Roth
Unbestechlicher Chronist der Welt

Kritik ohne erhobenen Zeigefinger: Buck 3 überzeugen in der Rother Kulturfabrik

02.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:28 Uhr
Kreativer denn je: Wolfgang Buck. −Foto: Foto: Unterburger

Roth (ub) Wolfgang Buck hat mit seiner neuen Combo der Kulturfabrik ein umjubeltes Konzert beschert.

Buck 3, sozusagen die fränkische Variante von Austria 3, verstand es auf hervorragende Weise, das Publikum in der gut gefüllten Kufa zu begeistern und zum Nachdenken zu bringen. Bucks Kollegen Felix Lauschus und Rupert Schellenberger, die beide viele Jahre Teil der aufgelösten Wolfgang-Buck-Band waren, erwiesen sich als ideale musikalische und gesangliche Ergänzung des großen Songwriters.

Vor allem die neuen Songs zeigten einen Wolfgang Buck, der heute noch schärfer und kompromissloser die Trostlosigkeit, Ungerechtigkeit und Widersprüchlichkeiten der großen, weiten Welt, aber auch der Welt hinter dem heimischen Gartenzaun analysiert. Buck klagt nicht mit erhobenem Zeigefinger an, sondern kleidet seine Kritik in vordergründig witzige Songtexte, die den Zuhörer aber bei mehrfachem Anhören der neuen CD frösteln lassen. So erweist sich der Musiker und Textautor Wolfgang Buck als unbestechlicher Chronist einer Welt, die aus den Fugen gerät, die in all ihrem Irrsinn nur noch hilfloses Schulterzucken hervorruft.

Es ist immer wieder ein Genuss, den fränkischen Poeten und Liedermacher Wolfgang Buck zu hören. Bei seinem jüngsten Konzert, das unbestritten zu seinen besten in der Kulturfabrik zählte, wurde es einem so richtig bewusst, welche Klasse dieser Mann hat. Seine Konzerte begeistern alle Altersschichten und zeigen einen Musiker und Dichter, der die Welt als zunehmendes Chaos interpretiert, jedoch immer auch einen Schimmer Hoffnung vermittelt. Dies zeigen zarte Kompositionen, die für Gänsehaut sorgen.

Wolfgang Buck ist der kreativste und erfolgreichste zeitgenössische fränkische Mundartsänger, den wir haben. Daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Er steigt in das Narrenschiff und lässt sich durch die Stürme des Lebens treiben. In seinen Songs entwirft er mit gewaltigen Bildern und Metaphern ein poetisches Szenario, das einem schier den Atem raubt. So ist der Song "Sambesi", den er selbst als "seine ganz persönliche fränkische Nationalhymne" bezeichnet und in dem er Helmut Haberkamms preisgekrönten Gedichtband "Frankn lichd nedd am Meer", erschienen 1992, zitiert, einer der Edelsteine jedes Buck-Konzerts, vermutlich das beste Lied, das Buck je geschrieben hat.

Bucks Songtexte enthalten eine kraftvolle Poesie, die den versteckten Zauber des Frankenlandes erahnen lassen, die den herben Charme des Aischgrunds und des Jura mit ihren Bewohnern auf wunderbar einfache, mit Ironie getränkter Sprache ausdrücken. Und Buck hat eine Gabe, die andere Liedermacher oft schmerzlich vermissen lassen: Er hat Humor und kann über sich selbst lachen. So erzählte er beispielsweise zwischen den vielen neuen und alten Liedern die Geschichte von einer Wirtin irgendwo im Fränkischen, die auf die Frage von Gästen, "Haben Sie auch vegetarisch. ", antwortete: "Vegetarisch. Wos isn des. Ich könnt' Ihner Bratwürscht machen. "

Im Song "Alles hinderlässd Schburn" wettert er gegen den Zwang zur jederzeitigen Erreichbarkeit im Zeitalter der Digitalisierung, er ist auf der Suche nach Zärtlichkeit und er vereinigt alle Klischees über den Franken, dem man ja nachsagt, er sei der volle Pessimist, sei wortfaul und grantig. Ohne Zweifel, Wolfgang Buck verklausuliert seine Wut über Ungerechtigkeiten nicht hinter intellektuellem Geschwafel, sondern schaut dem Volk aufs Maul und bringt es so rüber, dass es jeder versteht. Doch Buck entwirft auch wunderbare berührend-poetische Bilder ("Lied vom Glück"), beobachtet "entschleunigt" die Menschen, wird geplagt von Selbstzweifeln ("Der Sänger am Klavier") und kann seine Gedanken in tolle Musik gießen.

Erst nach vier Zugaben beendeten Buck 3 das Dreistunden-Konzert. Die Zuhörer dankten dem Trio mit großen Ovationen für das außergewöhnliche Konzerterlebnis.