn gepackt", so Hann von Weyhern über Schmidt. Mit Leidenschaft habe er sich mit existenziellen Fragen des Lebens beschäftigt und zum christlichen Glauben gefunden, den er nun weitergeben wolle. Nach der Ordination gab es aus den Händen der Regionalbischöfin für beide neuen Pfarrer je ein Ansteckkreuz.

Für Schmidt war die Zeremonie aber noch nicht beendet. Er wurde vom stellvertretenden Dekan Frank Zimmer zum Gemeindepfarrer für Eysölden und Offenbau ernannt. Es sei sehr positiv, dass sich der neue Pfarrerkollege "bewusst für eine Stelle auf dem Land beworben hat. Das ist eine gute Wahl, wie ich aus eigener Erfahrung weiß". Der Seelsorger treffe hier auf "bodenständige, gemeindetreue Gläubige". Nach großem Beifall für den neuen Hirten teilten beide Ordinierten gemeinsam mit den anderen Geistlichen das Abendmahl in der auf allen Ebenen fast vollbesetzten Kirche aus.

Zum Empfang machte sich die Festgemeinde dann in die TSV-Sporthalle auf, wo der Posaunenchor die musikalische Begrüßung übernahm, der auch schon den Gottesdienst umrahmt hatte.

Spürbare Erleichterung zeigte sich beim Empfang beim Pfarrkapitel der Region Thalmässing. Neben Pfarrer Zimmer waren es sein Berufskollege Rudolf Hackner, Pfarrerin Beate Krauß und Diakon Lothar Michel, die fünf Monate lang Vertretungsdienst leisteten. "Einfach spitze, dass du da bist!" machte mit einem Lied auch das Kindergottesdienst-Team mit den Buben und Mädchen deutlich. Willkommensgrüße gab es ebenso von der Jugendgruppe Eysölden und der Landeskirchlichen Gemeinschaft Steindl in Person von Pastor Christian Hertel.

Nicht nur Landrat Herbert Eckstein erhoffte sich aufgrund der Tatsache der Bewerbung Schmidts, dass "Sie lange bleiben werden", sondern auch Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger, der im Namen der Marktgemeinde "die Hand zur Zusammenarbeit" ausstreckte. Der Senior des Pfarrkapitels im Dekanat, Hans Rohmer, mahnte die Gemeinden an, "sich auf den Wechsel einzulassen" und rief seinem neuen Kollegen zu: "Mach dein Ding!" Pfarrerin Beate Krauß hieß Schmidt stellvertretend für die Region Thalmässing willkommen und blickte bereits auf dessen kommende Aufgaben: von der Konfirmandenfreizeit in Wernfels bis hin zu "diversen Baumaßnahmen, die schon ihre Hände nach dir ausstrecken". Sie schenkte ihm eine kleine Glocke, um sich bei den Herausforderungen die nötige Aufmerksamkeit sichern zu können.

"Überglücklich" über ihren neuen Pfarrer zeigten sich auch die Vertrauenspersonen der Kirchenvorstände, Birgit Eckerlein (Eysölden) und Christian Schnell (Offenbau). Blumen für den "Neuen" gab es von den insgesamt 25 Konfirmanden und Präparanden. Sie habe den 39. evangelischen Pfarrer vor Ort bereits als Vikar kennengelernt, so Eckerlein. Und sich ihn gut als Seelsorger für beide Gemeinden vorstellen können. Nun ist es genauso passiert: "Besser kann es gar nicht laufen."

Schmidt selbst zeigte sich begeistert über die Herzlichkeit der Gläubigen. Noch am Abend seines Anreisetags sei sein Hof voller Menschen gewesen, die ihn willkommen hießen. "Beim Bäcker oder im Wirtshaus, überall höre ich einen Satz: Schön, dass Sie da sind." Am Faschingsdienstag habe er sogar eine ganze Ladung Krapfen vor seiner Tür gefunden. Mit einem Gruß von den "Eysöldener Mädels".

Jürgen Leykamm